Letzte Aktualisierung: um 15:03 Uhr

Kooperation mit Lufthansa

Wie sich MSC bei ITA Airways rauswindet

Nein sagen, ohne offen nein zu sagen - die italienische Regierung will, dass der Reedereikonzern doch noch bei ITA Airways mit einsteigt und Lufthansa ergänzt. Doch MSC winkt leise aber bestimmt ab.

Die Heirat wurde verkündet. Aber Einladungen zur Hochzeit wurden bisher nicht verschickt. Ende Mai verkündete das italienische Wirtschaftsministerium, 41 Prozent von ITA Airways an Lufthansa Group zu verkaufen. Und bis 2027 soll die deutsche Gruppe dann die Nationalairline ganz übernehmen.

In Brüssel offiziell angemeldet wurde der Deal aber immer noch nicht. ITA und Lufthansa erklären, man stehe mit den europäischen Wettbewerbshütern seit Wochen und laufend in Kontakt. Das sei das übliche Vorgehen. Derweil scheint Premierministerin Giorgia Meloni etwas kalte Füße bekommen zu haben angesichts der Tatsache, dass sie als Rechtspopulistin die italienische Nationalairline an einen deutschen Konzern verkaufte.

«Wenn es dann wirklich einen Bedarf seitens der Regierung geben sollte»

Wie italienische Medien übereinstimmend berichteten, hat Meloni bei MSC angeklopft und angefragt, ob der Konzern nicht doch noch eine Rolle in der privatisierten ITA Airways spielen könnte. Dabei soll es ihr auch um das Drehkreuz Mailand-Malpensa gehen, das Lufthansa abwerten möchte. Der italienisch-schweizerische Reedereiriese hatte beim ersten Privatisierungsversuch unter der Vorgängerregierung gemeinsam mit der deutschen Luftfahrtgruppe ein Angebot abgeben, war aber überraschend leer ausgegangen.

Wenn der Chef einen Vorschlag macht, dann sagt man bekanntlich nicht einfach nein. Und so sagte MSC Meloni nicht ab. Man habe das Kapitel eigentlich abgeschlossen, sagte dieser Tage MSC-Chef Diego Aponte gemäß dem Portal Shipping Italy. Und er fügte an: «Wenn es dann wirklich einen Bedarf seitens der Regierung, von Frau Meloni, geben sollte, werden wir als Italiener, als gute Bürger, sicherlich immer wohlwollend reagieren».

MSC steigt bei Bahnunternehmen ein

Dass MSC nein sagt, ohne offen nein zu sagen, ist verständlich. Bei ITA Airways war der Reedereikonzern vor allem an der Frachtsparte sowie an Chartern als Zubringer für die eigenen Kreuzfahrtschiffe interessiert. Inzwischen hat er aber eine eigene Frachtairline gegründet und stärkt diese gerade mit der Übernahme von Aliscargo. Zudem hat er gerade andere große Investitionsprojekte am Laufen. So hat der Konzern gerade 49 Prozent des sardischen Fährbetreibers Moby gekauft.

Ferner verhandelt MSC aktuell den Kauf des Eisenbahnunternehmens Italo, das Hochgeschwindigkeitsverbindungen zwischen italienischen Großstädten anbietet. Diego Aponte dazu: «Wir glauben sehr an den Zug, nicht nur für Fracht, sondern auch für Passagiere, und ich glaube, dass das die Zukunft sein wird; deshalb werden wir diese Übernahme, die wir meiner Meinung nach bis Ende des Jahres abschließen können, auf jeden Fall durchführen».