Ramiro Sequeira, Iberia
«Warten auf eine Zertifizierung des Höchstabfluggewichts des A321 XLR»
Als erste Airline fliegt Iberia mit einem Airbus A321 XLR. Betriebschef Ramiro Sequeira spricht im Interview über Reichweite, Kabine und Flugziele. Und über andere Modelle.
Iberia-Betriebschef Ramiro Sequeira und der erste A321 XLR: Vorerst acht eingeplant.
Iberia-Betriebschef Ramiro Sequeira und der erste A321 XLR: Vorerst acht eingeplant.
Iberia fliegt mit ihrem ersten Airbus A321 XLR von Madrid nach Boston. Washington ist als zweites Ziel offiziell angekündigt. Es gab aber auch schon Spekulationen über weitere Destinationen in den USA und in Brasilien. Welche weiteren XLR-Ziele planen Sie wirklich?
Ramiro Sequeira*: Der Airbus A321 XLR gibt uns die Möglichkeit, Airports an den Ostküsten des amerikanischen Kontinents zu erreichen, auch sekundäre Flughäfen in Brasilien und ebenso in Kanada. Im Detail kann ich mich zu Routenentscheidungen aber noch nicht äußern.
Wie weit können Sie genau fliegen mit dem XLR?
Die Reichweite unserer A321 XLR beträgt 7500 Kilometer, aber wir müssen Erfahrungen sammeln. So könnte es etwa im Sommer bei Hitze Einschränkungen geben. Wir warten zudem auf eine Zertifizierung des Höchstabfluggewichts des A321 XLR, die Airbus im Frühjahr erwartet. Dann können wir die Nutzlast anders handhaben, also Passagier- und Gepäcklast.
Bei der Vorstellung des ersten XLR hat Iberia-Chef Marco Sansavini angedeutet, dass in Zukunft auch andere Kabinenkonfigurationen denkbar wären. Geht es dabei schon um die acht Exemplare, die aktuell für Iberia bestimmt sind, oder um mögliche zusätzliche Flugzeuge?
Die ersten acht Flugzeuge kommen alle in der Economy Class mit 168 Plätzen und in der Business Class 14 Sitzen, die sich in flache Betten verwandeln lassen.
Aber wenn es zum Beispiel große Nachfrage in der Business Class gibt, könnte diese dann wachsen?
Es ist ein neues Flugzeugmodell und ein neues Kabinenkonzept. Jetzt müssen wir erstmal lernen, wie die Nachfrage auf den Routen aussieht und wie das Erlebnis für die Fluggäste ist.
Bild: Die Economy-Kabine des A321 XLR von Iberia. aeroTELEGRAPH
Haben Sie keine Angst, dass die Reisenden in der Economy Class es scheuen, so viel Zeit in einer so verhältnismäßig kleinen Röhre zu verbringen?
Wir haben eine sehr moderne Kabine, mit Wifi an Bord und Bluetooth zum Beispiel auch in der Economy Class. Das Flugerlebnis wird sehr ähnlich zu dem in einem Großraumflugzeug sein. Und unsere IAG-Schwesterairline Aer Lingus hat schon Erfahrung mit dem A321 LR. Da ist das Feedback sehr positiv. Daher glauben wir, dass es bei uns auch so sein wird.
Iberia hat in der Langstreckenflotte den Airbus A350, den A330 Ceo und nun den A321 XLR. Ist es für Sie für die Zukunft auch der A330 Neo eine Option?
Wir haben einen strategischen Plan bis 2030, zu dem auch Neuerungen gehören werden. Aktuell ist unsere Strategie allerdings sehr fokussiert auf den A350-900 und den A321 XLR für lange Strecken sowie für Kurze- und Mittelstrecken auf den A320 Neo und den A321 Neo.
Ist der A350-1000 eine Option?
Nein, im Moment nicht.
Und bei den kleineren Flugzeugen: Ist der A220 interessant für Iberia?
Nein, diese Option ist aktuell nicht im Gespräch. Der A220 hat auch ein anderes Type Rating, was zusätzliche Anforderungen für die Cockpitcrews mit sich bringen würde.
«Natürlich eine Enttäuschung»
Iberia und der Mutterkonzern IAG haben viel Zeit und Arbeit in den Versuch gesteckt, Air Europa zu übernehmen. Aber letztlich hat die EU nein gesagt. War das eine große Enttäuschung?
Ja, es haben viele Leute an diesem Projekt gearbeitet bei IAG und Iberia. Und da dies über viele Jahre lief, ist es natürlich eine Enttäuschung. Aber die Zukunft liegt immer vor uns. Und Iberia wird weiter wachsen, auch ohne ein anderes Unternehmen.
Eine Frage zum gesamten Netzwerk, nicht nur auf den A321 XLR bezogen: Welche weißen Punkte gibt es auf der Iberia-Karte, die Sie aktuell noch nicht anfliegen, an denen Sie aber Interesse haben?
Unser Netzwerkteam macht jede Saison eine sehr gute Arbeit, um neue Optionen zu evaluieren. Vor Kurzem haben wir etwa die Route nach Tokio wieder aufgenommen. Das ist ein Signal, dass wir uns solche weißen Punkte anschauen, näher oder weiter weg. Daher glaube ich, dass wir den Weg der neuen Ziele und des Wachstums fortsetzen werden.
*Ramiro Sequeira begann seine Karriere 2012 und arbeitete bis 2018 für Iberia und Iberia Express in der Flug- und Crewplanung. Anschließend wechselte er für fünf Jahre zu Tap nach Portugal, wo er Betriebschef war. Im Februar heuerte er im Management von Iberia-Mutterkonzern IAG an, um dann im Oktober 2024 als Betriebschef wieder bei der spanischen Fluggesellschaft einzusteigen.