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Politik

Warum Ryanair Deutschland eben doch nicht ganz fallen lässt

Ryanair baut in Deutschland immer weiter Kapazitäten ab, zieht sich aber gleichzeitig nicht ganz zurück. Dahinter steckt eine Strategie.

Ryanair und Deutschland passen im Moment nicht zusammen. Anfang des Jahres hatten die Iren einen Termin beim Kanzleramtsminister. Im Gepäck war ihr Wachstumsplan für den deutschen Markt. Mit 30 zusätzlichen Flugzeugen stellten die Iren in Aussicht, ihr Passagieraufkommen von 13,5 Millionen bis 2030 auf 34 Millionen zu steigern. Im Gegenzug sollte die Bundesregierung die hohen Standortkosten aus Steuern und Gebühren deutlich reduzieren.

«Seitdem haben wir nichts mehr von der deutschen Regierung gehört», kritisierte Ryanair-Group-Chef Michael O’Leary bei einem Medientreffen in Dublin. Die Konsequenzen sind absehbar: Im kommenden Jahr wird Ryanair etwa 1,5 Millionen weniger Passagiere von und nach Deutschland transportieren. «Das Schöne an Flugzeugen ist, dass man sie überall dort einsetzen kann, wo man Geld verdient», so der Ire. Auch Easyjet und Wizz Air ziehen Kapazitäten ab.

Wachstum kommt zurück

O’Leary zeigt sich wenig optimistisch, dass die aktuelle und auch die künftige Bundesregierung irgendwas an der Situation ändern wird. «Die Abschaffung der Luftverkehrsteuer wird sicher nicht das erste Thema sein, mit dem sich eine neue Regierung befassen wird», sagte der Ryanair-Group-Chef. Und trotzdem geht O’Leary davon aus, dass der deutsche Markt in zwei bis drei Jahren wieder wachsen werde.

Ryanair fährt dabei eine klare Strategie. Die Geschichte mit dem Bundeskanzleramt zeigt exemplarisch, dass direkte Gespräche mit der Politik nichts bringen. Also erhöht die Airline indirekt den Druck auf die Politik. O’Leary hat zwar ausgeschlossen, Deutschland jemals zu verlassen, aber weitere Kürzungen werde es geben, wenn sich die Politik beim Thema Steuern und Gebühren nicht bewege.

Indirekt den Druck erhöhen

Statt sich komplett zurückzuziehen, könnte Ryanair jedes Jahr die Kapazitäten immer weiter reduzieren. Das würde irgendwann die deutschen Regionalflughäfen zum Handeln zwingen, weil ihnen die Einnahmen wegbrechen würden, so der Manager. Wenn das passiert, steigt der Druck auf die Politik und irgendwann werde der nicht mehr zu halten sein.

Ryanair müsse einfach abwarten, so O’Leary, denn auch konkurrierende Airlines wie Easyjet setzten ihre Flugzeuge bevorzugt dort in Europa ein, wo die Erträge höher sind. Im Gegensatz zur Konkurrenz habe Ryanair aber keinen Mangel an Maschinen: Die Flotte umfasst bereits 600 Flugzeuge.

Europaweites Wachstum

Und in den kommenden zehn Jahren kommen weitere 340 Flugzeuge hinzu. Zwar dient die Hälfte der neuen Maschinen der Flottenerneuerung, doch mit den restlichen 170 Flugzeugen will Ryanair wachsen. Trotz einer Flotte von fast 740 Maschinen sei Ryanair auch dann nicht auf den deutschen Markt angewiesen. «Wir können auch woanders wachsen, zum Beispiel in Spanien oder Italien», so der O’Leary.