Zuma-Vertraute Dudu Myeni
Wie Inkompetenz und Korruption South African Airways ruinierten
Mit einer Vertrauten von Präsident Jacob Zuma an der Spitze ging es für South African Airways abwärts. Ein Untersuchungsbericht zeigt die chaotischen Zustände jener Zeit auf.
Airbus A320 von South African Airways, aufgenommen 2012: Ende dieses Jahres wurde Dudu Myeni Chefin des SAA-Aufsichtsrates.
Airbus A320 von South African Airways, aufgenommen 2012: Ende dieses Jahres wurde Dudu Myeni Chefin des SAA-Aufsichtsrates.
Südafrika arbeitet seine jüngere Geschichte auf. Vergangene Woche wurde der erste Teil eines großen Untersuchungsberichtes veröffentlicht. Für ihn untersuchte eine Kommission unter Leitung des Verfassungsrichters Raymond Zondo die systematische Plünderung des Staates durch Jacob Zuma, der von 2009 bis 2018 Präsident von Südafrika war, seine Vertrauten und die Mitglieder der Unternehmer-Familie Gupta.
Allein der erste Teil des Berichtes ist mehr als 850 Seiten lang und widmet sich auf mehr als der Hälfte davon der damals staatlichen Fluggesellschaft South African Airways und ihren Ablegern und Partnern. Eine zentrale Figur ist dabei die Zuma-Vertraute Dudu Myeni, die von Dezember 2012 bis Dezember 2015 Präsidentin des SAA-Aufsichtsrates war.
«Nachlässigkeit, Inkompetenz, vorsätzliche Korruption»
Der Bericht stellt fest, dass die Zuma-Vertraute trotz unterdurchschnittlicher Leistungen als normales Aufsichtsratsmitglied zur Präsidentin des Gremiums ernannt wurde. Einmal im Amt, habe Myeni dann «durch eine Mischung aus Nachlässigkeit, Inkompetenz und vorsätzlicher Korruption» SAA geschwächt. Zudem habe sie «ein Klima der Angst und Einschüchterung geschaffen und eine Reihe operativer Entscheidungen bei SAA getroffen, die den Niedergang des Unternehmens in einen chaotischen Zustand führten».
So mischte sich Myeni 2015 etwa in einen geplanten lukrativen Codeshare-Deal von South African Airways mit Emirates ein, den das Management schon in Form einer Absichtserklärung auf den Weg gebracht hatte. Doch die Aufsichtsratschefin blieb zuerst zwei Treffen fern und verärgerte damit die Emirates-Chefetage. Als es dann dennoch zu einer feierlichen Unterzeichnung des Deals vor internationalen Medien kommen sollte, teilte Myeni kurzfristig mit, dass Präsident Zuma sie angewiesen habe, den Vertrag nicht zu unterschreiben.
Geschäft mit Emirates ruiniert und sich blamiert
«Die Zeremonie wurde abgesagt, was zu einer nationalen Blamage führte und das Geschäft mit Emirates ruinierte», heißt es im Bericht. Das sei umso schlimmer gewesen, da South African Airways sich zuvor für Emirates als Partnerin entschieden und so Etihad verprellt habe. Auch das Verhältnis zu anderen Partnern sei gestört worden, «da SAA nun als völlig irrational galt».
2015 gab es auch Probleme bei einem Flugzeug-Deal. Das Management von South African Airways hatte zuvor bereits montagelang mit Airbus verhandelt. Die Airline war in Geldnot und wollte daher einen alten Vertrag über den Kauf von zehn A320 kündigen und dafür fünf Flugzeuge von Airbus leasen. Die Angelegenheit war dringlich, da für die Fluglinie ohne Einigung noch im laufenden Jahr hohe Vorauszahlungen an den Hersteller fällig wurden.
Eigenmächtiger Versuch, mit Airbus zu verhandeln
Der Bericht hält fest, dass dieser Deal auch Voraussetzung für weitere staatliche Garantien für South African Airways war. «Das Finanzministerium hatte das Geschäft genehmigt, und es fehlte nur noch der Beschluss des SAA-Aufsichtsrates, die Dokumente zu ratifizieren», heißt es. Doch: «Frau Myeni hielt die Frist einfach nicht ein und ratifizierte das Geschäft nicht.» Stattdessen versuchte sie eigenmächtig, mit Airbus neue Konditionen auszuhandeln.
Das Finanzministerium lehnte Myenis Plan jedoch ab und wies sie schließlich an, den ursprünglich geplanten Deal doch zu unterzeichnen. Zu dieser Zeit hatte sie allerdings schon alle Manager:innen feuern lassen, die gegen ihren Kurs waren. Zudem sorgte ihr Verhalten für Verzögerungen bei den Flugzeuglieferungen, was die Airline (nach heutigem Umrechnungskurs) rund 44 Millionen Euro kostete. So kam es zu einem weiteren Liquiditätsengpass, der South African Airways auch die Kreditaufnahme für lange Zeit erschwerte.
Gläubigerschutz, Betriebsstopp und Privatisierung
Der Beispiele sind noch viele, wie auch die heiklen Zahlungen im Fall Swissport zeigen. Das hatte Folgen. In den folgenden Jahren ging es mit South African Airways weiter bergab, Ende 2019 begab sich die Fluglinie in Gläubigerschutz. Im Zuge der Pandemie stellte sie im September 2020 auch den Betrieb ein.
Im Sommer 2021 verkaufte der Staat 51 Prozent der Anteile an private Investoren und im September startete die Airline mit einer kleinen Flotte neu. Der jetzt veröffentlichte Untersuchungsberichtes empfiehlt an vielen Stellen weitere Untersuchungen, auch durch Ermittlungsbehörden, zu den Handlungen von Dudu Myeni sowie von weiteren hochgestellten Personen bei South African Airways, ihren Töchtern und Partnerfirmen.
Hier können Sie den ersten Teil des Untersuchungsberichtes herunter laden.