Fünf Fragen und Antworten
Was die Hitze für Airports, Flieger und Crews bedeutet
Wie heiß wird es auf dem Vorfeld und was können Crews tun, wenn es im Flugzeug zu warm wird? Fragen und Antworten rund um die Hitze am Flughafen.
Rasensprenger am Flughafen Frankfurt (im Jahr 2018): Auch aktuell herrscht Hitze.
Rasensprenger am Flughafen Frankfurt (im Jahr 2018): Auch aktuell herrscht Hitze.
Wie heiß wird es auf dem Vorfeld?
Es gibt kaum Schatten und der Beton reflektiert die Wärme: Auf dem Vorfeld in Berlin-Tegel hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg Ende Juni ein Thermometer platziert – die Skala reichte nur bis 50 Grad und dieser Wert wurde auch erreicht. Der Flughafen Frankfurt erklärte vor einigen Jahren bei Lufttemperaturen von 38 Grad, auf dem Vorfeld könnte es mehr als 60 Grad heiß werden. Das macht die Arbeit des Bodenpersonals extrem hart. Dabei müssen die Arbeiter bei Jobs wie dem Verladen von Koffern auch noch Sicherheitskleidung wie lange Hosen, festes Schuhwerk und Handschuhe tragen. Die für die Abfertigung zuständigen Firmen und die Flughäfen helfen oft mit mobilen Getränkestationen oder verteilen Eis.
Wie werden die Flugzeugkabinen gekühlt?
Laufen die Triebwerke, funktioniert auch die Klimaanlage an Bord und es lässt sich selbst an heißen Tagen meist ganz gut aushalten im Flugzeug für Crews und Passagiere. Wenn der Flieger allerdings mit ausgeschalteten Triebwerken am Boden steht und von der Sonne aufgeheizt wird, muss eine andere Lösung her. Eine Option ist das Hilfstriebwerk, meist APU genannt, als Abkürzung der englischen Bezeichnung Auxiliary Power Unit. Es erzeugt am Boden Druckluft und Strom. Aufgrund von Lärmschutz-Bestimmungen darf die APU allerdings nicht die ganze Zeit laufen. Wann und wie lange sie angeschaltet sein darf, hängt von den einzelnen Flughäfen ab. Zudem kommt es vor, dass das Hilfstriebwerk defekt ist, denn für einen sicheren Flug ist es nicht notwendig. Als Alternative stellen Flughäfen oft klimatisierte Luft oder stationäre Stromversorgung zur Verfügung. Wenn alles nicht verfügbar ist, kann es im Flieger am Boden sehr warm werden.
Was können die Crews tun?
Im Extremfall gilt: «Wenn der Kapitän die Gesundheit von Crew und/oder Passagieren in Gefahr sieht, in diesem Fall aufgrund einer erhöhten Kabinentemperatur, kann er ablehnen, den Flug durchzuführen», erklärt Janis Schmitt von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Sind die Umstände nicht ganz so widrig, könne der Kapitän seiner Crew zumindest eine «Uniformerleichterung» erlauben, also etwa Jacketts oder Krawatten abzulegen.
Beeinträchtigt die große Hitze auch die Leistung der Flieger?
Ja, durchaus. «Die Hitze drückt die Leistung der Triebwerke», erklärt Schmitt. In Deutschland sei das kaum relevant, da man auf den meist langen Startbahnen nicht immer die volle Leistung brauche. «Aber bei kürzeren Bahnen in Europa, zum Beispiel in Florenz, muss man bei großer Hitze nicht selten einen Teil des Gepäcks oder der Passagiere zurücklassen, um auf der kurzen Piste dort rechtzeitig abzuheben.» In der Vergangenheit hatten zum Beispiel auch die Boeing 787-8 von Norwegian Probleme in Las Vegas. Da der Billigflieger mehr Passagiere als viele andere Airlines in den Jet setzte, hätte es bei Hitze nicht für einen sicheren Start gereicht. Norwegian musste auf kühlere Stunden ausweichen.
Dazu kommt: Im Hochsommer kühlen die Bremsen der Flugzeuge langsamer ab. «Gerade bei Kurzstreckenflügen mit größeren Maschinen und kurzen Turnaround-Zeiten kann das zu Verzögerungen führen», so Pilot Schmitt. «Denn wenn man schon kurz nach der Landung wieder abhebt, müssen die Bremsen so weit heruntergekühlt sein, dass sie volle Leistung bringen, wenn man im schlimmsten Fall den Start abbrechen muss.»
Welche Herausforderungen gibt es noch für die Flughäfen?
Die Klimaanlagen der Terminals kommen an sehr heißen Tagen manchmal an ihre Grenzen. So verriet ein Sprecher des Flughafens Zürich aeroTELEGRAPH im vergangenen Sommer: Normalerweise peile man eine Temperatur von 21 Grad an, doch die Anlagen würden teils schon am Limit arbeiten. Da vor allem auch der Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur wichtig sei, könne es sein, dass an sehr heißen Tagen die Temperatur im Airport auch mal 26 Grad betrage.
Deutlich extremere Folgen hatte die Hitze 2018 am Flughafen Hannover. Dort führten die hohen Temperaturen dazu, dass Betonplatten der Landebahn aus den 1960er-Jahren barsten und der Flugbetrieb gestoppt werden musste. Im Winter wurden nach diesem Vorfall viele Elemente der Piste ausgetauscht, aber nicht alle, so dass der Flughafen die Bahn aktuell wieder mit Wasser kühlen muss.