Letzte Aktualisierung: um 15:35 Uhr

Konsolidierung

Was kann Air Europa der Lufthansa-Gruppe bieten?

Der deutsche Luftfahrtkonzern hat nicht nur Interesse an Tap. Er schaut sich auch Air Europa an. Was würde die spanische Fluglinie in Lufthansa Group einbringen?

In einer Weltregion ist Lufthansa Group noch ziemlich schwach. Mit rund 1800 Flügen pro Jahr ist ihr Angebot von und nach Südamerika von allen großen europäischen Gruppen klar das schwächste. Ihre Fluggesellschaften steuern in Argentinien Buenos Aires an (Lufthansa und Swiss), in Brasilien Rio de Janeiro (Lufthansa) und São Paulo (Lufthansa und Swiss) sowie in Kolumbien Bogota (Edelweiss saisonal und Lufthansa) und Cartagena (Edelweiss saisonal).

Mit dem Einstieg bei ITA Airways verbessert die Lufthansa-Gruppe sich bereits deutlich: Die Italiener fliegen von Rom nach Buenos Aires, Rio de Janeiro und São Paulo. Sie bieten insgesamt 1500 Flüge pro Jahr an. Die ganze Gruppe kommt damit auf über 3300 jährliche Flüge zwischen Europa und Südamerika. An Tap mit ihren 4700 Flügen und Iberia mit ihren 5900 Flügen kommt der deutsche Konzern jedoch noch immer nicht heran, wie Daten des Datenanbieters Cirium Diio zeigen (siehe Grafik).

Auf einen Schlag europäische Nummer eins in Sachen Südamerika

Kein Wunder also, dass Lufthansa Group stark an der portugiesischen Nationalairline interessiert ist. Vergangene Woche hat Konzernchef Carsten Spohr in Lissabon vorgesprochen. Mit der portugiesischen Regierung redete er über die Privatisierung der Fluggesellschaft, bei der es in einem ersten Schritt offenbar um eine Beteiligung von 19,9 Prozent gehen soll.  Damit hätten die Deutschen den Fuß in der Tür und könnten sich Konkurrenten vom Leib halten.

Doch weil IAG wegen wettbewerbsrechtlicher Hürden die Übernahme von Air Europa aufgab, ist auch die spanische Fluggesellschaft mittelfristig wieder zu haben. Und sie bedient in Mittel- und Südamerika mehr als 15 Ziele. Mit ihr wäre die Lufthansa-Gruppe auf einen Schlag europäische Nummer eins im südamerikanischen Markt. Wie das Magazin Wirtschaftswoche berichtet, sprach Lufthansa-Group-Chef Spohr vergangene Woche deshalb auch bereits mit den Chefs des Unternehmens Globalia, dem Air Europa gehört.

Schwächung von IAG und Air France-KLM

Doch ein Einstieg bei Air Europa – sollte es bei Tap nicht klappen – hätte noch mehr Vorteile. So haben die Spanier mit ihren aktuell 26 Boeing 787, die im Durchschnitt etwas über sechs Jahre alt sind, eine hochmoderne Langstreckenflotte, die zudem aus einem Modell besteht, das auch Lufthansa und Austrian Airlines betreiben.

Lufthansa Group bekäme zudem ein Drehkreuz auf der iberischen Halbinsel und könnte so versuchen, IAG um British Airways und Iberia mehr Marktanteile abzujagen. Und nicht zuletzt könnte die Gruppe die Skyteam-Allianz um Air France-KLM schwächen, indem sie Air Europa zu Star Alliance holt.