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Wenige Linienflüge

Wenn aus dem Flugzeug die Antarktis zu sehen ist

Latam wird aber Oktober wieder von Santiago de Chile nach Sydney fliegen. Es ist eine der wenigen regulären Routen, die der Antarktis nahe kommen.

Am 27. Oktober geht es los. Dann nimmt Latam ihren Nonstop-Flug zwischen Santiago de Chile und Sydney wieder auf. Vier Mal pro Woche wird die chilenisch-brasilianische Airline die mehr als 11.300 Kilometer lange Strecke zwischen Chile und Australien bedienen.

Latam hatte die Route schon 2019 im Programm, bis die Pandemie ausbrach. Der Flug dauere «weniger als 15 Stunden», wodurch sich die Reisezeit im Vergleich zum aktuellen Flug mit Zwischenlandung im neuseeländischen Auckland um vier Stunden verkürze, wirbt die Fluglinie. Auch Qantas ist zwischen Sydney und Santiago unterwegs.

Wenige Linienflüge entlang der Antarktis

Die Route ist spannend, weil sie eine der drei aktuell geflogenen Strecken ist, die der Antarktis und dem Südpol am nächsten kommen. Die anderen sind Santiago – Melbourne von Latam und auf der anderen Seite der Antarktis Sydney – Johannesburg von Qantas.

Solche Flüge kommen dem Eis manchmal näher, als man denkt, wenn man sich die Lage der Städte auf einem Globus ansieht. «Auf dem Flug von Sydney nach Johannesburg wird gelegentlich das Ross-Schelfeis in der Antarktis überflogen», berichtete etwa ein australischer Vielflieger in einem Online-Forum. Abhängig ist das unter anderem von den vorherrschenden Winden. Wenn es dazu kommt, sieht es so aus, wie dieses alte Video zeigt, das auf einem Qantas-Flug von Johannesburg nach Sydney aufgenommen wurde:

Über der Arktis ist mehr los

Standardmäßig über die Antarktis und noch näher am Südpol verlaufen könnten Flugrouten zwischen Santiago de Chile oder Buenos Aires und Perth im Südwesten Australiens. Aber diese Strecken bietet keine Airline an. Im Jahr 2018 hatte Norwegian Air Argentina Pläne für Flüge von Buenos Aires über Perth nach Singapur, doch daraus wurde nichts.

In der dünner besiedelten südlichen Hemisphäre gibt es deutlich weniger Flugverkehr als in der nördlichen – auch Richtung Polregionen. So fliegt etwa Emirates zu Zielen an der Westküste der USA wie Seattle oder San Francisco über den Nordpol in der Arktis. Während die Airline aus Dubai bei diesen Flügen den russischen Luftraum durchquert, vermeidet Finnair diesen – und fliegt genau daher zwischen Tokio und Helsinki ebenfalls über den Nordpol.

Wichtig bei Flügen in Polnähe

Bei Flügen über abgelegenen Gegenden wie den Polregionen müssen zweistrahlige Flugzeuge in der Lage sein, im Notfall lange mit nur einem Triebwerk zu fliegen und eine entsprechende hohe Zertifizierung namens Etops haben. Bei großer Kälte ist zudem die Temperatur des Triebstoffs zu beachten. Bei den von Latam und Qantas eingesetzten Boeing 787 oder den von Finnair geflogenen Airbus A350 ist all das aber kein Problem.

Das gilt auch für die Navigation. So sagte ein Airbus-A350-Pilot in einem Blogbeitrag von Finnair nach einem solchen Flug: «Der einzige bemerkenswerte Unterschied war, dass der gute alte Magnetkompass, den wir im Cockpit haben, ein bisschen verrückt spielte.» Die modernen Navigationssysteme sind dagegen nicht so leicht zu verwirren.

Erhöhte kosmische Strahlung

Ein Journalist, der einen solchen Finnair-Flug im Auftrag des Flugverfolgungsdienstes Flightradar im Cockpit begleitete, schrieb allerdings: «Näher am Pol musste die Besatzung immer noch Positionsmeldungen über den alten Kurzwellenfunk abrufen, mit starkem Rauschen.» Zudem habe man «jegliche Satellitenverbindung verloren».

Wichtig für die, die häufig in Polregionen fliegen: Die Abschirmung vor Höhenstrahlung durch das Erdmagnetfeld ist dort am schwächsten. So warnt das Bundesamt für Strahlenschutz «Piloten, flugbegleitendes Personal oder berufliche Vielflieger» dort vor Strahlendosen, «die durchaus vergleichbar sind mit Dosen in Berufsgruppen, die ionisierende Strahlung einsetzen oder mit radioaktiven Quellen umgehen».

1979 Kollision mit Mount Erebus

Abseits des Linienflugverkehrs gibt es Richtung Antarktis Charterflüge. Im Jahr 2022 schickte beispielsweise ein australisches Reiseunternehmen zusammen mit Qantas erstmals einen touristischen Nonstop-Rundflug sogar bis über den Südpol und zurück.

Bei einem Antarktis-Rundflug 1979 geschah ein Unglück: Die McDonnell Douglas DC-10 von Air New Zealand flog in den Mount Erebus, wobei alle 257 Menschen an Bord starben.