Fatima da Gloria, Vizepräsidentin Nachhaltigkeit
Was Air France-KLM zur Greenwashing-Klage sagt
Die Gruppe schreibt sich auf die Fahne, bis 2050 klimaneutral zu fliegen. Dennoch gibt es in den Niederlanden eine Klage wegen Greenwashing. Fatima da Gloria, bei Air France-KLM verantwortlich für Nachhaltigkeit, erklärt, wie man damit umgeht.
KLM-Flieger: Die Airline hat eine Greenwashing-Klage am Hals.
KLM-Flieger: Die Airline hat eine Greenwashing-Klage am Hals.
«Wir zielen auf eine Reduktion unseres nachhaltigen Fussabdrucks durch die Verbesserung unserer Operationen und Prozesse, Partnerschaften, Innovation der Wertschöpfungskette und Mobilisierung unserer Mitarbeitenden als auch der Industrie», verkündet die Website von Air France-KLM. Große, aber auch wenig konkrete Worte.
Fatima da Gloria, Vizepräsidentin Nachhaltigkeit bei Air France-KLM, versucht, es zu präzisiere. Air France KLM sei Teil von «Destination 2050», einer Initiative der europäischen Luftfahrt-Branche, bis 2050 auf Nettonull zu sein. Außerdem will die Fluggesellschaft 30 Prozent weniger Emissionen pro Passagierkilometer bis 2030 im Vergleich zu 2019 erreichen.
SAF ein essentieller Bestandteil
Wichtig sei aber auch ein Minimum von zehn Prozent nachhaltigen Kerosins beim Tanken bis 2030, so genanntes SAF. «Derzeit stellen sich allerdings noch Herausforderungen hinsichtlich des Preises, des ausreichenden Angebots und nachhaltiger Kriterien», sagt da Gloria. Je nach Herstellungsart seien die neuen, umweltfreundlicheren Treibstoffe noch zu teuer.
«In Europa wollen wir Subventionen oder andere finanzielle Unterstützungsmechanismen für SAF», fordert daher die Nachhaltigkeit-Managerin. Von den Regulierungsbehörden brauche Air France KLM außerdem Unterstützung bei der Produktion und Verfügbarkeit von Rohstoffen für die Herstellung von SAF und einen langfristig stabilen politischen Rahmen.
Modernere Flotte
«Wir haben selbst bereits begonnen, 0,5 bis 1 Prozent SAF für unseren Kraftstoff in Frankreich und den Niederlanden zu verwenden. Dies geben wir transparent an und es kommt zu zusätzlichen Kosten zwischen einem und zwölf Euro pro Passagier je nach Reiseklasse», so da Gloria. Bis 2030 soll der Anteil auf zehn Prozent steigen.
Air France KLM will auch die aktuelle Flotte erneuern. Derzeit bestehe 17 Prozent der Flotte von 554 Flugzeugen aus sogenannten Flugzeuge der neuen Generation. Bis 2028 sollen knapp zwei Drittel der Flotte nur noch aus neuen Fliegern bestehen.
Man will nicht falsch kommunizieren
Hinzu kommen operationelle Maßnahmen im Luftverkehr. Die Pilotinnen und Piloten sollen immer möglichst umweltfreundlich fliegen. Das geht anhand von detaillierten Flugplänen, angepasster Geschwindigkeit und Landemanövern. «Des Weiteren möchten wir Zug-Partnerschaften in Frankreich und der Niederlande ausbauen. Derzeit gibt es 18 Zug und Flug-Routen», sagt Fatima da Gloria.
Die Konzerntochter KLM hat dennoch eine Klage wegen Greenwashing am Hals. Eine niederländische Gruppe von Umweltaktivisten verklagte die Fluggesellschaft, weil ihre Kampagne «Fly Responsibly» suggeriere, dass Fliegen nachhaltig sei. Da Gloria sagt dazu, dass es nicht im Interesse von Air France KLM sei, falsch zu kommunizieren: «Obwohl wir glauben, dass unsere Aussagen auf soliden Argumenten beruhen, halten wir es für wichtig, mit den Aktivisten darüber zu diskutieren.»
Keine Einigung
Gespräche habe man am 24. Juni geführt. «Unser Ziel war es, eine Form der Verständigung zu erreichen und zu sehen, ob eine andere Lösung als ein Gerichtsverfahren möglich ist. Leider erwies sich dies als unmöglich, und wir werden die Vorladung erhalten.» Man wolle die Nachhaltigkeitskommunikation kritisch beleuchten und hoffe, dass ein Gerichtsurteil Klarheit schaffen würde. Kurz vor der Fly-Responsibly-Kampagne stoppte die niederländische Werbungs-Lauterkeitskommission eine andere Marketing-Kampagne von KLM mit dem Slogan «Sei ein Held, flieg Co2-Zero».