Letzte Aktualisierung: um 19:23 Uhr

Nach Absturz von Saurya Airlines

Warum Nepal die Sicherheit der Luftfahrt nicht in den Griff kriegt

Der Absturz der Bombardier CRJ 200 in Kathmandu reiht sich in eine lange Reihe von tödlichen Unfällen. Die Ursachen sind längst erkannt. Doch Reformen packt Nepal nicht an. Die Gründe.

Wer rechts am Fenster sitzt, dem bietet sich als Flugpassagier seit gestern ein unheimliches Bild. Kurz nachdem ihr Flugzeug von Piste 02 des Tribhuvan International Airport abhebt, erblicken sie unter ihnen ein Wrack. Es ist die ausgebrannte Bombardier CRJ 200 von Saurya Airlines, die gestern am Flughafen Kathmandu verunglückte.

Das Wrack rechts unterhalb der Start- und Landebahn ist für die Angehörigen der 18 Verstorbenen des Absturzes ein trauriger Ort. Er ist aber auch ein Mahnmal für das Versagen des Landes, die seit Jahrzehnten existierenden Sicherheitsprobleme anzugehen. Alleine in den vergangenen zwei Jahren starben in Nepal 98 Menschen bei Unglücken von Flugzeugen und Hubschraubern. In den letzten zehn Jahren beklagt die nepalesische Luftfahrt sogar 250 Tote.

Ein topografisch schwieriges Land, aber …

Zweifelsohne spielen die schwierige Topografie des Landes im Himalaya mit engen Tälern und in großer Höhe gelegenen Flughäfen und das entsprechend schwer vorauszusagende Wetter eine Rolle. Doch es passieren auch immer wieder Unfälle im Flachland oder an einfach anzufliegenden Airports. Das liegt auch an der Deregulierung des Luftfahrtsektors in den Neunzigerjahren.

Seither wurden Dutzende von Fluggesellschaften gegründet – nicht immer mit ausreichendem Know-how. Viele seien in Sachen Sicherheit nachlässig, erklärte der auf Luftfahrtrecht spezialisierte nepalesische Wirtschaftsanwalt Gandhi Pandit vor einigen Jahren. Geändert hat sich seither wenig.

… vor allem eine schwache Aufsicht

Doch der Experte machte schon damals einen viel wichtigeren Grund aus. Die Gesetze und Vorschriften seien zwar absolut zeitgemäß. «Aber die Überwachung und Durchsetzung durch die Civil Aviation Authority of Nepal ist nicht konsequent und generell schwach», so Pandit.

Das Thema ist bis heute aktuell. Denn die nepalesische Luftfahrtbehörde hat eine Doppelrolle. Sie ist zum einen Aufsichtsbehörde über die Luftfahrt. Sie ist zum anderen aber auch Dienstleisterin. So stellt sie die Flugsicherung und betreibt alle Flughäfen des Landes. Interessenkonflikte sind bei dieser Struktur unausweichlich.

Probleme sind längst erkannt

Das bestehende System ermögliche es dem Generaldirektor der Behörde, Ausschreibungen durchzuführen. Dieselbe Person habe aber auch die Aufgabe, die Einhaltung des Projekts zu überwachen. «Niemand möchte diesen Spielraum und diese Macht verlieren», sagte Rameshwar Thapa, Präsident der Airlines Operators Association of Nepal, einmal zur Zeitung Kathmandu Post.

Schon 2009 forderte die Internationale Zivilluftfahrtorganisation Icao von Nepal, die Civil Aviation Authority of Nepal CAAN aufzuteilen und den kommerziellen Teil abzuspalten. Auch die EU stellte dieselbe Forderung, als sie 2013 das Land auf die Schwarze Liste gesperrter Airlines setzte. Geschehen ist aber nichts.

Reformen werde aufgeschoben und aufgeschoben

Wie die Zeitung Kathmandu Post schreibt, wurden seither zwar immer wieder Anläufe gemacht, die Empfehlung umzusetzen. Doch die sind immer wieder versandet. Das liegt daran, dass Nepal selten stabile Regierungen hat. Seit der Abschaffung der Monarchie im Jahr 2008 hatte das Land nicht weniger als 14 Premierminister, die aus 13 verschiedenen Parteien stammten. Die längste Amtsdauer betrug drei Jahre, viele waren nur wenige Monate im Amt.

Korruption ist in Nepal endemisch. Im Index von Transparency International steht das Land auf Rang 108 von 180. «Korruption ist vor allem ein Problem bei der Auftragsvergabe durch die Regierung, in die Politiker und Bürokraten verwickelt sind», schreibt sie. Die Probleme bestünden auf allen politischen Ebenen – von der Landes- bis zur Lokalebene. Es geht allerdings nicht nur um eine finanzielle Korruption. Es gibt auch eine politische – wenn Regierungen ihren Günstlingen Posten zuhalten.