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Südtiroler Regionalairline

Wie Sky Alps aus Bozen heraus weiter wachsen will

Seit einem Jahr fliegt die Südtiroler Regionalairline. Mit dem Erreichten ist sie zufrieden. In den kommenden Monaten will Sky Alps aber kräftig wachsen - dank eigenem Luftverkehrsbetreiberzeugnis und Kooperationen.

Die De Havilland Canada Dash 8 hebt von Piste 28 des Flughafens Zürich ab, fliegt entlang des Zürichsees, über die Glarner und Bündner Alpen und weiter Richtung Engadin und Trentino. Von dort folgt sie dem Tal nordostwärts. Nach 44 Minuten Flugzeit und mit einer engen Kurve über der Stadt setzt sie schließlich auf Piste 19 des Flughafens Bozen auf.

Am 1. Juli hat Sky Alps die Strecke Zürich – Bozen aufgenommen und bedient sie jetzt zwei Mal pro Woche. Die junge Regionalairline erhofft sich viel von der neuen Route. «Die Schweiz ist für den Tourismus von Südtirol der zweitwichtigste Markt», sagt Vorstandsmitglied Hannes Illmer im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Und das Flugzeug habe da einen Wettbewerbsvorteil. Mit dem Auto dauere es von Zürich nach Bozen mindestens viereinhalb Stunden, mit dem Zug sechseinhalb.

Eigenes Luftverkehrsbetreiberzeugnis

Doch für Sky Alps ist Zürich mehr als nur ein weiterer Markt. Die Südtiroler Regionalairline hofft, mit dem Schweizer Flughafen auch Anschluss an ein Drehkreuz zu bekommen. Zuerst muss das Management aber noch eine wichtige Aufgabe erledigen. Denn noch wird der Flugbetrieb vom maltesischen Charteranbieter Luxwings durchgeführt. Die Arbeiten zur Erlangung eines eigenen Luftverkehrsbetreiberzeugnisses (Englisch kurz AOC) laufen jedoch bereits. «Wir hoffen, im Herbst am Ziel zu sein», sagt Illmer.

Ein eigens AOC wird es Sky Alps ermöglichten, Codeshare- oder Interlining-Abkommen zu schließen. Das würde neue Kundensegmente bringen, die aus der Welt über Drehkreuze nach Bozen fliegen oder umgekehrt. Vor einem Jahr nannte Sky-Alps-Chef Josef Gostner in einem Interview mit aeroTELEGRAPH die Star Alliance und Alitalia beziehungsweise inzwischen ITA Airways als «Traumpartner».

Konzentration aufs Urlaubsgeschäft

Noch ist dazu nicht entschieden. Das Management will die Gespräche erst führen, wenn das Luftverkehrsbetreiberzeugnis Tatsache ist. «Ist es so weit, werden auch Flüge nach Frankfurt ein Thema», so Illmer. Kerngeschäft von Sky Alps würden die Flüge zu Drehkreuzen aber nicht werden, so der Manager. Seine Erklärung: «Die anderen Fluglinien, die sich in Bozen versucht haben, haben sich alle auf Geschäftsleute fokussiert und sind gescheitert.»

Sky Alps will sich weiterhin vor allem das Urlaubsgeschäft fokussieren. «Südtirol und die Dolomiten sind Ganzjahresdestinationen», erklärt Illmer. Deshalb sehe man viel Potenzial. 300.000 Fluggäste jährlich sind das Ziel. Im Fokus hat das Management Ziele, die mit Bahn und Auto sechs, sieben, acht Stunden entfernt liegen und die der Südtiroler Tourismus heute kaum bearbeiten kann.

London und Benelux im Visier

Vier Ganzjahresziele bedient Sky Alps mit ihren vier De Havilland Canada Dash 8-400 aktuell, neben Zürich sind das Berlin, Düsseldorf und Hamburg. «Die Resonanz bei allen Destinationen ist sehr gut», so Illmer. Im Winter soll London hinzukommen und ab dann das ganze Jahr über angesteuert werden.

Aber auch in Benelux wolle Sky Alps Ziele haben, die man das ganze Jahr über bedienen könne, so Illmer. Hat es die Airline erst mit Rotterdam versucht, soll es künftig neben Brüssel auch Antwerpen sein. Nach Wien will Sky Alps nicht. «Der Markt ist für uns weniger interessant», so Illmer.

Ferienflüge für Südtiroler:innen

Sky Alps konzentriert sich aber nicht nur aufs Inbound-Geschäft, also aufs Geschäft mit anreisenden Gästen. Die Airline fliegt auch Südtirolerinnen und Südtiroler nach Süditalien und auf die Balearen. Daneben führt sie Charterflüge durch.

Nicht alles ist Sky Alps im ersten Betriebsjahr gelungen. «Zuerst flogen wir via Parma nach Rom und Ibiza», so Illmer. Man habe aber schnell gemerkt, dass das nicht ankomme. Deshalb wurden die Stopps in Parma gestrichen und Rom ganz aus dem Programm genommen. «Die italienische Hauptstadt ist mit der Bahn in viereinhalb Stunden ab Bozen zu erreichen. Und dann ist man gleich im Zentrum», so das Vorstandsmitglied.

Auslastung soll sich noch verbessern

Zudem litt auch Sky Alps unter der Pandemie. «Es war eine ganz schwierige Zeit, weil wir ja mittendrin starteten», erzählt Illmer. Aber man habe sie genutzt, um die Sommersaison 2022 vorzubereiten. Stellen habe man keine streichen müssen.

Die Auslastung muss sich derweil noch verbessern. Sie liegt derzeit bei Sky Alps bei durchschnittlich rund 50 Prozent. «Bei manchen Strecken liegen wir allerdings bei fast 100 Prozent», so Illmer. Andere liefen schlechter, so etwa Palma. «Da braucht es noch Aufbauarbeit.»