Letzte Aktualisierung: um 21:42 Uhr

Ridgers Mema, Kukes Airport

«Wir verhandeln mit einer großen Billigfluglinie»

Der Flughafen Kukes will zehnmal so viele Passagiere, wie der Ort Einwohner hat. Wie das der albanische Airport schaffen will, erklärt Chef Ridgers Mema.

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Warum benötigt Kukes einen internationalen Flughafen?
Wir wollten von Beginn an einen internationalen Flughafen in der Region neu erschaffen, den Albanien benötigt noch viel Entwicklung beim Thema der regionalen Flughäfen. Wir sehen als Investoren in den nächsten fünf bis sieben Jahren ein starkes Verkehrsaufkommen in Albanien auf uns zukommen, weshalb Investitionen in die Infrastruktur gerade jetzt notwendig sind.

Air Albania und Helvetic haben diesen Sommer Flüge zwischen Zürich und Kukes angeboten. Wie zufrieden sind nach der ersten Saison?
Wir hatten einen schwierigen Start, denn lange Zeit waren die Flüge auf den üblichen Buchungsplattformen nicht zu finden, da sich alles erst einspielen musste. Wir waren dennoch zufrieden, da wir erst sehr spät mit unserem regulären Flugbetrieb im Juli begonnen haben. Der langsame Start hat uns aber auch geholfen, denn wir sind ein neuer Flughafen mit einem neuen Team, alle Arbeitsabläufe mussten sich erst einmal einspielen und so sind die sechs wöchentlichen Flüge eine gute Gelegenheit gewesen, unsere Mannschaft in Ruhe einzuarbeiten.

Wie geht es mit dem Flugbetrieb in Kukes weiter? Wird es im Winter und nächsten Sommer Linienflüge geben?

Selbstverständlich! Wir haben unseren Flugbetrieb in diesem Sommer sehr schnell aufgezogen und waren glücklich noch im Laufe der Saison die ersten Flüge aus Zürich begrüßen zu können. Jeder Flug war zu diesem Zeitpunkt ein Gewinn für uns! Aufgrund des Zeitdrucks starteten wir noch relativ unorganisiert in den Flugbetrieb hinein, für die kommende Saison sind wir aber bereits wesentlich besser vorbereitet. Wir sind derzeit mit vier Fluglinien in Verhandlung und bereits heute sind wir zu 99 Prozent sicher, dass wir im kommenden Jahr tatsächlich die vier Fluglinien am Kukes Airport willkommen heißen werden!

Der wichtigste Markt ist zweifelsfrei die Schweiz

Welche Airlines sind das?
Wir stehen gerade in der Endphase unserer Verhandlungen, weshalb ich derzeit noch nicht allzu viel dazu verraten möchte. Air Albania wird aber definitiv eine der Fluglinien sein, außerdem verhandeln wir mit einer großen Billigfluglinie, einer Schweizer und einer kosovarischen Fluglinie.

Welche Märkte wollen Sie ansprechen?
Der wichtigste Markt ist zweifelsfrei die Schweiz, gefolgt von Süd- und Zentraldeutschland sowie Großbritannien. Wir hoffen aber auch, dass Air Albania wie bereits in diesem Sommer Istanbul bedienen wird können. Bezüglich der bedienten Strecken sind Verbindungen nach Zürich, London, Düsseldorf, möglicherweise auch München und ein Ziel in Norditalien schon so gut wie fix!

Mit wie vielen Passagieren rechnen Sie im kommenden Jahr?
Für den kommenden Sommer rechnen wir bereits mit zwei täglichen Flügen, unser Businessmodell rechnet mit rund 150.000 Passagieren für das kommenden Jahr.

Mit Pristina und Tirana haben Sie gleich zwei internationale Flughäfen in unmittelbarer Nachbarschaft. Wie schwer ist es, sich hier als neuer Anbieter zu etablieren?
Es stimmt, beide Flughäfen sind bereits in der Region etabliert! Man muss sich aber fragen, welches Geschäftsfeld wir mit unserem Flughafen ansprechen wollen? Als wir starteten wussten wir, dass es nicht leicht sein wird, gegen die beiden Flughäfen in Konkurrenz zu treten. Tirana und Pristina zählen mit ihren Gebühren aber zu den teuersten Flughäfen Europas, weshalb wir uns auf die Biligairlines fokussieren wollen. Der Flughafen Kukes wurde von Grund auf neu konzipiert mit einem einfachen Terminal, einer schlanken Organisation und kurzen Abläufen. Die Flughäfen von Tirana und Pristina haben zwar ihr Geschäftsmodell, in dem Sie erfolgreich sind, dieses ist aber nicht auf Billigfluglinien ausgerichtet. Unser Low-Cost-Konzept wird der Schlüssel zum Erfolg unseres Flughafens sein, davon bin ich überzeugt!

