Letzte Aktualisierung: um 15:06 Uhr

Flugtest

Was Etihad in der Economy Class der Boeing 787 bietet

Mit einer Boeing 787-9 Dreamliner fliegt Etihad Airways wieder zwischen Abu Dhabi und Düsseldorf. Wir haben den ersten Flug genutzt, um die Economy Class zu testen.

Nicht mehr nur Frankfurt und München: Nach dreijähriger Pause hat Etihad wieder Flüge von Düsseldorf nach Abu Dhabi aufgenommen.  Die Golfairline bedient die Route drei Mal pro Woche mit Boeing 787-9 mit 28 Plätzen in der Business und 271 in der Economy Class.

Doch was bietet Etihad Airways? aeroTELEGRAPH hat die Economy Class im September auf dem ersten Flug von Düsseldorf nach Abu Dhabi getestet. An diesem Tag war die sechs Jahre alte A6-BLN auf der Strecke unterwegs. Die Fluglinie will Touristinnen und Touristen ansprechen, die dem deutschen Herbst und Winter entkommen und Sonne tanken wollen. Sie setzt aber auch auf Umsteiger und das merkt man gleich beim ersten Flug. Ich rede mit Reisenden, die umsteigen nach Thailand und Pakistan, und höre andere über ihr Ziel Japan sprechen.

Hin am Tag, zurück in der Nacht

Der Flug von Düsseldorf nach Abu Dhabi ist ein Tagflug, der um 10:30 Uhr in Deutschland abhebt und sechseinhalb Stunden später in den Vereinigten Emiraten ankommt. Zurück geht es in der Nacht, Abflug 02:35 Uhr Ortszeit (00:35 Mitteleuropäische Sommerzeit). Meinen Test der Economy habe ich auf dem Tagflug durchgeführt.

Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Webseite und die App von Etihad Airways sind übersichtlich und benutzerfreundlich gestaltet und laden schnell. Das schlichte und dennoch schicke Design spricht mich sehr an, da es mich nicht visuell überfordert und mich nicht mit unnötigen Informationen ablenkt. Spannend: Noch innerhalb der Buchungsmaske hat die Fluggesellschaft dezent einen Link zum Thema Zwischenstopp in Abu Dhabi untergebracht, unter dem man verschiedene Stopover-Pakete buchen kann.

Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Ich reise nur mit Handgepäck und erspare mir so den Weg zum Check-in-Schalter. Andere Reisende beschreiben mir den Check-in später als entspannt und reibungslos. Generell bringt der Abflug um 10:30 Uhr Reisende zu einer angenehmen Zeit an den Flughafen. Check-in-Schalter, Sicherheitskontrollen und Wartebereiche sind nicht überlaufen, wie es oft am frühen Morgen der Fall ist.

So ist die Sicherheitskontrolle schnell erledigt. Das Boarding beginnt pünktlich um 09:45 Uhr. Während die Business-Class-Gäste einsteigen, mache ich allerdings noch einen Abstecher in einen Buch- und Zeitschriftenladen neben dem Gate. Als ich zurückkomme, frage ich einen Etihad-Mitarbeiter, ob meine Boarding-Gruppe schon aufgerufen ist. Die Antwort: «Sie können sich schon anstellen, wir nehmen nehmen alle.» Ich bevorzuge, als einer der Letzten einzusteigen, und tue dies, als um 10:02 Uhr der letzte Aufruf erfolgt.

Um 10:13 Uhr bin ich an meinem Platz angekommen. Das ging erfreulich schnell alles. Ausgebucht ist der Flieger nicht, einige glückliche Reisende haben einen oder sogar zwei freie Nebenplätze. Um 10:29 Uhr setzt sich der Dreamliner in Bewegung.

Crew: ★★★★★. Die Kabinencrew ist freundlich, aufmerksam, hilfreich und professionell. Sie weiß offensichtlich, dass ich für aeroTELEGRAPH unterwegs bin. Daher beobachte ich wie immer auch, wie die Besatzung andere Fluggäste behandelt, etwa die Familien mit kleinen Kindern einige Sitze neben mir. Ich spreche auch mit Mitreisenden über deren Eindrücke. Das Fazit: keine Beschwerden. Wir alle sind vollauf zufrieden mit der Crew und ihrem Service.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Etihad betreibt einige Boeing 787-9 mit und einige ohne First Class. Auf der Düsseldorf-Route kommen Dreamliner ohne erste Klasse zum Einsatz. Eine Premium Economy gibt es bei der Fluggesellschaft gar nicht. Die Economy Class ist in einer 3-3-3-Konfiguration bestuhlt. Obwohl ich als einer der letzten Reisenden einsteige, finde ich im nicht vollen Flieger problemlos einen Handgepäckfach-Platz für meinen Rucksack.

