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Japanische Pläne

Wird aus dem Mitsubishi Spacejet ein Militärflugzeug?

Vor 14 Monaten stellte Mitsubishi Aircraft die Entwicklung des Spacjets ein. Jetzt könnte das Regionalflugzeug doch noch zu Ende gebaut werden - allerdings für einen ganz neuen Zweck.

Ende der Fünfzigerjahre machten sich japanische Industriekonzerne – unter anderem auch Mitsubishi Heavy Industries – daran, ein eigenes Flugzeug zu entwickeln. Das Resultat war die NAMC YS-11, die mit Platz für 64 Fluggästen und voll beladen 1090 Kilometer weit fliegen konnte. Nur 182 Exemplare des zweimotorigen Turboprop-Regionalfliegers wurden bis zum Produktionsstopp 1974 gebaut.

Nach dem mäßigen Erfolg war es lange ruhig um die japanische Flugzeugbauindustrie. Sie wirkte danach vor allem als Zulieferer der großen Hersteller im Ausland. Dennoch wagte sich Mitsubishi – wiederum auf Drängen des mächtigen Industrieministeriums Meti – fünfzig Jahre später wieder an die Entwicklung eines Flugzeugs. 2008 wurde der Regional Jet offiziell lanciert, der später in Spacejet umgetauft und neu ausgerichtet wurde.

Suche nach Elint-Flugzeugen

Doch das Programm geriet ins Stocken und bekam immer mehr Verspätung, am Ende waren es rund zehn Jahre. Im Oktober 2020 stoppte Mitsubishi Aircraft, an der Mitsubishi Heavy Industries die Mehrheit hält, die Entwicklung. Die Aktivitäten wurden auf ein Minimum reduziert, Forschungszentren geschlossen, Angestellte entlassen. Bis Ende März 2022 wollte das Unternehmen entscheiden, wie es mit dem Spacejet weitergehen wird.

Doch jetzt gibt es Gerüchte, dass zumindest eine Variante des Spacejets doch noch fertig gebaut werden könnte. Das japanische Verteidigungsministerium hat kürzlich ein Beschaffungsvorhaben für neue Elint-Flugzeuge veröffentlicht. Die Abkürzung steht für Electronic signals intelligence. Dabei geht es darum, elektromagnetischen Ausstrahlungen von Ortungs-, Leit-, Lenk- und Navigationssystemen zu erfassen und analysieren.

Mitsubishi kann das Gesicht wahren

Wie das Beratungsunternehmen Avascent schreibt, stand der Spacejet in einer früheren Ausschreibung zum Ersatz der heute noch verwendete Lockheed P-3 Orion explizit drin. Die Anforderungen seien kaum verändert worden, der Mitsubishi-Flieger werde nun aber nicht mehr genannt. Dennoch gebe aus dem Industrieministerium Signale, dass genau hier der größere Spacejet M90 ins Spiel kommen könnte.

Das hätte gleich mehrere Vorteile. Die Milliardeninvestitionen in den Spacejet wären nicht vollständig verloren. Zudem könnte Japan Know-how erhalten, das bei der Entwicklung gewonnen wurde. Zudem kann Mitsubishi aber auch das Gesicht wahren, was in Japan besonders wichtig ist.

Einem Rüstungslieferanten helfen

Das ist noch nicht alles. «Die Regierung kann Mitsubishi Heavy Industries unterstützen, denn der Konzern ist seit jeher ein großer Rüstungslieferant», sagt Addison Schonland, vom Analysehaus Air Insight. Das alles steht auch vor dem Hintergrund, dass es für den militärischen Einsatz keine zivile Zulassung braucht, die weitaus komplizierter zu bekommen ist.

Mitsubishi hatte den Spacejet zuletzt in zwei Varianten geplant. Der M100 ist trotz der höheren Zahl im Namen die kleinere Version. Er ist 34,5 Meter lang und fasst maximal 88 Passagiere. Der Spacejet M90 bringt es auf 35,8 Meter Länge und hat Platz für bis zu 92 Reisende.