Kollision in Tokio-Haneda
Warum die Evakuierung des Airbus A350 von Japan Airlines so knifflig war
Bis der letzte Passagier aus dem brennenden Jet kletterte, dauerte es viele Minuten. Denn diverse Widrigkeiten sorgten dafür, dass die Evakuierung des Airbus A350 von Japan Airlines herausfordernd war.
Die professionelle Evakuierung des Airbus A350 von Japan Airlines hat geholfen, dass am Dienstagabend am Flughafen Tokio-Haneda alle 367 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder mit dem Leben davonkamen. Nur 17 Leichtverletzte waren zu beklagen. Dabei waren die Verhältnisse alles andere als einfach.
In der Kabine herrschte Rauch. Und draußen brannte es. Das bedeutete, dass nicht alle Notausgänge benutzt werden konnten. Eingesetzt wurden die vorne rechts und links sowie hinten links. Zudem lag der Jet mit der Nase vornüber, weil bei der Kollision mit der Bombardier Dash 8-300 der japanischen Küstenwache das Bugrad abgerissen worden war.
Anlage für die Bordansagen funktionierte nicht
Das hatte zur Folge, dass es wegen der Neigung des Rumpfes für die Fluggäste an Bord des Airbus A350-900 mit dem Kennzeichen JA13XJ nicht einfach war, sich von ihren Sitzen hin zu den Notausgängen zu bewegen. Zudem waren die Rutschen hinten sehr steil, vorn aber flacher.
Damit ist die Liste der Widrigkeiten noch nicht abgeschlossen. Auch funktionierte nach der Kollision die Anlage für die Bordansagen nicht mehr. Deshalb musste die Besatzung die Passagiere mit Megafonen und lauten Rufen aus dem Flugzeug treiben, wie Japan Airlines erklärte.
Evakuierung brauchte deutlich länger als sie sollte
Insgesamt brauchte die Evakuierung wegen diesen Schwierigkeiten aber deutlich länger als von den Luftfahrtbehörden weltweit gefordert. Ein Flugzeug muss innerhalb von 90 Sekunden geräumt werden können. Diesen Wert hat man beim A350 von Japan Airlines deutlich verfehlt.
Zwischen dem Aufsetzen des A350 auf Piste 34R von Tokio-Haneda um 17:47 Uhr und dem Verlassen des Flugzeugs durch die letzte Person um 18:05 Uhr vergingen 18 Minuten. In dieser Zeit ist aber sowohl die Zeit des Ausrollens bis zur Kollision sowie die Zeit zwischen Kollision und Stillstand des Flugzeugs enthalten. Die tatsächliche Evakuierungsdauer war also kürzer.
Passagiere verhielten sich diszipliniert
Geholfen hat am Ende, dass sich die Passagiere sehr diszipliniert verhielten. «Obwohl ich Schreie hörte, waren die meisten Leute ruhig und standen nicht auf, sondern blieben sitzen und warteten», sagte Passagierin Aruto Iwama, der Zeitung The Guardian. Zudem trug niemand Handgepäck mit, als sie über die Notrutschen nach außen stiegen. Das Holen von Taschen kann Mitpassagiere behindern und kostet wertvolle Zeit.