Crash bei Test- oder Demonstrationsflug
Wenn brandneue Flugzeumodelle abstürzen
Eine Ilyushin Il-112 stürzte bei einem Testflug ab. Dass ein Flugzeug in der Entwicklung oder kurz nach der Einführung verunglückt, ist aber kein Einzelfall.
Die zwei Piloten und der Ingenieur verstarben. Vergangene Woche stürzte der einzige flugfähige Prototyp der Ilyushin Il-112 bei Moskau ab. Nach einem Triebwerksbrand war die Maschine nach rechtsgekippt und danach in ein Waldstück gestürzt.
Für die russische Luftfahrtindustrie ist das zweifelsohne ein Rückschlag und hinterlässt einen Imageschaden. Selten ist das zwar, dennoch gibt es diverse Beispiele von Flugzeugen in der Entwicklung oder kurz nach der Einführung , die verunglückten.
1988: Die Tragödie mit dem brandneuen Airbus A320 in Habsheim
Erst drei Exemplare des neuen europäischen Flugzeuges waren ausgeliefert worden. Stolz auf die Innovation wollten Erstbetreiberin Air France und Airbus ihr Werk der breiten Öffentlichkeit zeigen. Auch, weil beim A320 erstmals konsequent auf Fly-by-Wire, also die elektronische Flugzeugsteuerung gesetzt worden war. Sie wählten eine Flugschau im elsässischen Habsheim. Dort sollte der Jet die Zuschauer mit zwei Tiefflügen begeistern.
Doch es kam zu einer Tragödie: Der Airbus A320 mit dem Kennzeichen F-GFKC stürzte hinter der Piste von Habsheim in einen Wald, weil er zu tief geflogen war. Drei Fluggäste starben. Die französische Untersuchungsbehörde machte diverse Gründe für das Unglück verantwortlich, das für Airbus lebensbedrohend war. Die beiden Piloten waren zu tief gesunken, auf eine sehr geringe Flughöhe von nur zehn Metern, flogen mit einer sehr niedrigen Geschwindigkeit und hatten die Triebwerke am Ende der Landebahn viel zu spät wieder hochgefahren.
Ein wichtiger Faktor für das Unglück von Flug AF296 war die ungenügende Vorbereitung der Piloten durch Air France und eine sehr kurzfristig nötig gewordene Korrektur beim Anflug. Zudem wurde vermutet, dass die Volksfestatmosphäre sich auf die erfahrenen Piloten übertragen haben könnte und diese auch die Stärke der neuen Technologie demonstrieren wollten, dabei aber zu weit gingen. Der Flugkapitän, der auch zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, lehnt die Befunde des Bureau d’enquêtes et d’Analyses bis heute ab. Er schob die Verantwortung auf eine Fehlfunktion des A320.
1994: Beim Testflug eines Airbus A330 geht ziemlich viel schief
Am 30. Juni 1994 machte der Airbus A330-300 mit der Seriennummer MSN 042 einen Testflug in Toulouse, um den Autopilot in Extremsituationen zu prüfen. Dabei sollte das Flugverhalten der Maschine bei simulierten Triebwerksausfällen nach dem Start getestet werden. Doch dabei ging etwas gehörig schief.
Die Maschine kam wegen diverser Fehleingaben der Cockpitcrew in eine abnormale Fluglage. Diese konnten sie zwar einigermaßen stabilisieren. Doch da war es schon zu spät. Wegen schlechter Vorbereitung und Fehler der Piloten stürzte der A330 nach nur 60 Sekunden in der Luft aus 400 Metern zu Boden. Alle sieben Insassen wurden getötet.
2011: Gulfstream G650 verunglückt bei Testflug
Am 2. April 2011 hob eine Gulfstream G650 a Flughafen von Roswell im Bundesstaat New Mexico in den USA zu einem Testflug ab. Doch noch auf dem Gelände des Airports kam es zu einem Strömungsabriss bei einer Tragfläche und der Prototyp des neuen Businessjets stürzte ab und brannte aus. Alle vier Insassen starben.
Die Untersuchungsbehörde National Transportation Safety Board NTSB stellte fest, dass Hersteller Textron ein zeitlich sehr ambitiöses Testflugprogramm aufgesetzt hatte und Termineinhaltung vor Sicherheit setzte. Ein Problem mit der Startgeschwindigkeit war zwar bei früheren Testflügen erkannt, aber danach nicht grundlegend korrigiert worden.
2012: Superjet 100 stürzt bei Demonstrationsflug in Indonesien ab
Hersteller Sukhoi wollte Vertretern von indonesischen Fluggesellschaften zeigen, was ihr neues Flugzeug alles so kann. Und so nahm er sie am 9. Mai 2012 mit auf einen Demonstrationsflug. Dabei flog der Superjet 100 frontal in einen steilen Hang des Mount Salak. Alle 45 Insassen kamen ums Leben.
Für Russlands Luftfahrtindustrie war es ein herber Rückschlag. Der Superjet 100 war der erste komplett neu produzierte Flieger seit dem Ende der Sowjetunion. Der Bericht der indonesischen Ermittler sah die Schuld ganz klar bei der Besatzung. Sie habe sämtliche Warnungen vor einer Kollision oder Hinweise auf gefährliches Terrain einfach ignoriert. Russland machte auch die indonesischen Lotsen verantwortlich
2014: Vorzeigeprojekt Spaceship Two geht in Flammen auf
Inzwischen ist Geldgeber Richard Branson damit bereits ins All geflogen. Doch er musste mit seiner Virgin Galactic am 31. Oktober 2014 über der kalifornischen Mojave-Wüste ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen. Die Spaceship Two explodierte auf einem Testflug. Das Weltraumflugzeug wird zuerst jeweils von einem Trägerflieger auf eine Höhe von rund 15 Kilometer transportiert, wo es sich dann abkoppelt und den Raketenantrieb startet. Dabei kam es zu einer «Anomalie». Ein Pilot wurde schwer verletzt, der andere verstarb. Dem Programm hat das am Ende wenig geschadet, Virgin Galactic will weiterhin Touristen ins All bringen.
2016: Airlander legt kurz nach Erstflug Bruchlandung hin
Mit 92 Metern ist sie das längste Fluggerät der Welt. Die Airlander 10 ist eine Mischung aus Flugzeug, Helikopter und klassischem Luftschiff. Hersteller Hybrid Air Vehicles will sie als Frachter für lange Strecken, aber auch für Such- oder Spionagezwecke positionieren. Am 24. August 2016 legte die Airlander bei der Landung nach einem Testflug eine Bruchlandung hin. Das Cockpit wurde zertrümmert, die Besatzung blieb aber unversehrt. Inzwischen hat das XXL-Fluggerät die Testflüge wieder aufgenommen.