Letzte Aktualisierung: um 15:42 Uhr

Kansai und Co.

Wie Stürme und Fluten Flughäfen bedrohen

Viele Flughäfen liegen knapp über dem Meeresspiegel. Der Klimawandel wird für sie zum Risiko.

Als Taifun Jebi vergangene Woche den japanischen Flughafen Kansai unter Wasser setzte, dürften etliche Airport-Betreiber weltweit die Ereignisse mit einem unguten Gefühl verfolgt haben. Vor allem der ältere Teil der zweiteiligen Flughafeninsel in der Bucht von Osaka wurde hart getroffen. Trotz japanischer Ingenieurskunst reichte ein erhöhter Schutzwall, der auch stärksten Stürmen trotzen sollte, nicht aus, um was Wasser fern zu halten. Der Betreiber musste eingestehen, dass er die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen für den permanent absinkenden Insel-Airport überschätzt hatte.

Keine zwei Monate bevor Jebi Japan traf, hatte die Europäische Flugsicherung Eurocontrol gewarnt, die Luftfahrtbranche bereite sich nur unzureichend auf die Folgen des Klimawandels vor. In ihrem Weckruf weist sie unter anderem auf heftigere Regenfälle und Stürme hin, die in Zukunft immer mehr Flughäfen und Zufahrtsrouten zu überfluten drohen. Auch warnt sie vor vorübergehenden wie auch dauerhaften Verlusten von Airport-Kapazität, -Zugang und -Infrastruktur durch den Anstieg des Meerespiegels.

Heftigere Stürme, steigender Meeresspiegel

Nur rund einen Monat nach Eurocontrols Warnung wurde der Flughafen Kochi im südindischen Bundesstaat Kerala nach heftigem Monsunregen überflutet. Er musste den Betrieb einstellen und konnte ihn erst nach zwei Wochen wieder voll aufnehmen. Welche Ausmaße solche Probleme eines Tages annehmen könnten, wird klar, wenn man sich die geografische Lage vieler Flughäfen anschaut.

So schreibt die New York Times unter Berufung auf Luftfahrtdatenportale, ein Viertel der hundert betriebsamsten Flughäfen weltweit liege weniger als zehn Meter über dem Meeresspiegel. Alleine in Japan befinden sich neben Kansai drei weitere Flughäfen auf aufgeschütteten Inseln: Kobe, Chubu und Kitakyushu.

Amsterdam Schipol auf dem Grund eines Sees

Der Flughafen Amsterdam Schipol ist entstanden, wo sich einst ein See befand. «Technisch gesehen liegt der Flughafen auf dem Grund des Sees, mehr als vier Meter unter dem Meeresspiegel», schreibt Schipol. Die Naturschutz- und Entwicklungskommission von San Francisco Bay betreibt ein Programm namens Adapting to Rising Tides (Anpassung an steigende Gezeiten).

Auf dessen Webseite heißt es, die San-Francisco-Bay-Region verfüge über drei große Verkehrsflughäfen: Oakland, San Francisco und Mineta San Jose. «Sowohl Oakland als auch der San Francisco sind durch Sturmereignisse gefährdet und sehen sich einer erheblichen Verwundbarkeit durch den Anstieg des Meeresspiegels ausgesetzt.»

Gegenmaßnahmen kosten Geld

Natürlich gibt es auch Maßnahmen gegen die Bedrohungen. «Der St. Paul Downtown Airport in Minnesota, der häufig vom Mississippi überflutet wurde, verfügt jetzt eine tragbare Flutwand», schreibt die New York Times. «Mit Hilfe eines Bundeszuschusses in Höhe von 28 Millionen Dollar ergänzt der La Guardia Airport in New York sein Flugfeld um eine Flutwand, Regenwasserpumpen und ein neues Entwässerungssystem.» Auch das Notstromsystem werde in diesem Rahmen modernisiert.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg unterstreicht, dass solche Maßnahmen Flughafenbetreiber Geld kosten und die Gefahrenlage auch Versicherungsprämien in die Höhe treibt. Dabei sei Transparenz gefragt. Flughafenbesitzer müssten Klima-Risiko-Modellierungen durchführen lassen und diese auch veröffentlichen. «Die Weigerung, über ein Risiko zu sprechen, lässt es nicht verschwinden.»

Hoher Beitrag zur Erderwärmung

Dabei geht der Klimawandel zum Teil auch auf das Konto von Flugzeugen. Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Luftfahrt an den weltweiten CO2-Emissionen bei knapp über 2 Prozent. Dieser Wert sei jedoch irreführend, sagte Stefan Gössling, Professor an den Universitäten Lund und Linné und Ko-Herausgeber des Buchs «Climate Change and Aviation» dem Sender Deutsche Welle. Andere Luftfahrtemissionen wie Stickoxid, Wasserdampf, Feinstaub, Kondensstreifen und Veränderungen in Zirruswolken hätten einen zusätzlichen Erwärmungseffekt. «Der Beitrag der Branche zur Erderwärmung ist mindestens doppelt so groß, wie der des CO2 für sich alleine genommen», sagt Gössling.