Letzte Aktualisierung: um 21:16 Uhr

Cockpit und Kabine

Ab sofort drohen bei Discover Streiks

Die Tarifeinigung mit Verdi verschafft der Lufthansa-Tochter keine Ruhe - im Gegenteil. Die Mitglieder von Vereinigung Cockpit und Ufo stimmen mehrheitlich für Streiks bei Discover Airlines.

Eigentlich möchte Discover Airlines gerade Fahrt aufnehmen. Am Montag (19. August) kündigte Lufthansas Ferienflugtochter an, im kommenden Sommer ihr Angebot in Frankfurt und München auszubauen. Am Mittwoch gab sie dann bekannt, ihre Flotte um sechs Flugzeuge zu erweitern und eine neue Kabine für die Langstrecke zu entwickeln.

Doch bei beiden Ankündigungen muss Discover klar gewesen sein: Es droht ihr ein Bremsklotz vor die Räder zu fliegen. Beziehungsweise sogar zwei. Denn seit vergangenem Donnerstag (15. August) ließen die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und Ufo ihre Mitglieder zeitgleich über mögliche Streiks abstimmen.

81 Prozent und fast 92 Prozent stimmen mit Ja

Nun sind die Ergebnisse da. «Bei der heute zu Ende gegangenen Urabstimmung haben sich die Pilotinnen und Piloten bei Discover klar dafür ausgesprochen, den aktuellen Weg einer Tarifierung durch die Vereinigung Cockpit weiterzuverfolgen und notfalls mit Arbeitskampfmaßnahmen durchzusetzen», so die Gewerkschaft am Mittwoch (21. August).

«Bei einer Wahlbeteiligung von 90 Prozent stimmten 81 Prozent mit Ja», so die Vereinigung Cockpit. Für die Kabine teilte die Unabhängige Flugbegleiter Organisation Ufo mit: «Mit 91,8 Prozent votierten die aufgerufenen Mitglieder in großer Mehrheit für Streiks.»

«Gewerkschaft aus dem Nichts mächtig zu machen»

Hintergrund des Konfliktes sind die Tarifverträge für Cockpit und Kabine, auf die sich Discover mit der Gewerkschaft Verdi geeinigt hatte. Vereinigung Cockpit und Ufo werfen dem Management vor, sich den bequemeren Tarifpartner ausgesucht zu haben – obwohl dieser viel weniger Mitarbeitende vertritt. «Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit haben mit deutlicher Mehrheit entschieden, dass sie es nicht hinnehmen werden, dass die Arbeitgeberseite über ihre Köpfe hinweg Tarifverträge mit einer ihr genehmen Gewerkschaft abschließt», sagt nun Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit.

Ufo hatte zuvor bereits kritisiert, dass in der Verdi-Einigung besondere Vorteile für Mitglieder enthält, besonders einen längeren Kündigungsschutz. «Eine Zwei-Klassen-Kabine ist für uns grundsätzlich inakzeptabel», sagt jetzt Harry Jaeger, Leiter der Tarifpolitik bei Ufo. «Der Versuch des Arbeitgebers, durch Geschenke eine Gewerkschaft aus dem Nichts mächtig zu machen, stellt alles auf den Kopf, was in über 150 Jahren Gewerkschaftsgeschichte schlicht selbstverständlich war: Für die Mächtigkeit einer Gewerkschaft ist die Gewerkschaft zuständig, nicht der Arbeitgeber.»

«Unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen ab sofort möglich»

Verdi hatte vergangene Woche entgegengehalten, man vertrete «seit Jahren erfolgreich fliegendes Personal in und außerhalb des Lufthansa-Konzerns» und erlebe bei Discover eine Eintrittswelle. Vereinigung Cockpit und Ufo gehe es aktuell weniger um Arbeitnehmer-Interessen als viel mehr darum, «Macht und Bedeutung im Konzern abzusichern».

Vereinigung Cockpit und Ufo erklären nach den Abstimmungen: «Auch wenn die Urabstimmungen getrennt für Kabine und Cockpit liefen und jede Gewerkschaft unabhängig für ihr Forderungspaket zu Arbeitskämpfen aufruft, sollte sich der Arbeitgeber im Klaren sein, dass Ufo und Vereinigung Cockpit sich zum weiteren Vorgehen weiterhin eng abstimmen.» Die Cockpitgewerkschaft kündigt an: «Unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen sind ab sofort jederzeit möglich.» Ufo formuliert: «Ab sofort wird jederzeit mit Arbeitskämpfen bei Discover Airlines zu rechnen sein.»