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Dreamliner

Warum Boeing die 787 nur im Schneckentempo ausliefert

Wer erwartet hat, dass Boeing nach dem Ende des Lieferstopps Dreamliner im Rekordtempo an Kunden übergibt, irrte. Das Gegenteil ist der Fall.

Lufthansa hat ihre ersten beiden Dreamliner erhalten, United Airlines hat eine riesige 787-Order bei Boeing platziert und das Modell ist der aktivste Langstreckenjet weltweit. All das klingt so, als sei alles bestens in der Welt der Boeing 787 Dreamliner. Dem ist nicht so.

Im August 2022 erhielt der Flugzeugbauer von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA die Freigabe dafür, wieder 787 auszuliefern. Zuvor hatte der Hersteller die Auslieferungen – abgesehen von einer kurzen Phase im Frühjahr 2021 – seit Herbst 2020 aussetzen müssen. Grund war eine ganze Litanei von Problemen bei der Produktion des Langstreckenmodells.

Nur 21 Dreamliner ausgeliefert

Um nur ein Beispiel zu nennen: Durch winzige Unebenheiten der Oberflächenstruktur entstanden kleine Lücken zwischen verschiedenen Rumpfteilen. Diese Lücken wurden nicht wie vorgesehen mit Auffüllstücken, sogenannten Shims, aufgefüllt. Die FAA machte Ungenauigkeiten im maschinellen Herstellungsprozess dafür verantwortlich.

Seit August 2022 ist all das aber Vergangenheit – zumindest größtenteils. Denn auch wenn die Probleme behoben sind: Boeing spürt die Auswirkungen immer noch. So hat der amerikanische Flugzeugbauer in den Monaten August, September, Oktober und November 2022 insgesamt erst wieder 21 Dreamliner ausgeliefert*.

Die Probleme wirken nach

Zum Vergleich: Im Jahr 2019 lieferte der Flugzeugbauer von Anfang August bis Ende November 47 Dreamliner aus. 2018 übergab der Hersteller in diesen Monaten 48 Exemplare der Boeing 787 an Kunden. Das ist ein großer Unterschied zu den aktuellen Zahlen – und das, obwohl Boeing zum Ende dritten Quartals 2022 stolze 115 unausgelieferte 787 verzeichnete.

Der Grund, dass sie nicht schneller an die Kunden gehen, sind die Nacharbeiten, die an den Flugzeugen durch die Produktionsprobleme nötig geworden sind. Aus Dokumenten, die dem Magazin Aviation Week vorliegen, geht hervor, dass der ganze notwendige Prozess bis zu fünf Monate pro Maschine dauern kann.

Wie lange alles braucht

So braucht es zuerst rund drei Wochen, das Flugzeug aus der Lagerung zu holen. Es folgen zwei Wochen mit Vorbereitungsarbeiten, anderthalb Monate mit Inspektionen und Nachbesserungen, etwa eine Woche mit einer Überarbeitung der Lackierung, Inspektionen durch den Kunden, knapp zwei Wochen mit weiteren Tests, gefolgt von der normalen Flugerprobung, die – falls Probleme auftreten – bis zu sechs Wochen dauern kann, und schließlich die Abnahme des Flugzeuges und die Auslieferung.

«Das Tempo der Auslieferungen aus dem Bestand wird in Zukunft von den Nacharbeiten und den Anforderungen der Kunden an die Flottenplanung abhängen», sagt Boeings Finanzchef Brian West. Mit Blick auf die 115 Flieger erklärte er: «Wir gehen davon aus, dass die meisten dieser Flugzeuge in den nächsten zwei Jahren ausgeliefert werden.»

*Korrektur: Zuerst stand an dieser Stelle, Boeing hätte von August bis Oktober 15 Dreamliner ausgeliefert und im November keinen. Tatsächlich waren es im November sechs und somit insgesamt 21. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen, und haben ihn korrigiert.