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Lieferant von Airbus und Boeing

Was macht Airbus, wenn Boeing sich Spirit Aerosystems einverleibt?

Boeing ist der größte Kunde des Luftfahrtzulieferers. Um die Qualität zu verbessern, will der Flugzeugbauer Spirit Aerosystems in seinen Konzern integrieren. Das dürfte Kunde Airbus stören.

Heute ist das Viertel der Millionenmetropole Los Angeles bekannt für seine Kanäle und den Strand mit seiner kilometerlangen Promenade, die von Kunstschaffenden, Freaks und fliegenden Händlern bevölkert wird. Doch 1926 entstand in Venice auch ein Flugzeugbauer. Stearman Aircraft wurde in der Folge vor allem mit seinen Doppeldecker Model 75 bekannt.

Doch schon ein Jahr nach der Gründung verlegte das noch junge, aber sehr erfolgreiche Unternehmen seine Produktion von der Westküste der USA nach Wichita im Bundesstaat Kansas. Und nochmals zwei Jahre später wurde es Teil des integrierten Luftfahrtkonzerns United Aircraft and Transport Corporation. Lange blieb das jedoch nicht so. Nach einem Skandal um Marktabsprachen bei Luftpostaufträgen wurde der Moloch 1934 wieder aufgespalten.

Vergrößerung und Verkauf

Aus der United Aircraft and Transport Corporation wurden drei Unternehmen – United Technologies, United Airlines und Boeing. Beim neu geschaffenen Flugzeugbauer verblieb auch Stearman Aircraft. Die neue Tochter leitete den Bau mehrerer Modelle von strategischen Bombern und wurde 1941 vollständig in den Konzern integriert. Bis zu 30.000 Menschen arbeiteten zeitweise im Werk.

1996 kaufte Boeing von Rockwell International den Bereich, der Komponenten für die 737, die Internationale Raumstation und den Joint Strike Fighter lieferte und legte sie mit der Abteilung in Wichita zusammen. Doch lange hielt der Flugzeugbauer nicht daran fest. 2005 verkaufte er den gesamten Bereich an die Finanzgesellschaft Onex – Spirit Aerosystems entstand.

Mängel in Produktion

Der neue Eigentümerin investierte. 2006 kaufte sie von BAE Systems den Geschäftsbereichs Aerostructures. Er war Zulieferer von Boeing, aber noch viel mehr von Airbus. Der europäische Flugzeugbauer ist bis heute der größte Kunde des europäischen Teils von Spirit.

Das Wachstum ging nicht spurlos an Spirit Aerosystems vorbei. So kam das Unternehmen auch beim Verlust einer Stecktür einer Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines ins Visier der Luftfahrtbehörde der USA. Der Rundfunkanbieter NPR berichtete vor einigen Wochen von eklatanten Mängeln beim Luftfahrtzulieferer.

Pizza-Party aus falschem Grund

In der Fabrik in Wichita, wo die Rümpfe der Boeing 737 gefertigt werden, veranstalte das Management manchmal eine Pizza-Party, um den Rückgang an Problemmeldungen zu feiern. Doch ein Informant erklärte dem Blatt: «Aber wir verringern die Mängel nicht. Wir melden sie nur nicht».

Eine laufende Prüfung der FAA ergab zudem kürzlich, dass in sieben von 13 getesteten Bereichen Mängel gefunden wurden. In insgesamt 97 Fällen wurden die Vorschriften mutmaßlich nicht eingehalten, so die FAA. Spirit Aerosystems hat darauf reagiert und bereits die Aufsicht verstärkt und Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität ergriffen.

Mehr als ein Fünftel des Umsatzes mit Airbus

Doch das reicht Boeing nicht. Der Flugzeugbauer möchte Spirit Aerosystems wieder zurück in den Konzern holen, wie kürzlich bekannt wurde. Die Gespräche dazu laufen bereits. Die Amerikaner sind mit 60 Prozent Umsatzanteil der mit Abstand der größte Kunde des Unternehmens.

Doch auch Airbus bezieht viel von Spirit Aerosystems. 22 Prozent des Umsatzes des amerikanischen Zulieferers von 5 Milliarden Dollar gehen an den europäischen Flugzeugbauer. So baut etwa die Pylone des Airbus A220, Flügelteile des A320 oder Teile einer Rumpfsektion des A350.

Boeing in Schach halten

In Toulouse wird man deshalb ganz genau verfolgen, was mit Spirit Aerosystems passiert. Was Airbus sicher nicht will ist, dass Boeing Konstruktionsdetails bekommt oder Druck ausüben kann.