Druck auf Boeing wächst
American Airlines bei 737 Max nicht informiert
Piloten in den USA zeigten sich bereits überrascht über die Existenz eines neues Systems in der Boeing 737 Max. Jetzt äußert sich erstmals auch eine Fluggesellschaft.
Boeing 737 Max: American Airlines pocht auf die vollständige Schulung ihrer Piloten.
Boeing 737 Max: American Airlines pocht auf die vollständige Schulung ihrer Piloten.
Nun hat sich auch American Airlines zum umstrittenen Anti-Strömungsabriss-Systems der Boeing 737 Max geäußert. «Wir schätzen unsere Partnerschaft mit Boeing, hatten aber keine Kenntnis von der Funktionalität des Maneuvering Characteristics Augmentation System MCAS, das bei der Max 8 installiert ist», sagte ein Sprecher der Fluglinie laut der Nachrichtenagentur Reuters. «Wir müssen sicherstellen, dass unsere Piloten in allen Abläufen geschult sind und die Schlüsselsysteme ihrer Flieger verstehen.»
Das MCAS sorgt dafür, dass die Maschine unter gewissen Umständen bei der Gefahr eines Strömungsabrisses die Nase automatisch nach unten neigt. Im Zusammenhang mit dem Absturz einer 737 Max 8 von Lion Air Ende Oktober steht die Frage im Raum, ob der verunglückte Jet aufgrund falscher Sensordaten das System irrtümlicherweise aktivierte. Falls dies der Fall war, ist zudem unklar, wie die Piloten reagierten. Mit dem MCAS ist die 737 Max ausgestattet, die herkömmliche 737 jedoch nicht. Grund dafür sind offenbar die größeren Triebwerke und die dadurch veränderte Aerodynamik der Max.
Piloten kritisieren Boeing
Nach dem Unglück gaben sowohl Boeing als auch die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration FAA Sicherheitshinweise zu dem System heraus. Daraufhin kritisierten Piloten von American Airlines und Southwest Airlines, dass sie nichts von der Existenz des MCAS gewusst hätten. Mit der Aussage des Sprechers von American Airlines meldet sich nun erstmals eine Fluglinie selber zu Wort. Man arbeite weiterhin mit Boeing und der FAA zusammen und werde die Piloten über jegliche Neuigkeiten informieren, so der Sprecher.
Boeings Marketingchef Randy Tinseth wollte bei einer Veranstaltung am Mittwoch (14. November) in Frankfurt nicht auf die Kritik der Piloten eingehen. Er versicherte lediglich, dass man mit den Behörden, die das Unglück untersuchen, zusammenarbeite und dass man auf die Sicherheit der 737 Max vertraue. Zudem brachte Tinseth sein Mitgefühl gegenüber den Angehörigen der Unglücksopfer zum Ausdruck.
Probleme mit einem Sensor
Die FAA teilte am Mittwoch mit, während man mehr aus den laufenden Untersuchungen erfahre, prüfe man zusammen mit Boeing weiterhin, ob Änderungen an der 737 Max nötig seien, etwa bei der Software oder beim Training sowie den Arbeitsanweisungen für die Piloten. Die US-Luftfahrtbehörde betonte aber auch, dass es keine separate Untersuchung neben der in Indonesien gebe.
Beim Lion-Air-Unglück war die Boeing 737 Max 8 der indonesischen Fluglinie kurz nach dem Start ins Meer gestürzt. Keiner der 189 Insassen überlebte. Die indonesische Transportsicherheitsbehörde wies während der Untersuchung darauf hin, dass der Jet fehlerhafte Daten von einem der Anstellwinkel-Sensoren erhalten habe.