Für die Hälfte der Bevölkerung des Kosovos liegt der Flughafen Kukes näher als der Flughafen Pristina.

Rechnen Sie damit, dass Billigairlines vielleicht sogar Flugzeuge in Kukes stationieren?
Da bin ich mir sogar sicher, denn in Tirana gibt es derzeit einen extremen Konkurrenzkampf unter den Billigfluglinien. In Kukes werden rund 70 Prozent aller Passagiere aus dem Kosovo kommen. Für die Hälfte der Bevölkerung des Kosovos liegt der Flughafen Kukes näher als der Flughafen Pristina. Von der 85.000 Einwohner zählenden kosovarischen Stadt Pizren bis zum Flughafen Kukes sind es gerade einmal 30 Minuten Autofahrt und bei vielen anderen Städten der Region sieht es nicht viel anders aus.

Wo sehen Sie den Flughafen Kukes in fünf Jahren?
Ich denke wir werden bis dahin ein regionaler Low-Cost-Flughafen für den Kosovo und Nordalbanien geworden sein. Der Flughafen Kukes wird außerdem eine wichtige Rolle in dieser wirtschaftlich schwachen Region eingenommen haben und hoffentlich weitere Investitionen in die Region anlocken. Wir werden Arbeitsplätze schaffen, damit die Jugend nicht das Land verlassen muss. Und gleichzeitig hoffentlich wir, dass viele der albanischen Auswanderer wieder zurück kommen, um hier zu investieren. Man muss wissen, vor zehn Jahren gab es in Kukes noch keine Autobahnanbindung nach Tirana, es dauerte ganze sechs Stunden um in die Landeshauptstadt zu gelangen, zukünftig wird man in derselben Zeit ab dem Kukes Airport um die halbe Welt fliegen können.

Aus Investorensicht: Hat es sich gelohnt, in das Flughafenprojekt zu investieren?
In den Flughafen haben zwei Unternehmen insgesamt 28 Millionen Euro investiert. Es gibt sicherlich Projekte in Albanien, in denen man sein Geld schneller zurück verdienen kannt. Es war es aber trotzdem wert, denn wir bekommen unser Investment nicht in drei oder vier Jahren zurück, sondern auf einen längeren Zeitraum gesehen. Die Konzession für den Flughafen läuft auf 35 Jahre, somit bleibt auch länger Zeit, Gewinne zu erzielen. Man sollte bei diesem Projekt aber nicht den sozialen Aspekt außer Acht lassen, dieser Flughafen wurde auch gebaut, um den Menschen etwas zurückzugeben. Der Flughafen ist eine Perspektive für eine ganze Region, den mit dem Flughafen können neue Unternehmen angesiedelt werden, neue Industriezweige geschaffen und der Tourismus angekurbelt werden. Ich bin mir deshalb absolut sicher, dass dieser Flughafen eine Erfolgsgeschichte wird.


Piste des Flughafens Kukes: Bild: Martin Dichler/aeroTELEGRAPH.

Und wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Luftverkehrs in Albanien?
Ich denke wirklich, dass Albanien immer noch sowohl im Tourismus als auch im Luftverkehr unterversorgt ist. Vergleichen wir unser Land mit unserem Nachbarn! Montenegro ist ein Land mit 600.000 Einwohnern und die beiden Flughäfen des Landes fertigen pro Jahr an die 2,4 Millionen Passagiere ab, Griechenland hat 10 Millionen Einwohner und jährlich rund 70 Millionen Passagiere, also sieben Mal mehr Passagiere als Einwohner. Wir hier in Albanien haben 2,8 Millionen Einwohner und mehr als 2 Millionen Albaner die im Ausland leben. Zusammen haben wir also rund 4,8 Millionen Einwohner, im Spitzenjahr 2019 verzeichneten wir in Albanien trotzdem gerade einmal nur 3,3 Millionen Passagiere.

Was heißt das?
Der Markt ist bislang unterversorgt und würden wir die Zahlen wie die zuvor genannten Länder erreichen, würden mindestens 10 bis 15 Millionen Passagiere pro Jahr in Albanien begrüßen. Albanien ist ein jungfräulicher Markt und wir sollten die Chancen nutzen die uns geboten werden!

Ridgers Mema ist Chef des Flughafens Kukes nahe der nur 17.000 Einwohner zählenden Stadt. Ab dem kommenden Jahr möchte man bis zu 150.000 Passagiere nach Kukes befördern.