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Skyguide-Panne

Wie es zur Skyguide-Panne und Sperrung des Schweizer Luftraums kam

Ein technischer Defekt legte die Flugsicherung Skyguide lahm. Wie kam es dazu, dass die Schweiz den gesamten Luftraum sperren und Starts und Landungen in Genf und Zürich untersagen musste?

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Von Murphy′s Law spricht man schnell, wenn es um Dinge geht, die nicht so laufen, wie sie sollten. Doch selten passt der Begriff wohl so gut wie wenn man beschreibt, was am Mittwoch (15. Juni) in der Schweiz schiefging. Ausgerechnet am frühen Morgen, also wenn besonders viele Flugzeuge abfliegen sollten, war der komplette schweizerische Luftraum gesperrt. Und das in einer Zeit, in der es wegen Personalmangels in der Branche ohnehin schon zu vielen chaotischen Szenen kommt.

Vereinzelt dürften die Auswirkungen des Ausfalls bis ins Wochenende spürbar sein. Doch was löste ihn aus? Die Zeitung Tages-Anzeiger hat aufgeschrieben, wie genau es zum Desaster kam. Ihren Lauf nahmen die Dinge laut dem Bericht bereits um 3:35 Uhr morgens. Dem diensthabenden Mitarbeiter wurden zwar noch die paar Flugzeuge angezeigt, die in den frühen Morgenstunden den Schweizer Luftraum durchquerten. Doch es fehlten relevante Informationen. Dazu gehörte zum Beispiel die Flughöhe, auf der ein Flugzeug in den Luftraum eintritt.

Sperrung um 4:40 Uhr

Auch Flugnummern sowie Informationen zur Routenplanung fehlten offenbar. Kein Wunder also, dass man bei Skyguide alarmiert war und umgehend einen Krisenstab einberief. Um 4:21 Uhr wurden die Verantwortlichen geweckt. Ein automatisiertes System schickte ihnen Notfallnachrichten, noch vor 5 Uhr versammelten sich die ersten Mitglieder des Krisenstabs an den Standorten Dübendorf und Genf. Um 4:40 Uhr leitete man das absolute Extremszenario ein: Clear the sky.

Das heißt: Alle Flugzeuge müssen den Schweizer Luftraum umgehend verlassen, Starts und Landungen sind nicht mehr möglich. Wie Skyguide-Operativchef Urs Lauener laut dem Tages-Anzeiger eingestand, war es ein Glück, dass es noch in den frühen Morgenstunden geschah, als noch kein Hochbetrieb herrschte. Sonst wäre die Lage «brenzlig» geworden.

Unzuverlässige Daten für ILS

In verschiedenen Langstreckenflugzeugen erhielten in diesem Zeitpunkt die Reisenden gerade ihr Frühstück und freuten sich auf die baldige Landung in der Schweiz. Doch dazu kam es nicht. Denn bei Skyguide hatte man die Lösung noch nicht gefunden. Und obwohl Radar und Funk funktionierten, waren sichere Landungen nicht möglich. Denn: Das Instrumentenlandesystem ILS der Flughäfen Genf und Zürich meldete laut dem Tages-Anzeiger «System unzuverlässig».

Die Flugzeuge wurden in Nachbarländer umgeleitet – sie landeten in Lyon, Mailand, Frankfurt, München oder Wien statt in Zürich oder Genf. Starts wurden ohnehin abgesagt. Die Flugsicherung befand sich zu diesem Zeitpunkt im ständigen Austausch mit Verantwortlichen der Airlines und Flughäfen. Doch bis die Techniker dem Problem auf die Spur kamen, vergingen noch weitere Stunden, so der Tages-Anzeiger.

Langer Rattenschwanz

Ein digitaler Schalter (Netzwerk-Switch) hatte offenbar nicht funktioniert. Weil die Systeme das nicht erkannten, griff die in der Luftfahrt so wichtige Redundanz nicht und der Backup-Schalter wurde nicht eingeschaltet. In der Folge kam es zu einem Datenstau und zum Versagen des Systems. Die Techniker lösten das Problem. Doch Skyguide wartete noch eine halbe Stunde, um sicherzugehen, dass alles wieder funktionierte.

In der Folge konnten die Flughäfen Genf und Zürich den Betrieb nach und nach wieder hochfahren – doch zuerst nicht bei voller Kapazität. Und der Rattenschwanz, den der Ausfall am Morgen nach sich zieht, dürfte vereinzelt noch bis ins Wochenende hineinreichen. Denn Passagiere, die anderswo landeten, oder gar nicht erst starteten, hätten vielleicht auch Anschlussflüge erwischen müssen. Für sie müssen Alternativen gefunden, Übernachtungen und Essen organisiert werden.