Letzte Aktualisierung: um 8:28 Uhr

NTSB-Abschlußbericht

Wirbelschleppen eines Airbus A320 ließen Cirrus SR22 abstürzen

Vor rund zwei Jahren stürzte in Tennessee eine Cirrus SR22 ab. Spekulationen, Wirbelschleppen eines Airbus A320 hätten das Leichtflugzeug zum Absturz gebracht, haben sich erhärtet. Und es gibt neue Details zum Vorfall.

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Charles Schneider war begeisterter Hobbypilot. Er war Mitbegründer von Mygoflight, einem Anbieter von Cockpit-Montagesystemen für iPads, iPhones und andere Tablets. Der 64-Jährige kam am 16. Dezember 2021 beim Absturz einer Cirrus SR22 in der Nähe des Flughafens von Knoxville im US-Bundesstaat Tennessee ums Leben. Der 30-jährige Pilot überlebte mit schwersten Verbrennungen.

Knapp zwei Jahre später haben die Ermittler der Untersuchungsbehörde National Transportation Safety Board NTSB ihren Abschlussbericht vorgelegt. Was schon kurz nach dem Absturz der Cirrus mit der Kennung N162AM spekuliert wurde, ist nun Gewissheit: Wirbelschleppen eines Airbus A320 der Allegiant Air haben das Leichtflugzeug erfasst und zum Absturz gebracht.

Cirrus ordnete sich hinter A320 ein

Das Wetter am 16. Dezember war klar, trocken und es herrschten gute Sichtverhältnisse. Die 14 Jahre alte Cirrus SR22 startete auf der Piste 23L und flog zunächst einen Kreis links um den Flughafen, um wieder auf Piste auf 23L zu landen. Nach dem zweiten Start wurde der Pilot von der Flugsicherung angewiesen, einen rechten Kreis zu fliegen. Er berichtete, dass er etwa in Höhe von 1000 Fuß vom Lotsen auf einen anfliegenden Airbus im Endanflug hingewiesen wurde.

Der Pilot hatte Sichtkontakt mit dem Airbus. Die Flugverkehrskontrolle erteilte der Cirrus die Landeerlaubnis hinter dem Airbus. Dem Abschlussbericht zufolge drehte die einmotorige Maschine etwa 1,8 Seemeilen (3333 Meter) hinter dem Airbus A320 auf die Basisstrecke zur Landebahn. Der Abstand fühlte sich für den Cirrus-Piloten im Vergleich zu seinen früheren Erfahrungen hinter schweren Flugzeugen «nicht ungewöhnlich oder zu eng» an.

Keine Warnung vor Wirbelschleppen

Der Pilot kann sich nicht daran erinnern, ob er vor Wirbelschleppen gewarnt worden war oder nicht. Er wurde nicht gewarnt. Die Cirrus flog zu nah hinter dem Airbus A320 von Allegiant Air. Plötzlich spürte der Pilot einen Stoß. Passagier Schneider war beunruhigt und fragte: «Was war das?», worauf der Pilot antwortete: «Es war eine Wirbelschleppe.»

Daraufhin machte die Maschine eine scharfe Rolle um etwa 120 Grad nach links. Dann begann sich die Flugzeugnase um etwa 30 Grad nach unten zu neigen. Der Pilot wies Schneider an, den bei allen Cirrus-Maschinen verbauten Notfallschirm zu ziehen. Doch es war zu spät, die Cirrus schlug auf dem Boden auf.

Wirbelschleppen entstehen hinter jedem Flugzeug

Der Pilot sagte, der Aufprall sei im Vergleich zu seinen Erwartungen relativ harmlos gewesen, und für einen Moment spürte er Erleichterung, bis das Flugzeug scheinbar augenblicklich und auf beiden Seiten des Flugzeugs Feuer fing. Der Pilot konnte sich schnell befreien. Der Passagier erst viel zu spät.

Der Abschlussbericht kommt zu dem Schluss, dass durch den Kontrollverlust in 1000 Fuß Höhe über dem Boden weder dem Piloten Zeit blieb, die Kontrolle über das Flugzeug wiederzuerlangen, noch dem Notfallschirm, sich vollständig zu entfalten, um einen erheblichen Verzögerungseffekt auf die Cirrus auszuüben.  Das Versäumnis der Fluglotsen, dem Cirrus-Piloten eine mündliche Wirbelschleppen-Warnung zu geben, hat zu dem Unfall beigetragen.

Unterschiedlich stark

Wirbelschleppen – auf Englisch wake turbulence genannt – entstehen hinter jedem fliegenden Flugzeug und können bei einem geringen Abstand bei einem folgenden Flugzeug zu Turbulenzen führen. Es sind gegenläufig drehende Luftwirbel, die sich um Tragflächen und Flügelspitzen bilden.

Wie stark die durch Wirbelschleppen ausgelöste Turbulenzen sind, hängt vor allem vom Gewicht des Flugzeuges ab. Die Folgen für betroffenes Flugzeug reichen von Schlingern um die vertikale Achse und Rollen um die Längsachse.