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Übernahme

So will Boeing sich Embraer doch noch schnappen

Der amerikanische Flugzeugbauer lässt nicht locker. Boeing hat einen neuen Plan vorgelegt, die Mehrheit an Embraer zu erlangen und Brasiliens Regierung zufriedenzustellen.

Boeing versucht den Deal mit allen Mitteln zu retten. Die wichtigste Hürde für die Amerikaner steht in Brasília. Sie müssen die brasilianische Regierung davon überzeugen, dass eine Übernahme von Embraer eine gute Sache ist. Präsident Michel Temer war im Dezember überrascht worden, als bekannt wurde, dass Boeing und Embraer fusionieren wollen – was wegen der Größenverhältnisse im Endeffekt einer Übernahme gleichkäme. Er stellte sich kategorisch gegen eine Machtübernahme durch die Amerikaner.

Für Kooperationen zeigte sich Temer aber offen. Boeing ging denn zuerst auch diesen Weg und sondierte die Akzeptanz eines Joint Ventures, das auch den Rüstungsbereich umfasst hätte. Das aber kommt in Brasilien nicht gut an. Deshalb hat Boeing vergangene Woche der Regierung in Brasília einen neuen Plan vorgelegt, wie die Zeitung Valor Econômico schreibt.

Goldene Aktie kann bleiben

Konkret will Boeing zusammen mit Embraer ein neues Unternehmen gründen. In das sollen die Geschäftsbereiche Zivilflugzeuge und Businessjets von Embraer eingebracht werden. Der Rüstungsbereich würde vollständig bei Embraer verbleiben. Ebenso würde sich nichts an der heutigen Aktionärsstruktur verändern. Der Staat könnte seine goldene Aktie behalten. Zugleich hätte Being die volle Kontrolle über die zivilen Bereiche.

Entsprechend gut kam die Präsentation gemäß Valor Econômico bei der brasilianischen Regierung an. Boeing würde am neuen Gemeinschaftsunternehmen 80 bis 90 Prozent halten, Embraer 10 bis 20 Prozent. Zugleich würden die beiden Flugzeugbauer Kooperationsverträge eingehen, um ihr Rüstungsgeschäft zu stärken. Die Entscheidung darüber wird im zweiten Quartal fallen.

Ergänzende Produktpalette

Boeing gefällt nicht nur die das eigene Portfolio ergänzende Produktpalette von Embraer. Offenbar sind die Amerikaner auch beeindruckt, wie schnell und wie pünktlich die Brasilianer die modernisierte E2-Jet-Familie auf den Markt brachten. Offenbar ist Embraer besonders bei der die Entwicklung unterstützenden Software sehr stark. Embraer wiederum würde vom großen Verkaufsnetz profitieren, das Boeing weltweit anbieten kann. Auch im Service für Kunden wäre man gemeinsam stärker. Beides könnte helfen, mehr Embraer-Jets zu verkaufen.