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Boeing-Betreiberin

Wie Oman Air wieder Geld verdienen will – und warum das auch für Airbus interessant ist

Die Nationalairline des Oman will zurück in die schwarzen Zahlen. Oman Airs neuer Kommerzchef erklärt, wie der Plan aussieht - und was das für die Flotte bedeutet.

Seit fast einem halben Jahr hat Oman Air eine neue Führung. Airline-Chef Con Korfiatis und Kommerzchef Mike Rutter haben den Auftrag, die nationale Fluggesellschaft des Oman wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Im Gespräch mit aeroTELEGRAPH in der Oman-Air-Zentral in Muscat im September erklärte Rutter, der zuvor kurz bei Latam und lange bei Aer Lingus tätig war, wie der Plan der neuen Führung für die Fluglinie aussieht.

Der Manager stellt zuerst klar: Das Produkt ist nicht das Problem. «Die Servicestandards unseres Kabinenpersonals sind sehr gut und einige der Produkte, die wir an Bord haben, gehören wahrscheinlich zu den besten in der Region», so Rutter. Nicht gut sei dagegen seit Jahren die wirtschaftliche Bilanz. «Unsere klare Mission ist es, dieses Geschäft innerhalb der nächsten zwei Jahre finanziell nachhaltig zu machen.» 2025/2026 soll Oman Air wieder erreichen, was die Fluggesellschaft zuletzt rund 20 Jahre vorher tat: Geld verdienen.

Auslastung der Jets soll 2025 steigen

«Wir müssen die Kosten pro verfügbarem Sitzplatzkilometer senken», erklärt Rutter, «und das, ohne Abstriche bei der Qualität.» Im Detail bedeute das: «Wir müssen die Art und Weise, wie wir unsere Mitarbeitenden einsetzen, effizienter gestalten. Wir müssen bei den Vertragsverhandlungen mit unseren Dienstleistern effizienter sein. Wir müssen unsere Flugzeuge effektiver und kostengünstiger einkaufen.» Gleiches gelte beim Einkauf von Catering, Treibstoff, Uniformen und vielem mehr. Für die Kundinnen und Kunden will der Kommerzchef das digitale Angebot verbessern und so auch den Direktvertrieb stärken.

Im Zuge der Kostensenkungen möchte Rutter nicht die Löhne der Crews senken. Allerdings werden sie mehr arbeiten müssen. «Wir werden 2025 versuchen, die Auslastung unserer Flugzeuge pro Tag um anderthalb Stunden zu erhöhen», sagte der Manager. «Denn einer der einfachsten Wege, die Kosten zu senken, besteht darin, mehr Flüge durchzuführen.»

Business Studio statt First Class

Auch wenn Rutter mit dem Produkt insgesamt zufrieden ist, gibt es einige Änderungen – etwa die Abschaffung der First Class zugunsten einer Business Class Plus, genannt Business Studio. «Bei uns war die Auslastung der First Class zu gering», so der Manager. Denn die Nachfrage im Netzwerk von Oman Air danach sei einfach nicht groß genug. Zugleich sei die Business Class auf manchen Routen übergequollen. Nun biete man ein Produkt, dass vom Sitz her immer noch eine First Class sei, aber vom Preis her interessanter für Kundinnen und Kunden. Laut Rutter ist es «wohl das beste Business-Class-Produkt in der Region».

Die ehemalige First Class und jetzt Business Studio ist in zwei Boeing 787-9 verbaut und kommt vor allem auf den Routen nach London und Bangkok zum Einsatz. Die beiden weiteren Dreamliner, die Oman Air noch erwartet, werden ohne diese Klasse ausgeliefert.

Vorsichtiges Wachstum ab 2027

Eine Premium Economy Class kommt derweil für Oman Air laut Rutter nicht infrage derzeit, denn Analysen hätten ergeben, dass sie die wirtschaftliche Rendite verringern würde. Der Manager wollte allerdings nicht ausschließen, dass dies in vier oder fünf Jahren erneut auf den Prüfstand kommt. Auch generell betont der 61-Jährige trotz des aktuellen Fokus auf die nächsten zwei Jahre: «Man muss ein Geschäft in einem Fünf- bis Sieben-Jahres-Zyklus planen.» Wenn man die Fluggesellschaft 2025/2026 in die schwarzen zahlen geführt habe, «werden wir im Horizont von 2027 wieder auf Wachstumskurs sein».

Dabei ist es Rutter wichtig, dass es sich um ein «wohl überlegtes, konservatives Wachstum», handelt. Denn: «Die Geschichte dieser Fluggesellschaft umfasste eine Phase ziemlich starken Wachstums, aber dieses Wachstum war unrentabel», erklärt er.

Kein Schielen mehr auf Emirates und Qatar

«Wir wollten wie Emirates oder Qatar Airways sein», so der Kommerzchef über Oman Airs Vergangenheit. Dabei habe man viel Geld verloren. «Wir müssen uns mehr als wohlhabende Freizeitfluggesellschaft positionieren», mit Zielen in Europa, dem asiatisch-pazifischen Raum, auf dem indischen Subkontinent und in der heimischen Golfregion, sagt Rutter.

Zentral sei für das vorsichtige Wachstum ab 2027: «Wir müssen uns im Klaren darüber sein, welche Flugzeuge für die jeweiligen Missionen geeignet sind.» Wenn seine Fluggesellschaft sich dann nach neuen Flugzeugen umschaue, «werden wir beispielsweise stark suchen nach Schmalrumpfflugzeugen, die für Flüge von sechs oder sieben Stunden geeignet sind», so Rutter. Man wolle in diesen Jets eine Business Class haben, aber auch «eine verdichtete Economy Class», die den Reisenden dank dünnerer Sitze aber keine Beinfreiheit raube.

Oman Air wird reiner Boeing-Betreiber – vorerst

Aktuell fliegt Oman Air mit Boeing 737-800, 737-900 ER und 737 Max 8 sowie Boeing 787-8 und -9. Ihre Airbus A330-200 und -300 hat sie derzeit vermietet und wird sie aussortieren. Zwei weitere Boeing 787-9 fünf Boeing 737 Max erwartet die Fluglinie noch.

Dreamliner von Oman Air in Frankfurt. Bild: aeroTELEGRAPH

«Wir werden in den nächsten zwei Jahren sicherlich eine reiner Boeing-Betreiber sein», so Rutter. «Ob das für uns auch richtig ist, wenn wir in Zukunft zu wachsen beginnen, werden wir in den nächsten Jahren entscheiden.» Zwar habe eine Einheitsflotte viele Vorteile, aber das Wichtigste sei, «das richtige Flugzeug für die Zielmärkte zu wählen».

Airbus A321 XLR «absolut attraktiv»

Rutter bejahte die Frage, ob Airbus A321 LR und XLR interessant sein könnten für Oman Air. Um eine Business Class mit einer verdichteten Economy Class zu kombinieren und sechs oder sieben Stunden lange Flüge anzubieten, «ist ein XLR ein sehr starkes Produkt für diese Region» und daher für Oman Air «absolut attraktiv», sagte der Kommerzchef.

Oman Air soll künftig eine «sehr agile Organisation sein». Dafür ist es Rutter wichtig, verschiedene Kabinenkonfigurationen für einen Flugzeugtyps zu haben. «Beispielsweise können wird 35 oder 36 Business-Class-Sitze nach London verkaufen, bei einigen Zielen auf dem indischen Subkontinent liegt die Nachfrage danach dagegen nur bei etwa 18.»

Was Oman Airs Pläne für mögliche neue Ziele sind, darunter Berlin, lesen Sie hier.