Gefahr durch E-Zigaretten und Co
Wenn der Sitzplatz Feuer fängt
Immer mehr Passagiere haben Geräte mit Lithium-Batterien im Handgepäck. Airlines warnen bereits per Kabinendurchsagen vor der Feuergefahr.
Aufnahme nach dem Feuer im Virgin-Atlantic-Jet: Eine Powerbank war der Auslöser.
Aufnahme nach dem Feuer im Virgin-Atlantic-Jet: Eine Powerbank war der Auslöser.
Am Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten von Amerika (4. Juli) startete Virgin-Atlantic-Flug VS 138 vom Flughafen New York JFK Richtung London Heathrow. Doch noch bevor der Airbus A330-300 seine Reiseflughöhe erreichte, brach ein Feuer an einem Sitze in der Kabine aus. Obwohl es der Crew gelang, die Flammen zu löschen, entschieden sich die Piloten für eine außerplanmäßige Landung in Boston, wo die Feuerwehr schon wartete. Die Polizei teilte danach mit, dass laut einer vorläufigen Untersuchung ein externer Akku zum Aufladen eines Smartphones den Sitz in Brand gesetzt hätte.
Einen ähnlichen Vorfall gab es am 16. Mai bei Düsseldorf. Während des Reisefluges eines Airbus A319 einer nicht genannten Fluggesellschaft kam es im hinteren Teil der Kabine zu einem Brand einer Powerbank, die sich in der Jacke eines Passagiers befand, wie die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in einem Bericht Ende Juli festhält. «Nach Angaben der Besatzung traten einzelne Stichflammen auf», heißt es in dem Bericht. Die Kabinenbesatzung löschte den Brand und die Piloten erklärten keine Luftnotlage.
Anzahl der Vorfälle über Jahre gestiegen
Die Zahl solcher Zwischenfälle ist mit der Verbreitung leistungsfähiger Lithium-Batterien in mobilen Geräten und als externe Reserveakkus in die Höhe gegangen, wie Zahlen der FAA zeigen. Die US-Luftfahrtbehörde dokumentiert Vorfälle, bei denen Lithium-Batterien oder von Lithium-Batterien betriebene Geräte Feuer fingen, Rauch ausstießen, extrem heiß wurden oder explodierten, und zwar an Bord von Passagier- oder Frachtfliegern oder an Flughäfen. Schwankte die Zahl solcher Zwischenfälle in den Jahren 2011 bis 2014 noch zwischen sieben und neun pro Jahr, waren es 2015 schon 16 und 2016 bereits 31.
Für das Jahr 2017 verzeichnete die FAA 46 Lithium-Batterien-Zwischenfälle, seitdem scheint der steile Anstieg aber gestoppt. 2018 standen mit 49 nur leicht mehr zu Buche als im Vorjahr. 2019 dokumentierte die Behörde bis zum 22. Mai noch 19 solcher Vorfälle. In den beiden Vorjahren waren es zu diesem Zeitpunkt des Jahres 18 gewesen (2017) beziehungsweise 23 (2018). Doch wie kommt es zu den Bränden, Explosionen und Co?
Mehr als 1000 Grad heiß
In Passagierfliegern sind Geräte mit Lithium-Batterien wie etwa elektronische Zigaretten oder Tablets nur im Handgepäck erlaubt. In der Kabine ist die größte Gefahr dann, dass kleinere Geräte wie Smartphones, E-Zigaretten oder Powerbanks zwischen die Sitze rutschen. Verstellt der Passagier dann den Sitz, kann der Akku beschädigt werden. Gerade bei elektrisch verstellbaren Sitzen in der Business Class hat der Reisende kaum eine Chance, den Widerstand durch die Batterie wahrzunehmen. Einmal eingeklemmt und beschädigt, können chemische Reaktionen in der Batterie dafür sorgen, dass sich diese schnell auf mehr als 1000 Grad erhitzen und ein Feuer auslösen.
Purser weisen auf Gefahr hin
Die meisten Fluglinien weisen ihre Passagiere heute auf solche Gefahren nicht mehr nur in den Handgepäckbestimmungen hin. «Darüber hinaus machen unsere Purser an Bord zu diesem Thema deutsche und englische Ansagen beziehungsweise es ist ein Teil des Sicherheitsvideos», erklärt ein Lufthansa-Sprecher. «Hier werden die Gäste darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich unbedingt bei der Kabinenbesatzung melden sollen, sofern ein elektronisches Gerät während des Aufenthalts an Bord beschädigt sein sollte, heiß wird oder zu rauchen beginnt.» Auch wenn ein Gerät in einen unzugänglichen Bereich des Sitzes falle, seien die Reisenden angehalten, dies zu melden.
Für die Crews gilt: «Es gibt ein spezielles Emergency Training der Kabinenbesatzung zu diesem Thema», so der Lufthansa-Sprecher auf die Frage nach der Vorbereitung. Dies finde für jeden Kabinenmitarbeiter einmal pro Jahr im Rahmen eines zwei Tage dauernden Notfalltrainings statt, zu dem auch Feuerlöschübungen gehörten.
Laptop aus dem Flieger geworfen
Zu den Hilfsmitteln im Umgang mit beschädigten Batterien gehören neben Feuerlöschern auch spezielle hitzebeständige Sicherheitstaschen, sogenannte Containment Bags, mit dazugehörigem Handschuh. Darein können Flugbegleiterinnen Akkus verfrachten, die noch nicht brennen oder die schon gelöscht sind.
Manchmal gehen Kabinencrews aber auch robuster vor, wenn Brandgefahr droht. So geschehen Anfang Mai auf Flug 5062 der amerikanischen Regionalfluggesellschaft PSA Airlines von Sarasota nach Charlotte. «Der Laptop eines Passagiers begann an Bord Anzeichen von gefährlicher Hitzeentwicklung auszusenden, bevor der Pushback begann», notiert die FAA. «Der Laptop wurde von einem Flugbegleiter aus dem Flugzeug geworfen, wo das Rampenpersonal einen Feuerlöscher nutzte, damit der Laptop nicht Feuer fing.»