Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

50-jähriges Jubiläum

Wie Cargolux mit Eisbergsalat und Erdbeeren startete

1970 startete die Frachtfluggesellschaft als Koproduktion aus Luxemburg, Island und Schweden. Eine frühe Tragödie konnte den Aufstieg von Cargolux nicht stoppen.

Alles begannt damit, dass die isländische Airline Loftleiðir Ende der 1960er-Jahre Flugzeuge loswerden wollte. Die Fluglinie, international Icelandic Airlines genannt, hatte zu Beginn des Jet-Zeitalters keine Lust mehr auf ihre Canadair CL-44 mit vier Turboproptriebwerken.

Der schwedische Schiffsunternehmer Christer Salén schlug Loftleiðir vor, einen der Flieger gemeinsam zu betreiben. Er wollte mit dem Flugzeug an den Wochenenden skandinavische Touristen nach Spanien fliegen, es dann zum Frachter umbauen und an den anderen Tagen Waren wie frische Früchte transportieren. Die CL-44 waren mit einem aufklappbaren Heck eigentlich als Frachter konzipiert, Loftleiðir nutze sie aber in einer Passagier-Konfiguration.

Erster Flug nach New York

Dennoch lehnte die Fluglinie den Plan eines wöchentlichen Umbaus als unrealistisch ab. Loftleiðir überzeugte Salén allerdings mit einem alternativen Vorschlag: dem gemeinsamen Aufbau einer reinen Frachtfluggesellschaft. Die neuen Partner nahmen Gespräche mit dem Großherzogtum Luxemburg auf, das eh Interesse an einer Kooperation mit Loftleiðir hatte.

Noch während die Verhandlungen liefen, rüsteten die Isländer und Schweden den Flieger zur Cargomaschine um und flogen 1969 Caritas-Hilfsgüter von Luxemburg nach Sao Tome. Schließlich einigten sich Loftleiðir, Salén Shipping und die luxemburgische Nationalairline Luxair und gründeten am 4. März 1970 Cargolux. Am 11. Mai führt die neue Frachtfluggesellschaft, die über eine CL-44 samt Crew verfügte, dann ihren ersten Flug von Stockholm Arlanda nach New York JFK durch, wo sie Eisbergsalat und Erdbeeren abholte.

Zweites Flugzeug stürzt ab

Noch im August 1970 nahm Cargolux eine zweite CL-44 in die Flotte auf. Allerdings verunglückte diese Maschine noch im Dezember desselben Jahres. Sie war im Auftrag des Roten Kreuzes mit Hilfsgütern auf dem Weg von Hamburg über Teheran nach Dhaka, damals in Ostpakistan gelegen, heute in Bangladesch. Beim Anflug auf den Flughafen Dhaka verloren die Piloten die Kontrolle über die Maschine, die daraufhin abstürzte. Die vierköpfige Crew und mehrere Menschen am Boden kamen ums Leben.

Doch Cargolux erholte sich von der Tragödie. Bis Ende 1972 wuchs die Flotte auf fünf CL-44 an. In den ersten Jahren starteten die Flieger oft mit Fracht Richtung Asien, ohne dass für den Rückflug Güter gebucht waren. Sobald die Maschine unterwegs war, telefonierte das Verkaufsteam Kontakte ab, um Fracht für die Rückkehr oder ein neues Ziel aufzutreiben.

Erstmals Strahltriebwerke, erstmals Jumbo-Jets

1973 erhielt Cargolux mit einer DC-8 erstmals ein Flugzeug mit Strahltriebwerken. 1977 orderte die Fluglinie dann bei Boeing ihre erste Boeing 747-200 und läutete damit erneut ein neues Zeitalter ein. 1978 verließ die letzte CL-44 die Flotte, 1984 die letzte DC-8.

Anfang der 1980er Jahre litt die Frachtfluggesellschaft unter der weltweiten Wirtschaftsschwäche, hohen Treibstoffpreisen und Zinsen. Jeder dritte Angestellte wurde entlassen. Doch knapp entging Cargolux dem Bankrott. So erhielt sie 1993 als erste Fluggesellschaft die Frachtversion der Boeing 747-400 und 2011 der Boeing 747-8.

Mittlerweile 30 Flugzeuge in der Flotte

Ebenfalls 2011 übernahm Qatar Airways 35 Prozent an Cargolux. Die Katarer stiegen aber schon im folgenden Jahr wieder aus. 2014 kaufte die chinesische HNCA-Gruppe dann als neuer Aktionär einen Anteil von 35 Prozent und Cargolux erklärte Zhengzhou zum zweiten Drehkreuz. Zum 50. Geburtstag 2020 betreibt Cargolux 14 Boeing 747-8 und 16 Boeing 747-400. Weltweit beschäftigte sie rund 2000 Mitarbeiter, den Großteil davon in Luxemburg.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen aus der 50-jährigen Geschichte von Cargolux.