Letzte Aktualisierung: um 20:02 Uhr

Überfliegerin oder Überflieger des Jahres

Wer hat 2022 alle anderen überflügelt?

Einfach war auch 2022 nicht für die Branche. Umso mehr waren die Menschen gefordert, die sie prägen. Wir ehren die, die Besonderes leisteten. Und Sie können mit wählen.

Eines hat 2022 ziemlich deutlich gezeigt: Echte Planungssicherheit gibt es in der Luftfahrt wohl einfach nicht. Die Pandemie schien, wenn auch nicht überstanden, zumindest die Nachfrage nicht mehr stark negativ zu beeinflussen. Menschen reisten wieder, hatten sogar einen enormen Nachholbedarf. Und dann griff Russland die Ukraine an. Nicht nur wurde durch verschiedene Luftraumsperrungen die Arbeit der Airlines komplizierter. Auch der steigende Kerosinpreis stellte sie vor Herausforderungen.

Dennoch gelang es auch dieses Jahr Frauen und Männern in der Branche, Besonderes zu leisten. aeroTELEGRAPH wählt jährlich die Überflieger:innen des Jahres. Und auch Sie können dabei mitmachen. Ihre Stimme geht in Gesamtwertung neben der unserer Jury ein.

Die Vorauswahl:

Grazia Vittadini, Technologiechefin von Rolls-Royce: Vittadini wollte eigentlich Kampfpilotin werden. Doch als sie sich als junge Frau bei der italienischen Luftwaffe bewarb, gab es dort noch keine Pilotinnen. Also startete sie anders durch. Nach einer langen Karriere bei Airbus, zuletzt als Technologiechefin und Vorstandsmitglied, wechselte sie 2021 zum Triebwerksbauer Rolls-Royce. Dort hat sie eine ziemlich ambitionierte Mission: Das Fliegen dekarbonisieren. Während viele in der Branche einzig auf nachhaltige Treibstoffe als Lösung pochen, treibt Vittadini selbstbewusst alle Technologien voran, statt sie als Zukunftsmusik abzustempeln. Dabei verbuchte Rolls-Royce auch bereits erste Erfolge. Der Motorenbauer hat etwa gemeinsam mit Easyjet ein Flugzeugtriebwerk getestet, das mit Wasserstoff betrieben wird. Es war der erste erfolgreich verlaufene Test dieser Art und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, den neuen Antrieb marktfähig zu machen.

David Calhoun, Chef von Boeing: Der Skandal um die Boeing 737 Max hallt immer noch nach. Dennoch verkauft sich das Kurz- und Mittelstreckenflugzeug gerade enorm gut, ein Comeback sondergleichen, das natürlich auch Calhouns Team zu verdanken ist. Er hat nach dem Abgang Dennis Muilenburgs die schwere Aufgabe angetreten, den Konzern wieder zu stabilisieren, Mitarbeitende zu motivieren. Und auch wenn immer noch nicht alles glatt läuft – Calhoun befindet sich zumindest auf einem guten Weg. Dabei nimmt er auch kein Blatt vor den Mund und gesteht Fehler ein, wenn welche geschehen sind.

Dmytro Seroukhov, Chef von Sky Up: Kaum eine Airline hat wohl je so eine Herausforderung erlebt. Die erst 2018 gegründete ukrainische Sky Up hatte eigentlich Expansionspläne für dieses Jahr. Doch durch den Krieg in der Ukraine wurde daraus nichts. Seroukhov gelang es dennoch, die Airline am Leben zu halten. Flugzeuge wurden neu positioniert, Sky Up sicherte sich Lizenzen in verschiedenen europäischen Ländern. Und jetzt ist sie als Wet-Lease- und Charteranbieterin aktiv und fliegt zudem auf humanitären Missionen. Die Mitarbeitenden können ihren Job also zumindest teilweise weiter ausüben.

Alexis von Hoensbroech, Westjet-Chef: Eigentlich war man bei der Lufthansa-Gruppe ziemlich zufrieden mit Alexis von Hoensbroech. Zumindest wurde der Vertrag des damaligen Austrian-Airlines-Chefs noch 2020 bis 2026 verlängert. Doch ein Jahr später kam dann die überraschende Nachricht: Der Manager verlässt das Unternehmen per sofort und wird Geschäftsführer der kanadischen Fluggesellschaft Westjet. Dort hat er Anfang des Jahres keine einfache Aufgabe angetreten. Er musste Mitarbeitende nach der Pandemie wieder motivieren oder sogar zur Rückkehr bewegen. Auch Westjet blieb zudem ein gewisses Maß an Flugchaos nicht erspart. Von Hoensbroech meisterte seine Aufgaben. Nach dem aktuellen Wintersturm lobten kanadische Medien seine Führungsqualitäten, nachdem er vor Ort am Flughafen Calgary Reisenden persönlich half und über sein Twitter-Konto Informationen verbreitete.

Bernd Bauer, Chef von Edelweiss und Eurowings Discover: Edelweiss ist vielleicht die Lufthansa-Tochter, die am tiefsten unter dem Radar fliegt. Doch offenbar ist der Konzern mit der Leistung des Chefs Bernd Bauer zufrieden. Denn der wurde auch noch mit der Führung der deutschen Eurowings Discover betraut. Ein einfacher Job ist das wirklich nicht. Denn Eurowings Discover erhält viel Gegenwind von Mitarbeitenden der Muttergesellschaft und auch die Balance zwischen der Schweizer und der deutschen Airline ist alles andere als einfach. Dennoch scheint das Bauer zu gelingen.

Aletta von Massenbach, Geschäftsführerin des Flughafens Berlin Brandenburg: «Vorbildlich» ist sicher nicht das erste Wort, das einem in den Sinn kommt, wenn man an den Flughafen Berlin/Brandenburg denkt. Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb hat seine Chefin einiges geleistet. Denn die Voraussetzungen und Einschränkungen, mit denen der Hauptstadtflughafen von Beginn an konfrontiert war, erfordern Kreativität und Innovationskraft, will man sich im Wettbewerb behaupten. Ein neues Frankfurt wird der BER nicht. Chaos hat er dieses Jahr auch erlebt. Aber nicht in einem Maße wie andere deutsche Airports. Und: Man hat sich etwas überlegt, um dem beizukommen. So war der BER etwa der erste deutsche Flughafen, der für die Sicherheitskontrollen ein Buchungssystem einführte. Das haben inzwischen einige Wettbewerber kopiert.

Der Mann/Die Frau von der Sicherheitskontrolle: Ewig lange Schlangen, frustrierte Passagiere, die teils auch ausfällig werden – die Arbeit des Flughafenpersonals war dieses Jahr nicht einfach. Weil Angestellte die Branche verlassen hatten und die Sicherheitsprüfung neuen Personals zeitaufwendig ist, mussten die, die noch da waren extra hart schuften. Dafür verdienen sie Anerkennung.

Die Wahl

Und nun sind Sie an der Reihe, wählen Sie mit. Sie können bis zum 9. Januar 2022 Ihre Stimme maximal zwei Persönlichkeiten geben:

Abstimmung ist beendet.