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Waleed Abdulhameed Al Alawi, Gulf Air

«Wir hatten schon eine vierköpfige Familie, die einen Airbus A320 charterte»

Waleed Abdulhameed Al Alawi ist Chef von Gulf Air. Im Interview spricht er über die neue Strategie, den Airbus A220, Flüge in die USA und den Vorteil, auch noch als Pilot aktiv zu sein.

Gulf Air hat 2018 eine neue Strategie verabschiedet. Spüren Sie schon Resultate?
Waleed Abdulhameed Al Alawi*: Wir haben entschieden, uns als Boutique-Airline zu positionieren. Denken Sie sich das wie ein Boutique-Hotel, das nicht 500 Zimmer hat, sondern nur zwölf. Es ist kleiner, kann aber einen ganz persönlichen Service bieten. Wir wollen, dass unsere Gäste uns gezielt auswählen, nicht aus Gründen des Preises, sondern wegen unseres Angebotes. Das macht sich bezahlt.

Sie haben damals auch eine Flottenerneuerung angestoßen. Wann ist die abgeschlossen?
Auf der Langstrecke setzten wir auf Boeing 787-9. Die Dreamliner besitzen 26 Plätze in der Business Class, die wir Falcon-Gold nennen. Es sind Suiten, die fast schon den Komfort einer First Class bieten. Das gehört zu der Boutique-Strategie. Auf der Kurz- und Mittelstrecke erneuern wir unsere Airbus A320 und A321 mit A320 Neo und A321 Neo, darunter auch vier A321 LR. Es wird noch bis 2026 oder 2027 dauern, bis die Flottenerneuerung ganz abgeschlossen ist. Das hängt vom genauen Lieferzeitplan ab.

Aktuell besitzen Sie 34 Flugzeuge. Wie groß wird die Flotte in fünf oder zehn Jahren sein?
Wir werden rund 40 Flugzeuge besitzen. Natürlich wird die genaue Zahl davon abhängen, was auf dem Markt passiert.

Der Airbus A220 ist derzeit kein Thema.

Sie wollten einmal Airbus A220, annullierten aber dann die Bestellung. Könnte das wieder ein Thema werden?
Wir sind sehr zufrieden mit den Flugzeugen, die wir bestellt haben. Und die haben wir ja noch nicht alle bekommen. Wir schauen uns daher nicht nach weiteren um. Daher: Nein, der Airbus A220 ist derzeit kein Thema.

Sie haben A321 LR, könnten Sie auch einige Bestellungen in solche für A321 XLR mit noch mehr Reichweite umwandeln?
Die A321 LR passen zu unserer Strategie. Sie genügen uns. Wenn wir einmal auch XLR brauchen sollten, würden wir uns das anschauen.

Gulf Air war viele Jahre lang unprofitabel. Warum?
Der Luftverkehrsmarkt ist kein einfacher. Es ist sehr schwierig, Gewinne zu machen. Und man kämpft immer wieder mit Unwägbarkeiten und die Konkurrenz ist hart. Das hatte Folgen. Nun sind wir aber auf Kurs und wollen uns weiter verbessern.

Zielen Sie auch auf Umsteigepassagiere?
Bahrain ist eine kleine Insel. Das Potenzial für Besucherinnen und Besucher ist deshalb natürlicherweise beschränkt. Gulf Air ist deshalb auch auf Umsteigepassagiere angewiesen. Rund 60 bis 65 Prozent unserer Fluggäste steigen heute in Bahrain um. Das streben wir auch weiterhin an. Dafür investieren wir. Der Flughafen Bahrain hat kürzlich den ersten Teil des neuen Terminals eröffnet, der zweite wird bald folgen. Auch hier setzen wir darauf, einen kleinen, aber feinen Flughafen anbieten zu können, der übersichtlich ist. Wir bieten zudem ja neuerdings auch ein Stopover-Programm an, damit Reisende beim Umsteigen auch für ein paar Tage Bahrain kennenlernen können.

Der Markt China ist sehr interessant.

Sie reden seit Längerem davon, Flüge in die USA anzubieten. Ist das immer noch ein Thema?
Unbedingt. Die Vorbereitungsarbeiten dafür laufen. Und wenn wir alle Bewilligungen haben, legen wir los.

