Flugtest
Was Iberia in der Economy Class des Airbus A350 bietet
Die spanische Nationalairline hat Kabine und Flotte erneuert. Was bietet Iberia ihren Economy-Reisenden im Airbus A350? aeroTELEGRAPH hat es getestet.
Blick aus dem Fenster: Das beste Unterhaltungsprogramm.
Der Sitz lässt für einen mittelgroßen Menschen genug Beinfreiheit – für größere wird es wohl etwas eng.
Die Sitztasche ist sehr groß bemessen und sehr elastisch und erlaubt deshalb, viel in ihr zu verstauen.
Die Kopfhörer – Standard aber erstaunlich gut in der Tonqualität.
Der Bildschirm misst 12 Zoll und zur Auswahl stehen mehr als 160 Filme.
Unwiderstehlicher Zwischensnack: Ein Eis.
Nettes Detail: Zum Schluss wird eine Flugstatistik auf dem Bildschirm angezeigt.
Blick aus dem Fenster: Das beste Unterhaltungsprogramm.
Der Sitz lässt für einen mittelgroßen Menschen genug Beinfreiheit – für größere wird es wohl etwas eng.
Die Sitztasche ist sehr groß bemessen und sehr elastisch und erlaubt deshalb, viel in ihr zu verstauen.
Die Kopfhörer – Standard aber erstaunlich gut in der Tonqualität.
Der Bildschirm misst 12 Zoll und zur Auswahl stehen mehr als 160 Filme.
Unwiderstehlicher Zwischensnack: Ein Eis.
Nettes Detail: Zum Schluss wird eine Flugstatistik auf dem Bildschirm angezeigt.
Bei Südamerika ist Iberia eine Macht. Rund 300 Flüge bietet die spanische Nationalairline aktuell pro Woche von Europa zum Kontinent an. Wer also zu einem Ziel zwischen Feuerland und dem Golf von Mexiko reisen will, kommt nicht darum herum, sich bei ihr umzusehen.
Meine eigene Langstreckenerfahrung mit dem Oneworld-Mitglied liegt 15 Jahre zurück und war wenig erfreulich. Doch Iberia hat Kabinen und Flotte seither erneuert. Umso gespannter war ich auf das aktuelle Angebot. Ich habe es im Oktober 2023 auf einem Flug von Madrid nach Bogota in einem Airbus A350 getestet, der das neueste Interieur besitzt. Die Fluglinie nennt es A350 Next.
Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Webseite und die App von Iberia sind modern und doch schlicht gestaltet. Sie sind zudem benutzerfreundlich und laden schnell. Das Menü ist klar strukturiert und erlaubt es, alle wichtigen Informationen mit wenigen Klicks zu erhalten.
Alle wichtigen Services lassen sich einfach online oder per App erledigen. Bei der Auswahl des Sitzes (je nach Tarif kostenlos oder 45 Euro für XL-Sitz, 70 Euro für Notausgang-Sitz oder 25 Euro für Sitz ganz vorne), erlebe ich eine tolle Überraschung. Mir wird am Computer nicht nur ein Sitzplan angezeigt, sondern beim Klick auf einen Sitz auch gleich ein Bild aus der Kabine. Es zeigt mir eine 360-Grad-Ansicht von meinem Sitz aus. Das finde ich innovativ. So erlebe ich dann keine Überraschungen (wie etwa halbe Fenster), wenn ich einsteige.
Der erweiterte Sitzplan – eine tolle Innovation. Bild: aeroTELEGRAPH
Der Online-Check-in funktioniert ebenfalls einwandfrei, die Bordkarten lassen sich einfach in der Wallet speichern – etwas was auch 2023 noch immer nicht überall der Fall ist. Insgesamt wirklich ein überzeugendes Produkt.
Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Wer aus anderen Ländern anreist, vollzieht der Check-in an seinem Heimatflughafen. Ich habe es in Madrid getestet. Wie kaum eine Fluggesellschaft setzt Iberia dort auf Self-Service. Rund zwei Dutzend Kioske stehen den Reisenden zur Verfügung. Als ich 1,5 Stunden vor Abflug dort anstehe, gibt es kaum Schlangen – auch weil dank der Anordnung der Kioske nebeneinander langsamere Personen oder Gruppen schnellere nicht ausbremsen. Innerhalb weniger Minuten habe ich eingecheckt, Bordkarte und Gepäcketikette ausgedruckt. Jetzt muss ich nur noch zu einem Schalter und das Gepäck aufgeben. Dort wartet Personal in Fleisch in Blut auf die Reisenden.
