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Pionierin SAS

Als die kommerzielle Fliegerei die Nordpolarroute entdeckte

Im November 1954 startete die skandinavische Airline zwischen Kopenhagen und Los Angeles die erste Flugroute, die durch den Polarkreis verlief. An Bord hatte SAS für einen Notfall in der Kälte vorgesorgt.

Der Nordatlantik gehört mit etwa 1800 täglichen Flügen zu den betriebsamsten Lufträumen der Welt. Die kürzeste Strecke verläuft von Europa über den Süden Grönlands und Kanada bis in die USA. Diese Flugroute lässt die Maschinen den Polarkreis streifen.

Die 1920er- und 1930er-Jahre markierten den Beginn einer Ära, in der Pionierleistungen in der Luftfahrt die Grenzen des Möglichen verschoben. In den 1930er-Jahren wagten sowjetische Piloten als erste, die USA über den Nordpol zu erreichen, darunter Waleri Tschkalow, der 1937 mit einer Tupolew ANT-25 nach über 63 Stunden in Vancouver, Washington, landete. Diese Flüge waren extrem gefährlich, da Notlandungen in der arktischen Kälte meist den sicheren Tod für die Piloten bedeuteten.

Durch den Polarkreis nach Los Angeles

Kommerziell spielten die Routen über die Polarregion lange keine Rolle. Dies änderte sich 1954, als SAS Scandinavian Airlines Richtung Los Angeles den ersten kommerziellen Flug auf der heutigen Nordatlantikroute durchführte, um Zeit und Triebstoff zu sparen.

Zwar sagte der Sprecher in einem SAS-Werbespot damals, es gehe «direkt über den Pol». Doch gemeint war lediglich der Polarkreis. SAS flog von Kopenhagen mit Zwischenstopps in Kangerlussuaq auf Grönland und Winnipeg in Kanada nach Los Angeles.

Helge Viking mit 32 Fluggästen an Bord

Allerdings war es nicht so, dass SAS den Flug einfach einführen konnte. Dem Erstflug ging eine jahrelange Vorarbeit voraus: Entlang der potenziellen Route wurden Funk- und Wetterstationen eingerichtet, und bereits zwei Jahre zuvor begann SAS mit ersten Testflügen. Im November 1952 führte die Airline einen Testflug mit einer Douglas DC-6B von Los Angeles über Edmonton in Kanada und Thule in Grönland nach Kopenhagen durch. Nach 28 Stunden landete das Flugzeug in der dänischen Hauptstadt.


DC-6 von SAS: Mit der Arlid Viking wurden Testflüge auf der Strecke durchgeführt. Bild: SAS

1954 hatte die Fluglinie alle nötigen Genehmigungen beisammen, um den ersten kommerziellen Flug durchzuführen. Er startete am Abend des 15. November. Um 20:10 Uhr Ortszeit hob die viermotorige DC-6 mit dem Beinamen Helge Viking in Kopenhagen ab. An Bord waren 32 Fluggäste. In Anekdoten wird berichtet, dass ihnen beim Überqueren des Polarkreises Aquavit gereicht wurde.

Gewehre und Schlafsäcke dabei

Aber auch 1954 galt ein Flug in soweit nördlichen Gebieten als gefährlich. Zur Sicherheit wurden daher Pelzjacken und Schneeschuhe, Gewehre und Schlafsäcke mitgenommen. Nach 26 Stunden erreichte die Helge Viking Los Angeles. Die Zeitersparnis der neuen Route lag bei sechs Stunden.

SAS-Fluggäste in einer DC-6. Bild: SAS

Kommerziell entwickelte sich die neue Streckenführung schnell zu einem Erfolg. Filmstars der Zeit pendelten zwischen Hollywood und Europa, was SAS ein besonderes Image verlieh. Aber auch amerikanische Touristen nutzten die SAS-Flüge für Reisen nach Europa, weil die Fluglinie ihnen einen kostenlosen Anschlussflug innerhalb Europas ermöglichte. Bereits ein Jahr später folgten Canadian Pacific, Pan Am und TWA auf ähnlichen Strecken. SAS stockte 1956 ihre Route auf drei Flüge pro Woche auf.

1957 wirklich über den Nordpol

Im Jahr 1957 folgt ein weiterer Eintrag in die Geschichtsbücher. SAS war die erste Airline, die im Februar 1957 mit einer Douglas DC-7C von Europa mit Zwischenstopp in Anchorage in Alaska nach Tokio flog. Dieses Mal ging es wirklich über den Nordpol.