Gibt es neben New York noch weitere Ziele, sie Gulf Air im Visier hat?
New York ist sehr interessant. Definitiv entscheiden werden wir aber erst, wenn wir alle Bewilligungen haben. Dann werden wir auch festlegen, mit welchem Partner wir in den USA zusammenarbeiten. Wir brauchen ja jemanden, der unsere Fluggäste zu weiteren Zielen in den USA bringt.

Gulf Air fliegt auch noch nicht nach China. Wird sich das ändern?
Wir schauen uns das definitiv an, der Markt ist sehr interessant, wenn auch umkämpft.

Sie fliegen in Deutschland, der Schweiz und Österreich nur Frankfurt an. Könnten weitere Ziele folgen?
Während der Pandemie haben wir Frankfurt und Paris mit einem Flug abgedeckt. Jetzt steuern wir wieder beide Ziele separat an. Dabei setzen wir unsere Airbus A321 LR ein, die eine richtige Businesss Class mit Vollflach-Betten bieten. Wenn sich die Nachfrage gut entwickelt, werden wir in Frankfurt auf Boeing 787 umstellen.

Gerade nach der Pandemie machen Kooperationen noch mehr Sinn.

Und neue Ziele in den drei Ländern?
Aktuell nicht. Wenn wir mehr Flugzeuge haben und Bewilligungen haben, schauen wir uns das an. Es könnten beispielsweise auch saisonale Destinationen sein. So fliegen wir ja beispielsweise im Sommer nach Malaga.

Vor vier Jahren hat Gulf Air eine enge Kooperation mit Etihad angekündigt. Wo steht diese?
Mit Etihad fliegen wir gemeinsam zwischen Bahrain und Abu Dhabi, weitere Strecken werden folgen. Gerade nach der Pandemie machen solche Kooperationen noch mehr Sinn. Ähnliches tun wir mit Emirates, wobei wir auch noch mehr vorhaben. Sehen Sie, die Länder des Golfkooperationsrates betrachten sich gegenseitig als eine Familie …

… aber in Familien gibt es auch Konkurrenz und Streit. Wer sind Ihre größten Konkurrenten?
Jede Airline, die gut arbeitet, ist für uns ein Konkurrent. Wir wollen uns aber eher auf uns konzentrieren und schauen, wie wir gut sein können.

Wenn Sie als Chef ständig weit weg im Büro sitzen, haben sie den Finger nicht am Puls.

Überlegt sich Gulf Air, in eine Allianz einzutreten?
Allianzen sind für gewisse Fluglinien interessant. Wir sind aber aktuell zufrieden mit unseren Kooperationen und Codeshare-Abkommen.

Sie haben eine Chartergeschäft gestartet. Wie unterscheiden Sie sich da von Businesscharter-Anbietern?
Kundinnen und Kunden können bei uns jedes Flugzeug mieten. Wir hatten schon eine vierköpfige Familie, die einen Airbus A320 charterte. Da hat man sehr viel Platz, viel mehr als in einem Businessjet. Bisher ist das Feedback sehr gut.

Sie sind nicht nur Chef, sie fliegen auch weiterhin als Pilot auf der Boeing 787. Hat das Vorteile?
Wenn Sie als Chef ständig weit weg im Büro sitzen, haben sie den Finger nicht am Puls. Ich komme dank meiner Einsätze im Cockpit nicht nur mit den Crews in Kontakt, sondern auch mit den Fluggästen, den Mitarbeitenden der Bodenabfertigung, der Flughäfen und so weiter. Da sehe ich, wo es Probleme gibt. Jedes Mal, wenn ich von einem Einsatz zurückkomme, habe ich eine lange Liste von Dingen, die wir verbessern können.

Und auf welchem Flug waren sie zuletzt unterwegs?
Ich habe vor einigen Tagen einen Flug von London nach Bahrain gesteuert.

* Waleed Abdulhameed Al Alawi kam 2017 als stellvertretender Chef zu Gulf Air. Er hat mehr als siebenunddreißig Jahre Erfahrung in verschiedenen Positionen in der Luftfahrt. Er ist Berufspilot und verfügt über einen MBA in Luftfahrtmanagement der City University of London.