Die Sicherheitskontrolle ist dank vielen Spuren und einem langen Tresen recht schnell durchschritten. Beim Einsteigen setzt Iberia auf Gruppen. Ich bin in Gruppe 3 eingeteilt. In einen A350 passen viele Leute und der Flug ist heute sehr gut gebucht. Das ergibt lange Schlangen. Ich bin dann aber überrascht, wie schnell das Einsteigen insgesamt geht.
Was ebenfalls sehr positiv ist: Über Gates und Gateänderungen wurde ich frühzeitig informiert – per SMS und Email.
Crew und Service: ★★★★☆. Die Kabinencrew ist freundlich, effizient und professionell. Auch ist sie gut als Team eingespielt. Was mir ein wenig fehlt, ist das persönliche Element. Hervorragend ist die Information aus dem Cockpit. Nicht nur nach dem Start wird ausführlich über den Flugverlauf informiert, sondern auch vor der Landung. Dabei erklärt der Kapitän auch, dass wir eine leichte Verspätung haben, weil er und seine Kollegen eine große Gewitterfront umfliegen mussten. Das wirkt vertrauensfördernd.
Kabinenausstattung: ★★★★☆. Die Airbus A350 sind neu und entsprechend gut kommt das Innere daher. Die Economy Class liegt ganz hinten, nach der Premium Economy. Von der vorderen Klasse ist sie durch eine kleine Trennwand in der Mitte abgetrennt. Die Kabine ist in einer 3-3-3-Konfiguration bestuhlt. Platz für Handgepäck gibt es dank der großen Standardfächer genug. Für die Economy Class stehen insgesamt sechs Toiletten zur Verfügung, vier in der Mitte und zwei weitere ganz hinten im Flieger. Sie werden auch von den Gästen der Premium Economy benutzt. Das ist ausreichend, wenn auch nicht üppig.
Sitz: ★★★★★. Der Sitz in der Economy Class der A350 von Iberia ist 18 Zoll oder knapp 46 Zentimeter breit. Der Abstand zwischen den Sitzen beträgt 31 Zoll oder 78,7 Zentimeter – das ist heute Industriestandard. Das reicht für einen mittelgroßen Mann wie mich gut aus. Für größere Zeitgenossinnen und -genossen dürfte es aber etwas eng werden. Der Sitz ist in elegantem Beigegrau gehalten, das Iberia-Rot wird als Schmuckfarbe dezent eingesetzt.
Der Sitz von Iberia. Bild: aeroTELEGRAPH
Die Rückenlehne weist eine Stütze für die Rückenflanken auf. Am Kopfende gibt es eine sehr bequeme Kopfstütze, deren beiden Enden sich knicken lassen, um den Kopf besser anlehnen zu können. Als Stauraum gibt es eine elastische Sitztasche, in die man wirklich sehr viel hineinpacken kann.
Sauberkeit: ★★★☆☆. In dieser Kategorie lässt sich einfach punkten. Iberia verpasst diese Chance. Als ich einsteige, finde ich auf dem Sitz weiße Flocken vor, der Bildschirm ist verschmiert und auch am Fenster sieht man einen Abdruck von den fettigen Haaren des vorherigen Passagiers. Alles ist nicht schlimm, sollte aber nicht passieren. Die Kabine kommt insgesamt nämlich durchaus sauber daher. Es liegt mehr an Details und mangelnder Aufmerksamkeit. So war zwei Stunden vor der Landung die Toilette bereits recht verschmutzt – mit bepinkelter Klobrille und Handtüchern am Boden. Hier wurde offensichtlich keine Zwischenkontrolle gemacht.
