2020 stürzte die Covid-19-Pandemie die Luftfahrt in eine Krise ungeahnten Ausmaßes. Ängstliche Passagiere und staatliche Reiserestriktionen ließen die Nachfrage im Passagierverkehr teilweise fast auf null sinken. Als Folge hätte es wohl ein riesiges Airline-Sterben gegeben, wären die Staaten der Branche nicht vielfach finanziell beigesprungen.
Natürlich gab es trotzdem etliche Fluggesellschaften, die 2020 vom Markt verschwanden. Nicht wenige verabschiedeten sich mit einer Comeback-Ankündigung. Manchen gelingt es vielleicht, vielen aber wohl nicht. Außergewöhnlich: Dank eines neuen Investors gelang es Ravn Alaska trotz der Krise noch im es laufenden Jahr, den Betrieb wieder aufzunehmen.
LGW und andere deutsche Airlines verschwanden
Andere hatten weniger Glück. So endete nach 40 Jahren die Geschichte der LGW Luftfahrtgesellschaft Walter. Nachdem Eurowings die Wet-Lease-Verträge mit der Dash-8-Betreiberin gekündigt hatte, fand diese auch in einer Insolvenz in Eigenverwaltung keine Rettung. Sie ist nicht die einzige deutsche Fluglinie, die 2021 nicht mehr erleben wird.
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie, welche Fluglinien 2020 verschwunden sind.
Diese Airlines verschwanden im Corona-Jahr 2020
Schon Ende 2019 musste Atlasglobal den Flugbetrieb einstellen, hob danach aber wieder ab. Im Februar 2020 war dann endgültig Schluss für die türkische Fluggesellschaft. Sie stellte den Betrieb ganz ein und ging in die Insolvenz.
Ebenfalls im Februar verschwand Air Italy, die zweitgrößte italienische Fluglinie. Sie war 1963 als Alisarda gegründet worden, hieß später Meridiana und flog seit 2017 mit Beteiligung von Qatar Airways. Auch das bewahrte sie nicht vor der Liquidierung. Im Juli gab es einen Comeback-Plan, aus dem bisher aber nichts wurde. Im Zuge der Pandemie brach die Nachfrage nach Passagierflügen ein, doch der Bedarf nach Frachtflügen stieg. Connect Linhas Aéreas (Connect Cargo) aus Brasilien profitiere nicht mehr davon - sie meldete schon im Februar Insolvenz an.
Europas größte Regionalairline hatte seit Längerem akute Geldprobleme. Das Coronavirus (damals noch als Epidemie eingeordnet, noch nicht als Pandemie) ließ die Buchungen von Flybe einbrechen und brach der Airline Anfang März das Genick. Sie war das erste Corona-Opfer unter den Fluglinien. Im Dezember erklärte der neue Eigentümer allerdings, wieder eine Betriebsgenehmigung für Flybe zu beantragen. In den USA verschwanden Anfang April zwei Regionalfluglinien. Die Corona-Krise beschleunigte das Ende von Compass Airlines, die regional für Delta geflogen war, und ihrer Schwester Trans States Airlines, die für United unterwegs war. Der Lufthansa-Konzern kündigte im April an: «Der Flugbetrieb der Germanwings wird beendet.» So setze man den Plan beschleunigt um, den Flugbetrieb in Eurowings zu bündeln. Seitdem befindet sich Germanwings in der Abwicklung.
Diese Airline gehört in eine Sonderkategorie: Ravn Alaska verschwand zwar 2020, kam aber noch im selben Jahr wieder zurück. Die Regionalairline stellte im April den Betrieb ein und meldete Insolvenz an. Viele Kommunen in Alaska standen daraufhin ohne Flugverbindung da. Doch im Sommer fand sich ein neuer Eigentümer und seit November nimmt Ravn nach und nach den Betrieb wieder auf.
Noch nicht ganz so weit wie Ravn ist Miami Air International, aber sie ist zumindest auf einem ähnlichen Wege. Die Charterfluggesellschaft war unter anderem auf den Transport von Sportteams spezialisiert, bis sie im Mai alle Mitarbeiter entließ und liquidiert wurde. Im Sommer kaufte ein Investor die Reste der Fluggesellschaft und will sie wieder auferstehen lassen, zuerst mit einer Boeing 737-800. Ebenfalls im Mai beschloss Ecuador, die Nationalairline Tame zu liquidieren, die zuletzt mit zwei Embraer E190, einem Airbus A319, einem A320 und drei ATR 42 geflogen war. Es gebe genug private Alternativen, so die Regierung. Latam Argentina musste im Juni aufgeben. Mutterkonzern Latam, der sich selber in den Gläubigerschutz flüchtete, will Argentinien künftig mit anderen Fluggesellschaften der Gruppe bedienen.
Carlos Daniel Dobelli/Flickr/<a href="https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/" rel="noopener" target="_blank">CC-BY-SA 2.0</a> (bearbeitet)
IAG-Billigtochter Level schloss gleich zwei Ableger: im Juni Level Europe in Wien und Amsterdam, im Juli Level France in Paris.
Sun Express gab im Juni bekannt, ihre deutsche Tochter zu liquidieren. Die Fluggesellschaft, die ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansas und Turkish Airlines ist, operiert nun nur noch mit ihrem türkischen Luftverkehrsbetreiberzeugnis. Der Aufsichtsrat der thailändischen Billigairline Nok Scoot beschloss im Juni, den Betrieb einzustellen und das Unternehmen zu liquidieren. Aufgrund des intensiven Wettbewerbs sei die Situation schon vorher schwierig gewesen, hieß es. Aufgrund der Covid-19-Pandemie sehe man keine Chance, sich zu erholen. Nok Scoot war ein Joint Venture der thailändischen Nok Air und der Singapore-Airlines-Tochter Scoot.
One Airlines gab im Juni bekannt, dass sie den Betrieb einstellt. Die finanzielle Situation sei aufgrund der Pandemie schwierig geworden, so die chilenische Charterairline. Sie machte auch die Konkurrenz von Sky, Jetsmart und Latam sowie das Ausbleiben von finanzieller Unterstützung durch die Regierung verantwortlich.
Kenneth Brown/Instagram: @brown.aviation
Die slowakische Go 2 Sky war mit vier Boeing 737-800 im Wet-Lease- und Chartergeschäft aktiv. Zu den Kunden gehörten etwa Lot Polish Airlines, Corendon oder Enter Air. Mit Ausbruch der Covid-19-Pandemie brach jedoch das Geschäft ein, so dass die Fluglinie im August den Betrieb einstellte. Für 2021 ist die Rückkehr angekündigt. Im Oktober informierte die malaysische Air Asia, dass ihre japanische Tochter nie mehr abhebt. So wolle man den Mittelabfluss im Konzern senken. Im November meldete Air Asia Japan beim Bezirksgericht Tokio Insolvenz an.
Cathay-Pacific-Tochter Cathay Dragon stellte im Oktober den Betrieb ein. Die Mehrheit der Strecken soll von Cathay Pacific und der Billigtochter HK Express übernommen werden. Zugleich kündigte die Airline-Gruppe an, rund 24 Prozent der 8500 der Stellen im Konzern zu streichen.