Mitarbeitende von Japan Airlines: Junge Angestellte bemängeln die Unternehmenskultur.

Mitarbeitende von Japan Airlines: Junge Angestellte bemängeln die Unternehmenskultur.

Japan Airlines/Facebook

Zu hierarchisch

Mitarbeitende von Japan Airlines bemängeln Fehlerkultur

Die japanische Fluggesellschaft kämpft mit einer Reihe von Sicherheitsproblemen. Nun haben junge Mitarbeitdende öffentlich gemacht, dass sie nicht trauen, Fehler anzusprechen. Eine entscheidende Rolle spielt die Gesellschaftsstruktur.

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Die japanische Gesellschaft funktioniert anders als die meisten westlichen Gesellschaften. Statt des Individualismus hat der Kollektivismus in Japan eine lange Tradition. Die Interessen der Gruppe sind wichtiger als die des Einzelnen. In Japan hat sich daraus die sogenannte Harmoniegesellschaft entwickelt.

Japanerinnen und Japaner halten sich an allgemein geltenden Regeln. Sie streben an, stets respektvoll miteinander umzugehen und meiden Konflikte. Bausteine der Gesellschaft sind Rücksicht, Ehrlichkeit, Vertrauen, Bescheidenheit und Zurückhaltung. Das Kollektiv erwartet von jedem, dass es die Tugenden kennt, ehrt und lebt.

JAL kämpft mit Sicherheitsproblemen

Das schlägt sich besonders in der Arbeitswelt nieder. Denn gerade der Beruf hat einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Respekt gegenüber Vorgesetzten und Älteren ist auch hier tief verankert. Das sorgt auch für zahlreiche Probleme bei Japan Airlines.

Junge Mitarbeitende am Boden und in der Luft haben nun dem Airline-Management gegenüber ihre Besorgnis über mangelnde Ausbildung am Arbeitsplatz und Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit älteren Mitarbeitern geäußert, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg und beruft sich auf mit der Sache vertrauten Personen.

Altersgruppe zwischen 30 und 50 fehlt

Die Fluggesellschaft hat während der Pandemie viel Personal verloren. Besonders hoch war der Exodus bei Beschäftigten in einem Alter zwischen 30 und 50. Genau diese Altersgruppe fehlt aber den jüngeren Angestellten als Verbindungen zwischen den altgedienten Mitarbeitenden und sich selbst.

Diese Altersgruppe hat immer traditionell ihr Wissen an die Jüngeren weitergegeben. Wegen der strengen hierarchischen Regeln trauten sich jetzt die Jüngeren nicht mehr, den älteren Mitarbeitenden Fragen zu stellen. Eine ähnliche Dynamik gebe es auch in den JAL-Cockpits. Gerade wenn sich die Piloten manchmal zum ersten Mal begegnen, heißt es von den Bloomberg zitierten Personen, traue man sich nicht, Fehler anzusprechen. JAL beschäftigt über 2000 Pilotinnen und Piloten.

JAL kämpft mit einer Reihe von Zwischenfällen

Die zweitgrößte Fluglinie des Landes kämpft seit der Corona-Pandemie mit einer Reihe von Sicherheitsproblemen. Der tragischste Vorfall war die Kollision eines Airbus A350 mit einer Bombardier Dash 8-300 der japanischen Küstenwache im Januar am Flughafen Haneda mit fünf Todesopfern.

Im Mai wiederholte ein Pilot auf dem Flughafen Fukuoka im Südwesten des Landes die Anweisungen des Fluglotsen nicht ordnungsgemäß und überrollte eine Haltelinie, sodass er ohne Freigabe auf die Startbahn einfuhr. Außerdem kollidierten zwei JAL-Flugzeuge beim Rangieren auf dem Flughafen Haneda. Kürzlich musste ein Inlandsflug umdrehen, nachdem ein Feuer in einem Triebwerk gemeldet wurde.

Management räumt Personalprobleme ein

Im vergangenen November überquerte ein JAL-Flugzeug die Startbahn des Flughafens Seattle-Tacoma ohne Freigabe. Im Bericht zu dem Vorfall heißt es, dass der Kapitän die Anweisungen der Flugverkehrskontrolle missverstanden habe. Der Kopilot habe Zweifel gehabt, aber nichts gesagt.

«Wir haben es versäumt, ein Umfeld zu schaffen, in dem das Bodenpersonal die Sicherheit inmitten verschiedener Belastungen gewährleisten kann, und das hat zu der Reihe von Zwischenfällen geführt», räumte Munekazu Tachibana, die Vize-Sicherheitschefin der Fluggesellschaft im Rahmen einer Aktionärsversammlung letzte Woche ein.

Airline gelobt Besserung

Die Vorfälle sind auch der japanischen Luftfahrtbehörde nicht entgangen. Das Japan Civil Aviation Bureau JCAB hat die Fluglinie Ende Mai wegen der zahlreichen Vorfälle verwarnt. Die Fluggesellschaft hat jetzt bis zum 11. Juni Zeit, um dem JCAB darzulegen, wie man die Sicherheitskultur im Unternehmen verbessern will.

Japan Airlines hat Besserung gelobt. «Wir nehmen die Situation, eine administrative Warnung aufgrund einer Reihe von Sicherheitsvorfällen zu erhalten, sehr ernst», so Japan Airlines in einer Stellungnahme gegenüber dem Magazin Flightglobal. «Während jeder Vorfall seine eigene direkte Ursache hat, glaubt das Top-Management, dass es bei allen Vorfällen gemeinsame Herausforderungen gibt.»

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