Ich sitze in der ersten Reihe der sogenannten Economy-Space-Sitze, die eh schon mehr Fußraum haben – und in der ersten Reihe noch mehr. Davor folgt eine Bordküche, aber keine Toiletten, bevor die Business Class beginnt. Das heißt zwar, dass ich für den WC-Besuch relativ weit nach hinten laufen muss. Es bedeutet vor allem aber auch, dass nicht dauernd wartende Fluggäste neben meiner Sitzreihe stehen und nicht ständig WC-Spülung und Tür zu hören sind. Gut so.

Die Boeing 787 verfügt über auf Knopfdruck dimmbare Fenster, was auf diesem Tagflug von größerer Bedeutung ist als die wechselnden Lichtfarben (Mood Lighting) an der Kabinendecke. Allerdings sieht mein Dimmknopf schon recht abgenutzt aus. Was es über den Sitzen nicht gibt: einstellbare Luftdüsen. Im Bad bemerke ich zwei Details, die mir sehr gut gefallen: ein schönes Mosaikmuster an der Wand und beim WC einen Spülmechanismus, bei dem man den Knopf nicht anfassen muss, um ihn zu nutzen.

Die Kopfstützen in der Economy Class. Bild: aeroTELEGRAPH

Sitz: ★★★★☆. Der Sitz ist 17,1 Zoll (43,5 Zentimeter) breit. Zum Vergleich: In den Boeing 787-9 von KLM sind es 17,5 Zoll, von Ana All Nippon Airways 17,3 und von Air Canada genau 17. Beim Hinsetzen fühlt es sich für mich zwar zuerst etwas schmal an, sobald ich sitze, ist dieser Eindruck aber verschwunden. Reisende, die etwas breiter sind, dürften sich aber gerade in der ersten Reihe, in der die Armlehnen durchgängige Sitztrenner sind, womöglich etwas eingeengt fühlen. Was mir sehr gut gefällt: Die Struktur des Sitzes ist fest, aber nicht hart oder unbequem – mir ist das viel lieber als ein weicher Sitz.

Die Kopfstütze hat auf der einen Seite ein fixes «Hörnchen», ist also quasi permanent nach vorne geklappt, während die andere Seite stufenlos verstellbar ist. Die Höhenverstellung der Kopfstütze meines Sitzes und auch des Nebensitzes funktioniert leider schwergängig.

Der Sitz hat zwei Knöpfe: einen, um ihn nach hinten zu neigen, und einen, um den Sitz im Lendenwirbel-Bereich anzupassen. In der ersten Reihe kann ich die Beine ganz ausstrecken, dafür muss ich mein Tischchen aus der Armlehne ausklappen und meinen Bildschirm von unten hochklappen. Von der Verkleidung des Tischchens ist eine Ecke etwas abgesplittert. Vor meinen Füßen an der Wand ist das Täschchen angebracht, in dem sich Sicherheitsanweisungen und Co. befinden.

Hier wurde schon länger nicht mehr geputzt. Bild: aeroTELEGRAPH

Sauberkeit: ★★★☆☆. Ganz wichtig für mich: Die WC-Räume sind bei meinen beiden Besuchen sauber und der No-Touch-Spül-Knopf sorgt für zusätzliche Hygiene. An meinem Platz entdecke ich aber Mängel. Mein Fenster ist etwas schmierig vom Reisenden, der hier vorher seine Stirn dagegen drückte, wohl auf dem Flug von Abu Dhabi nach Düsseldorf. Ok, das kann passieren in der Economy Class. Aber wenn ich nach oben schaue, sehe ich neben den Lampen über den Sitzen Schmutz und Staub – und dies stammt nicht nur vom vorherigen Flug, hier wurde länger nicht mehr richtig geputzt. Auch auf meinem Bildschirm finde ich Rückstände, die ich nicht klar zuordnen kann, und mit einem feuchten Tuch entferne.

Mahlzeiten: ★★★★★. Auf dem Platz liegt zur Begrüßung eine Schokoladentäfelchen mit Verpackung in Düsseldorf-Design. Als ersten Snack während des Fluges gibt es dann ein kleines Tütchen Cracker und ein Getränk, ich nehme eine Cola. Die Auswahl zum Mittagessen gibt es nicht schriftlich auf einer Menükarte, sondern mündlich. Zur Auswahl stehen ein Hähnchen-Gericht mit Reis, Rindfleisch mit Kartoffelpüree oder – und dafür entscheide ich mich – Pasta mit einer leicht scharfen Auberginen-Tomatensauce. Dazu gibt es einen Coscous-Salat, ein Brötchen und Butter sowie als Nachtisch eine Schoko-Mousse mit Karamelsauce. Die Pasta ist hervorragend und die Mousse ein Gedicht. Auch die Menge stimmt: Ich esse alles auf und fühle mich danach weder hungrig, noch vollgefressen. Unterm Strich ist es die beste Economy-Mahlzeit, an die ich mich erinnern kann. Bravo, Etihad! Und ein witziges Gimmick: Ich frage mich, warum der beiliegende Zahnstochter grüne Spitzen hat, und bemerke dann, dass sie einen frischen Minzgeschmack besitzen.

