Unglücksflug AA5342
Was wir über das Potomac-Unglück wissen – und was nicht
Zum tödlichen Zusammenstoß einer CRJ 700 mit einem Militärhubschrauber über dem Potomac River werden weitere Details bekannt. Was wir bislang wissen.
NTSB-Mitarbeiter an Wrackteilen im Potomac River: Untersuchung läuft.
NTSB-Mitarbeiter an Wrackteilen im Potomac River: Untersuchung läuft.
Es war eine tödliche Kollision: Am 29. Januar 2025 stieß eine Bombardier CRJ 700 von PSA Airlines beim Landeanflug auf den Ronald Reagan Washington National Airport in Washington D.C. mit einem Militärhubschrauber zusammen. Beide stürzten in den Potomac River. Alle 67 Menschen an Bord starben. Was zum tragischen Unglück bekannt ist:
Der Flug: Flug AA5342 geht vom Wichita Dwight D. Eisenhower National Airport im Bundesstaat Kansas zum Ronald Reagan Washington National Airport, der rund fünf Kilometer südlich der Innenstadt von Washington D.C. liegt. Die eingesetzten CRJ 700 von PSA Airlines brauchen für die Strecke normalerweise rund zweieinhalb Stunden.
Die Untersuchung: Die Blackbox des Hubschraubers und die Blackbox des Jets wurden geborgen. Aus dem Stimmenrekorder der CRJ 700 hat die Untersuchungsbehörde NTSB zwei Stunden und vier Minuten Audiomaterial in guter Qualität ausgelesen, aus dem Flugdatenschreiber die Daten für den gesamten Flug. Die Auslesung der Hubschrauber-Daten ist noch im Gange. Die Befragungen des Tower-Personals laufen ebenfalls noch.
Die Flugverläufe: Die CRJ 700, die mit rund 20 Minuten Verspätung in Wichita gestartet war, sollte eigentlich auf Piste 1 des Ronald Reagan Washington National Airport landen. Nach einer entsprechende Anfrage aus dem Kontrollturm, beim ersten Kontakt zwischen Tower und Flugzeug, stimmte die Crew jedoch zu, stattdessen auf Piste 33 zu landen. Sie flog auf nordwestlichem Kurs auf die Landebahn zu. Der Hubschrauber war vom Davison Army Airfield gestartet und flog auf einem Trainingsflug südlich entlang des Potomac River.
Weniger als 30 Sekunden vor der Kollision wies die Flugsicherung die Hubschraubercrew auf die CRJ hin. Rund eine Sekunde vor dem Zusammenstoß wurde die Nase des Flugzeuges nach oben gezogen, wie Daten aus dem Flugdatenschreiber laut NTSB zeigen. Dennoch kam es zur Kollision, woraufhin Jet und Hubschrauber in den Fluß stürzten.
Die NTSB erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die Frage der Flughöhen sensibel ist, da noch nicht alle Daten vorliegen. Die Behörde machte transparent, dass es eine interne Diskussion gab, ob die vorhandenen Daten schon veröffentlicht werden sollten. Die CRJ flog laut ihrem Flugdatenschreiber zum Zeitpunkt des Unglücks auf einer Höhe von 325 Fuß (99 Meter) plus/minus 25 Fuß (7,6 Meter). Die Blackbox des Helikopters ist noch nicht ausgelesen. Im Kontrollturm wurde für den Hubschrauber laut vorläufigen Daten eine Höhe 200 Fuß (61 Meter) angezeigt – diese Daten müssen aber noch überprüft werden.
Die Zeitung Wall Street Journal zeigt die Flugverläufe in einer Visualisierung im Video:
Die Besatzungen: An Bord der CRJ 700 waren vier Crewmitglieder, zwei im Cockpit, zwei in der Kabine. Kapitän war der 34-jährige Jonathan Campos, der seit sechs Jahren für die American-Airlines-Gruppe flog, Erster Offizier war der 28-jährige Samuel Lilley, der seit zwei Jahren für das Unternehmen arbeitete. Im Hubschrauber befand sich eine dreiköpfige Besatzung. Die 28-jährige Rebecca Lobach steuerte den Hubschrauber. Es war ihr jährlicher Evaluierungsflug für Nachtflüge. Zu solchen Flügel gehören Nachtsichtgeräte. Ob die Crew diese Geräte zum Zeitpunkt des Unglücks trug, ist bisher allerdings nicht bekannt.
Die Fluggäste: In der CRJ 700 befanden sich 60 Fluggäste, im Hubschrauber nur die Crew.
Die Fluggesellschaft: PSA Airlines ist eine amerikanische Regionalfluggesellschaft. Als Tochterunternehmen von American Airlines fliegt sie für diese unter der Marke American Eagle. Die Flotte von PSA besteht aus rund 60 Bombardier CRJ 700 und 80 CRJ 900.
Das Flugzeug: Die verunglückte Bombardier CRJ 700 trug das Kennzeichen N709PS. Sie wurde von PSA Airlines unter der Marke American Eagle für American Airlines betrieben. Das Flugzeug war mehr als 20 Jahre alt und seit der Auslieferung an Mid Atlantic Airways im Oktober 2004 stets in den USA im Einsatz. Zuletzt war sie ausgestattet mit neun Business-Class-Sitzen in 2-1-Konfiguration sowie 56 Economy-Plätzen in 2-2-Bestuhlung.
Der Hubschrauber: Es handelte sich um einen Sikorsky UH-60L Black Hawk des 12th Aviation Battalion der United States Army. Er war ausgestattet für den Transport hochrangiger Beamter und Soldaten und flog unter dem Rufzeichen PAT25, wobei PAT für «Priority Air Transport» steht. Der Unglücksflug war ein Trainingsflug ohne Fluggäste.
Die Flugsicherung: Laut einem Bericht der New York Times fand die Luftfahrtbehörde FAA bei der Kontrolle der Schichtpläne der Lotsinnen und Lotsen heraus, dass die personelle Ausstattung gemäß eines ersten Befundes «nicht normal für die Tageszeit und das Verkehrsaufkommen» gewesen sei. Demnach war offenbar nicht eine Person für die Flugzeuge und eine für Hubschrauber zuständig, sondern eine Person für beides.
Das NTSB erklärt am 1. Februar, dass zum Zeitpunkt des Unglücks fünf Lotsen im Tower aktiv waren: Ein lokaler Lotse, der für Helikopter, Flugzeuge und die Pisten zuständig war; ein Lotse, der für alle Flugzeuge und Fahrzeuge am Boden zuständig war, die sich nicht auf den Start- und Landebahnen befanden; ein lokaler Assistent zur Unterstützung des lokalen Lotsen; ein Betriebsleiter für den Kontrollturm; ein Betriebsleiter in Ausbildung.
Die Pressekonferenz des NTSB vom 1. Februar: