Letzte Aktualisierung: um 12:30 Uhr

Comac als Konkurrent

Wird aus Airbus’ und Boeings Duo- ein Triopol?

Chinas Luftfahrtindustrie steckt noch in den Kinderschuhen. Doch auch im Westen glauben immer mehr Branchenvertreter, dass Comac zum ernsthaften Konkurrenten von Airbus und Boeing werden wird.

Wer in den Siebzigerjahren ein Auto von Nissan, Toyota oder Suzuki kaufte, musste sich so einiges anhören. «Fährst du jetzt auch so eine billige Japanerkiste», war einer der Sprüche, die fielen. Als Günstig und von schlechter Qualität galten PWs aus Nippon.

Und so glaubten wenige, dass die japanische Automobilindustrie schon bald zur stärksten weltweit werden würde. Genauso wetten heute wenige, dass es neben Airbus und Boeing in naher Zukunft eine dritte Macht geben könnte. Russland und China haben sich zwar zum Ziel gesetzt, das Duopol zu sprengen. Doch die Superjets und die ARJ21 sind bisher Randerscheinungen mit bestenfalls nationaler Ausstrahlung.

«Einen gewissen Marktanteil erobert»

Doch die beiden Staaten und ihre Luftfahrtindustrien geben nicht auf. Die chinesische Comac hat mit ihrer C919 ein technisch viel ausgereifteres Produkt in der Pipeleine als das bescheidene Vorgängermodell. Und auch der vor der Zulassung stehenden Irkut MS-21 aus Russland wird gemeinhin durchaus ein gewisses Potenzial attestiert. Beide sollen Airbus’ A320 Neo und Boeings 737 Max Marktanteile streitig machen.

Und ein prominenter Branchenvertreter glaubt auch, dass das gelingen könnte – zumindest in einem Fall. «Wir glauben, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Comac im Bereich der Schmalrumpfflugzeuge bis zum Ende des Jahrzehnts einen gewissen Marktanteil erobert haben wird», erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury dieser Tage bei einer Veranstaltung, wie Flightglobal berichtet.

Comac mit einem Vorteil

Es brauche viel Zeit, um die Reife eines Produkts zu beweisen, um es «zuverlässig, vertrauenswürdig und wirtschaftlich zu machen», so Faury. Doch Comac habe dabei einen großen Vorteil. Chinas Fluggesellschaften seien mehrheitlich staatlich. Deshalb könne Comac die C919 dort schneller in den Markt bringen. Die Volksrepublik ist auch für Airbus ein wichtiger Markt. Ein Fünftel der Auslieferungen 2020 seien nach China gegangen, so Faury.

Das sieht auch Willie Walsh so. «Die C1919 wird ein gutes Flugzeug sein», so der Iata-Generaldirektor und ehemalige Chef von IAG im aeroINSIDER-Talk von aeroTELEGRAPH. Comac werde in der Zukunft ein «glaubwürdiger globaler Konkurrent», von Airbus und Boeing sein.