Letzte Aktualisierung: um 16:02 Uhr

Einstieg

Was der Laudamotion-Deal für Ryanair bedeutet

Der irische Billigflieger übernimmt die Kontrolle bei Laudamotion. Zwei Experten über Ryanairs Gründe und die Folgen des Deals.

Für Ryanair ist es ein echter Überraschungscoup: Der Billigflieger kauft Niki Lauda 24,9 Prozent von Laudamotion ab. Erhalten die Iren grünes Licht von den Wettbewerbsbehörden, wollen sie bei der Niki-Nachfolgerin so schnell wie möglich auf 75 Prozent aufstocken. Steinig war der Weg zu diesem Deal scheinbar nicht. Ryanair-Chef «O‘Leary und ich sind uns schnell einig geworden», sagte Lauda laut der Zeitung Handelsblatt.

Ryanair ergreift die Gelegenheit beim Schopfe, ihre Präsenz in Zentraleuropa unmittelbar zu stärken. «Dieser Einstieg kann durchaus als opportunistisch bezeichnet werden», urteilt Robert Mayer, Dozent am Centre for Air Transport Management an der britischen Cranfield University im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Die Iren seien in Österreich und der Schweiz relativ schwach vertreten. Die Option zum Einstieg bedeute daher, «dass Ryanair auf einen Schlag und schnell neue Strecken und Märkte bedienen kann», so Mayer.

Eine gemeinsame Vision

Auch Professor Loizos Heracleous, Luftfahrtexperte an der Warwick Business School, glaubt, dass es Ryanair vor allem darum gehe, «Wachstum an diesem speziellen Hub zu forcieren». Mayer gibt außerdem zu bedenken: «Auch ist Ryanair damit insgesamt weniger abhängig vom britischen Markt, der durch den Brexit eher unberechenbar geworden ist.» Von untergeordneter Bedeutung dürfte für die Iren dagegen nach der Meinung beider Experten das Luftverkehrsbetreiberzeugnis AOC von Laudamotion sein.

Heracleous vermutet, dass für die Entscheidung von O‘Leary und seinem Team jedoch zwei andere Faktoren ausschlaggebend waren: «Erstens ist Laudamotion ein Start-up, das noch keine Zeit hatte, träge, bürokratische Prozesse zu entwickeln», so der Experte. Zweitens teile Niki Lauda Ryanairs Vision der Kostenführerschaft.

Wie lange hält sich die Marke?

Der Name Laudamotion wird nach Einschätzung beider Experten vorerst Bestand haben. Heracleous hält es für möglich, dass die Marke an Ryanair angepasst wird, wenn Niki Lauda sich eines Tages zurückzieht. Mayer vermutet: «Sollte Laudamotion die gleiche Ultra-Lowcost Strategie verfolgen wie Ryanair, gibt es mittelfristig bis langfristig wenig Gründe, die Marke beizubehalten.» Sollte Laudamotion jedoch eine etwas differenzierte Strategie implementieren, wie etwa Southwest Airlines oder Jetblue in den USA, könnte die Marke auch länger bestehen bleiben.

Für Ryanair steht dagegen in jedem Fall eine Änderung an und die heißt Airbus. Zum ersten Mal wird der Billigflieger via Laudamotion eine Airbus-Flotte betreiben. Selber fliegen die Iren zurzeit nur mit Boeing 737-800. «Das hilft uns, die Kosten niedrig und die Sicherheitsstandards hoch zu halten», so die Airline.

Weniger abhängig von Boeing

Dennoch erwartet Mayer höchstens geringe Auswirkungen auf die Kosteneffizienz. «Vor allem, wenn es auf den Basen keine Vermischung zwischen Boeing und Airbus gibt», sagt der Cranfield-Dozent. Er sehe die Einführung von Airbus-Jets als nicht wirklich problematisch an. «Eher im Gegenteil: Es macht Ryanair weniger abhängig von einem Flugzeughersteller.»