Letzte Aktualisierung: um 23:38 Uhr

Simulatortests mit Boeing 737 Max

40 Sekunden, um die Katastrophe zu verhindern

In Simulatortests wird derzeit ein Softwareupgrade für die Boeing 737 Max geprüft. Dabei zeigt sich, wie dramatisch sich eine Fehlfunktion auswirken kann.

Was genau lief schief mit dem MCAS-System, das als zentrale Ursache für den Absturz der Boeing 737 Max von Lion Air im vergangenen Oktober vermutet wird? Und wie kann man ein weiteres Unglück verhindern? Der Frage gehen der Flugzeughersteller und Ermittler derzeit mit Hochdruck nach. Das System soll eigentlich einen Strömungsabriss verhindern. Wird es aber mit falschen Daten gefüttert, kann es passieren, dass es sich grundlos einschaltet, ungeschulte Piloten verwirrt und vor Probleme stellt.

Um das zu verhindern, wird Boeing schon bald ein Software-Update anbieten. Und um das zu testen, fanden laut der Zeitung New York Times Simulatortests statt. In denen zeigte sich deutlich, wie katastrophal die Lage sein kann, in die eine MCAS-Fehlfunktion die Piloten bringen kann. Wie verschiedene mit der Sache vertraute Quellen dem Blatt berichteten, hatten Piloten mit der bisherigen Software weniger als 40 Sekunden Zeit, um einen Absturz zu verhindern.

Überraschend heftige Reaktion

Dieses kurze Zeitfenster verlängert sich, wenn die Piloten korrekt reagieren. Zunächst müssen sie mit ihrem Daumen einen Schalter betätigen, der die durch MCAS ausgelöste Bewegung der Flugzeugnase nach unten stoppt. Dann braucht es zwei weitere Schalter, die den Motor zur Trimmung des Höhenleitwerks abstellen. Schlussendlich müssen sie noch manuell korrigieren, was durch die Fehlfunktion schief gelaufen ist.

Die Piloten in den Simulatorflügen berichten laut der New York Times, dass ihnen erst in den Tests bewusst wurde, wie heftig das System reagiert. Sie waren zwar in der Lage, den Flieger unter Kontrolle zu bekommen. Das lag aber daran, dass sie mit dem MCAS-System und der möglichen Fehlfunktion vertraut waren. Boeing wurde im Nachgang des Absturzes heftig dafür kritisiert, dass Flugzeugführer nicht genügend informiert worden waren. Denn: Routine ist wichtig. Die Lion-Air-Piloten hatten den ersten Schalter zwar betätigt, doch das System schaltete sich immer wieder aufs Neue ein, weil es weiterhin mit fehlerhaften Daten gefüttert wurde.

Training angepasst

Inzwischen wurde das Training der Piloten auf der Boeing 737 Max entsprechend angepasst. In den Software-Updates von Boeing ist unter anderem enthalten, dass sich das System nur einmal anschalten kann. Außerdem braucht es Daten von zwei Quellen statt wie bisher einem Sensor, bevor es sich einschaltet.

In den Simulatortests mit der neuen Software schaltete sich das MCAS-System laut New York Times zwar ein, doch es reagierte weniger heftig und gab den Piloten mehr Zeit, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.