Luftfahrt in der Krise
Warum Brasiliens Fluggesellschaften gerade jetzt Probleme haben
Die Fluggesellschaften in Brasilien geht es nicht gut. Das hat strukturelle Gründe - liegt aber auch an fehlender Hilfe während der Pandemie. Jetzt will sie die Regierung unterstützen.
Airbus A320 von Latam in São Paulo-Congonhas: Die Airline ist die Nummer eins in Brasilien.
Airbus A320 von Latam in São Paulo-Congonhas: Die Airline ist die Nummer eins in Brasilien.
Das Programm nennt sich Voa, Brasil – zu deutsch: flieg, Brasilien! Mit ihm will die Regierung von Präsident Luis Inacio Lula da Silva Millionen von ärmeren Brasilianerinnen und Brasilianern ermöglichen, zu fliegen. Denn Flugtickets wurden in Brasilien in den vergangenen Jahren massiv teurer. Alleine 2023 verteuerten sie sich um 48 Prozent.
Studierende mit staatlichen Stipendien und Menschen mit einer staatlichen Rente sollen darum bis zu 50.000 vergünstigte Tickets für maximal 200 Real pro Strecke erhalten, umgerechnet 38 Euro. Den Fluggesellschaften gefällt das allerdings gar nicht. Sie hätten schlicht nicht das Geld, um das zu finanzieren, argumentieren sie.
Viele strukturelle negative Faktoren
Der brasilianische Markt für Passagierflüge wird von einem Triopol beherrscht. Latam ist die Nummer eins mit einem Marktanteil von 37, 8 Prozent. Gol folgt mit 33,3 Prozent und Azul mit 28,4 Prozent. Doch den Airlines geht es nicht gut. Zwischen 2014 und 2022 haben die Fluggesellschaften des Landes 50 Milliarden Real an Verlusten eingeflogen. Nur 2017 und 2019 haben sie Gewinne erzielt.
Schuld daran sind viele strukturelle Faktoren. So ist Kerosin im Land besonders teuer, zudem plagen hohe Steuern und Abgaben sowie der schwache Real (und damit der starke Dollar, in dem viele Ausgaben anfallen) die Branche. Hinzu kommt, dass die Brasilianer und Brasilianer klagefreudig sind. Dem Nachrichtenportal UOL rechnete ein Jurist vor, dass pro verkauftes Ticket 10 Real für Prozesskosten draufgehen.
Details zum Hilfspaket nach dem Karneval
Zudem hat die vorherige Regierung die Branche auch in der Pandemie nicht unterstützt. Dies ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, wie etwa auch Deutschland, der Schweiz und Österreich. Deshalb leiden die Airlines bis heute.
Gol musste sich kürzlich bereits in Gläubigerschutz begeben. Und so will die aktuelle brasilianische Regierung die Fluggesellschaften jetzt unterstützen. Die staatliche Entwicklungsbank BNDES werde der Branche zwischen vier und sechs Milliarden Real (0,75 bis 1,12 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen, kündigte sie kürzlich an. Details sollen aber erst nach dem Karneval veröffentlicht werden.
Billigeres Kerosin
Mit dem Geld, das in der Form von Krediten fließen soll, können die Fluggesellschaften Schulden refinanzieren, große Wartungen bezahlen oder neue Flugzeuge kaufen. Darüber hinaus sucht Brasilia das Gespräch mit dem staatlichen Ölkonzern Petrobras, um Kerosin zu verbilligen.