Die Mahlzeit: lecker. Bild: aeroTELEGRAPH

Unterhaltungssystem: ★★★★★. Es gibt eine große Auswahl an Serien und an Filmen, von Neuheiten wie Guardians of the Galaxy 3 bis zu Klassikern wie Jurassic Park oder Mad Max 2. Auch Musik und Spiele gibt es zu Genüge. Was mir gut gefällt: Die Suchfunktion, mit der ich schaue, ob es einen Guy-Ritchie-Film gibt (ja, gibt es, The Covenant). Zu sehen ist all das auf einem ansprechend großen Touchscreen. Er lässt sich auch extern bedienen über eine Art Gamepad, das selber über einen kleinen Touchscreen verfügt. Meines funktioniert leider nicht, auch nicht, nachdem die Crew das System meines Platzes zwei Mal neu gestartet hat. Mir wird angeboten, mich umzusetzen auf einen Platz, an dem alles funktioniert. Doch ich lehne dankend ab, da ich auch über den großen Bildschirm alles machen kann. Ich teste Etihads Kopfhörer: Sie sind ok, halten vom Klang her aber nicht meinen Iphone-Kabel-Kopfhörern mit, die ich anschließend verwende.

Wifi/Strom: ★★★★★. Mein Economy-Space-Sitz in der ersten Reihe hat eine Steckdose und eine USB-A-Buchse unterhalb der Sitzfläche. Bei anderen Economy-Plätzen ist dies neben dem Bildschirm verbaut. Internetzugang kann man in zwei Preisklassen buchen: Für 2,99 Dollar bekommt man das Paket Chat und kann damit Messanger-Dienste nutzen. Mitglieder des Meilenprogramms «Etihad Guest» erhalten das Chat-Paket gratis. Für 9,99 Dollar gibt es das Paket Surf, das keine Datenbegrenzung hat über den gesamten Flug.

Ich buche Surf und zuerst ist die Verbindung so schlecht, dass alleine die Buchung rund 15 Minuten dauert. Das Gute jedoch: Auch wenn der Buchungsvorgang ständig unterbrochen wird durch die schlechte Verbindung, wird er danach immer am selben Punkt vorgesetzt – ich muss nie von vorne beginnen. Ebenfalls positiv: Man braucht nicht zwingend eine Kreditkarte, sondern kann auch bei Paypal, Apple Pay, Alipay und mit Meilen zahlen. Nachdem meine Erwartungen durch die langsame Buchung niedrig sind, ist die Verbindung kurz danach deutlich schneller und stabil bis zum Ende des Fluges. Ich kann sogar Handyspiele flüssig nutzen. So macht – vom Anfang abgesehen – Internet an Bord Spaß.

Extras: ★★★★★. Etihad Airways bietet auch in der Economy Class Amenity Kits, allerdings nur auf den Nachtflügen. In einem kleinen Beutel mit der Aufschrift «Sleep tight» («Schlaf gut») befinden sich dann Schlafmaske, Ohrenstöpsel, Zahnputzzeug und Socken. Auf dem Weg von Düsseldorf nach Abu Dhabi bekomme ich daher kein Amenity Kit, was mich aber nicht stört. Denn auf dem Tagflug brauche ich es nicht und im Zweifel wird so Müll vermieden. Und für den Rückweg in der Nacht kann ich mich schon mal auf diese Extras freuen. Ein Kissen und eine Decke gibt es auch auf dem Tagflug. Sie sind gemütlich und groß, kommen bei mir auf diesem Flug allerdings wenig zum Einsatz.

Gesamtnote: 4,7 – Sehr gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: In Etihads Economy Class in der Boeing 787-9 gehen die rund sechseinhalb Stunden Flugzeit nach Abu Dhabi schnell und bequem vorbei. Dafür sorgen eine gut ausgestattet Kabine, eine tolle Crew, ein breites Unterhaltungsangebot und ein fantastisches Essen. Dass einige Dinge Abnutzungserscheinungen zeigen, ist verschmerzbar. Die Mängel bei der Sauberkeit an meinem Platz sind dagegen wirklich unnötig und daher umso ärgerlicher.

Im Mai hat Etihad übrigens angekündigt, eine neue Dreamliner-Kabine einzuführen. Ab dem dritten Quartal 2023 sollen die ersten Boeing 787 damit eingeflottet werden. Für die Economy Class kündigt die Airline an, leichtere Sitze mit einem «gesteigerten Raumgefühl» zu bieten, «einschließlich einer Armlehne mit schlankerem Profil».

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Flugtests. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat.

Der Testflug verursachte 308 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen kompensierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen durch die Unterstützung von Aufforstungsprojekten und den Kauf von Biokerosin über den Kompensationsanbieter Compensaid.

Das Flugticket für den Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. aeroTELEGRAPH hatte beim Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.