Mahlzeiten: ★★★★★. Der Flug startet am frühen Nachmittag. Auf Reiseflughöhe angekommen, gibt es deshalb erst einmal ein Mittagessen. Zur Vorspeise wird ein Couscous-Salat auf einer cremigen Piquillo-Pfeffer-Soße serviert – sehr lecker. Zur Hauptspeise gibt es nicht Chicken or Pasta, sondern Fleischbällchen an Pilzrahmsauce oder Kartoffelgratin mit Ratatouille. Ich entscheide mich für die vegetarische Option und bin wiederum sehr positiv überrascht. Das Ganze wird in Plastikgeschirr ansprechend angerichtet serviert.
Zur Begleitung trinke ich einen spanischen Tempranillo. Plus eine Cola Zero – man möge mich dafür bitte nicht steinigen. Als Nachspeise gibt es Schokokuchen. Auch Kaffee und Tee wird danach serviert. So soll Essen in der Economy sein. Einfach, aber lecker.
Der Snack. Bild: aeroTELEGRAPH
Nach rund vier Stunden serviert die Crew dann ein Eis – Magnum White Chocolate and Cookie. Natürlich sagt ich dazu nicht nein. Und vor der Landung gibt es nochmals etwas zu Essen. In einer Kartonbox wird ein Bocadillo serviert, was viel cooler klingt als Sandwich. Ich entscheide mich für das mit Cheddarkäse und Essiggurken. Dazu gibt es ein Kitkat. Wiederum trinke ich dazu eine Cola Zero.
Unterhaltungssystem: ★★★★★. Iberia stellt mehr als 160 Filme zur Verfügung, darunter Neuigkeiten wie «No Hard Feelings» oder «Asteroid City», aber auch viele Klassiker. Ich freue mich wie immer über Trouvaillen, also Filme, die ich sonst nie sehen könnte. Hier bietet Iberia logischerweise besonders viel aus den spanischsprechenden Ländern. Und so entscheide ich mich für die (empfehlenswerte) Komödie «Como Dios Manda» über einen Beamten, der wegen sexistischer und rassistischer Bemerkungen vom Finanz- ins Gleichstellungsministerium versetzt wird. Auch stehen mehr als 200 TV-Beiträge zur Verfügung.
Anschauen kann man sich die Filme auf einem berührungssensitiven Bildschirm mit 30 Zentimeter-Diagonale (12 Zoll) ansehen. Passagiere bekommen kostenlos Knopf-Kophförer, die einen ausreichend guten Klang bieten. Wer will, kan aber auch seine eigenen Kopfhörer via Bluetooth mit dem Unterhaltungssystem verbinden.
Wifi/Strom: ★★★★★. Iberia bietet zum Laden elektronischer Geräte unterhalb des Bildschirms nicht nur USB-A-, sondern auch die neueren und schnelleren USB-C-Buchsen. Das Handy mit Strom zu versorgen, ist also kein Problem. Beim Wifi ist das Messenger-Paket für Mitglieder des Vielfliegerprogramms Iberia Plus kostenlos. Sonst muss man dafür bezahlen. Das Paket zum Versenden von Nachrichten kostet 5,99 Euro pro Flug oder 3,49 Euro für eine Stunde. Wer im Internet surfen will, zahlt 20,49 Euro für den Flug oder 13,49 Euro für vier Stunden. Das sind gemäßigte Preise. Ich entscheide mich für das Surf-Paket für vier Stunden und kann es auch tatsächlich gut nutzen, es kommt nur zu wenigen Ausfällen.
Extras: ★★★☆☆. Passagiere in der Economy Class bekommen bei Iberia eine Decke und ein bequemes Kissen. Mehr aber gibt es nicht, kein Amenity Kit, keine Praline. Das gibt Abzug.
Gesamtnote: 4,4 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)
Fazit: Ich bin nach meinen früheren Erfahrungen mit der spanischen Nationalairline extrem positiv überrascht. Wer in der Economy reist und nach Südamerika will, macht sicherlich keinen Fehler, sich die Verbindungen von Iberia anzuschauen. Wäre da nicht der leicht vermeidbare Abzug bei der Sauberkeit, hätte es Iberia sogar in die höchste Kategorie geschafft.
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Flugtests. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat.
Der Testflug verursachte 526 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation) .
Das Flugticket für den Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. aeroTELEGRAPH hatte beim Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.