Flieger von Air France: Der Staat will mehr Einfluss - und weniger Macht für KLM.

Flieger von Air France: Der Staat will mehr Einfluss - und weniger Macht für KLM.

Simeon Lüthi/aeroTELEGRAPH

Anteilserhöhung auf 30 Prozent

Frankreich will mehr Macht bei Air France-KLM

Die französische Regierung hilft dem Luftfahrtkonzern. Zugleich will sie die Machtbalance bei Air France-KLM nach Paris verschieben und die Beteiligung auf 30 Prozent erhöhen.

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Nachdem Benjamin Smith seinen Posten als neuer Konzernchef eingenommen hatte, begann er rasch, Air France-KLM umzukrempeln. Unter vielem anderem plante der Kanadier etwa, Air France und KLM enger zu verzahnen. Das aber passte Pieter Elbers nicht und fast hätte der KLM-Chef deswegen seinen Sessel geräumt.

Kulturelle Differenzen zwischen Franzosen und Niederländern gibt es seit der Gründung von Air France-KLM im Jahr 2004. Denn die französische Nationalairline ist finanziell deutlich weniger erfolgreich als ihr niederländisches Pendant. Immer wieder wurden auch Scheidungsgerüchte laut. Mit dem Streit zwischen Smith und Elbers erreichten die Differenzen im Frühjahr 2019 aber einen neuen Höhepunkt.

Neuerliche Finanzspritze

Die Niederlande reagierten darauf, indem sie eine Beteiligung am Luftfahrtkonzern eingingen. Seither halten sie 14 Prozent an Air France-KLM und damit nur leicht weniger als Frankreich, das 14,3 Prozent der Aktien besitzt. Doch dieses Gleichgewicht könnte sich schon bald wieder verschieben.

Denn wie der TV-Sender TF1 zuerst meldete und der Sender RTL bestätigte, will der französische Staat dem Konzern nochmals eine Finanzspritze geben. Dazu plane Air France-KLM im Frühjahr eine Kapitalerhöhung um vier bis fünf Milliarden Euro. Zugleich will Paris aber seine Macht ausbauen und will seinen Anteil auf 30 Prozent erhöhen.

KLM soll weniger zu sagen haben

Genau um die Machtfrage ist in den letzten Wochen bereits erneut ein heftiger Streit zwischen Frankreich und den Niederlanden entbrannt. Die Franzosen wollen, dass die Zentrale in Paris bei Air France-KLM mehr zu sagen hat. KLM soll Autonomie verlieren und bei Themen wie Flotte, Netzwerk oder der Billigairline Transavia weniger zu sagen haben. Dabei soll die höhere Beteiligung nun helfen.

Das kommt in Amsterdam freilich nicht gut an. Gut möglich also, dass sich auch die niederländische Regierung überlegt, ihren Anteil ebenfalls nochmals zu erhöhen. Ein 15-Prozent-Anteil am Luftfahrtkonzern kostet momentan lediglich 340 Millionen Euro.

Garantierte Kredite und Direktkredite

Im Frühjahr hatten die Regierungen der Niederlande und Frankreichs Air France-KLM bereits einmal gestützt. Im April half Paris dem Konzern mit insgesamt sieben Milliarden Euro. Die Hilfe besteht aus einem Kredit von vier Milliarden von einem Konsortium von sechs Banken, der zu 90 Prozent von der Regierung garantiert wird. Hinzu kam ein Direktkredit aus der Staatskasse über drei Milliarden Euro.

Die niederländische Regierung unterstützte die Gruppe mit 3,4 Milliarden Euro. Zum einen bestand die Hilfe aus einer Bürgschaft für Bankkredite von bis zu 2,4 Milliarden Euro und zum anderen aus einem direkten Darlehen des niederländischen Staates von1 Milliarde Euro. Neben Frankreich und KLM sind auch Delta Air Lines und China Eastern mit je 8,8 Prozent an Air France-KLM beteiligt.

Air France-KLM bestätigt Kapitalbedarf

Air France-KLM bestätigt einen zusätzlichen Kapitalbedarf. «Die Verschuldung der Gruppe ist hoch, und die Ergebnisse sind durch die Corona-Krise stark beeinträchtigt worden. Es ist daher notwendig, die Bilanzstruktur zu stärken, was vor der Jahreshauptversammlung im Mai 2021 geschehen sollte», erklärt eine Sprecherin gegenüber aeroTELEGRAPH. Es gebe diesbezüglich mehrere Optionen. Man prüfe alle Möglichkeiten mit den Hauptaktionären, «insbesondere dem französischen und niederländischen Staat».

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