Letzte Aktualisierung: um 10:30 Uhr

Idee des Flughafens Schiphol

Von Amsterdam nach Frankfurt im Hyperloop

Kurzstreckenflüge könnten in Zukunft ersetzt werden. Die Amsterdamer Flughafenbetreiberin Schiphol Group setzt auf die Hyperloop-Technologie.

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KLM hat schon früh eine ungewöhnliche Position eingenommen. Die niederländische Nationalairline startete vergangenes Jahr die Kampagne Fly Responsibly und forderte Passagiere auf, nur dann zu fliegen, wenn sie das auch wirklich müssen. Oftmals sei der Zug die bessere Alternative.

Zugleich will KLM kurze Flüge durch Zugverbindungen ersetzen. Doch Hochgeschwindigkeitszüge wie TGV oder ICE haben den Landtransport zwar beschleunigt und große Städte miteinander verbunden. Europaweit sind sie jedoch aufgrund längerer Reisezeiten und höherer Preise noch oft keine Alternative zu Flügen.

Ersatz für 12 Millionen Passagiere

Das soll sich aber ändern, findet man auch beim Amsterdamer Flughafenbetreiber Royal Schiphol Group. «Die Luftfahrtindustrie befindet sich in einer beispiellosen Situation. Die Erholung wird Jahre dauern, aber es ist von großer Bedeutung, weiterhin in Innovation und Nachhaltigkeit zu investieren», sagt Hassan Charaf, Leiter des Bereichs Innovation. Sein Unternehmen arbeitet dabei mit der niederländischen Firma Hardt Hyperloop zusammen.

Nun haben sie die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie veröffentlicht. Sie zeigt, dass ein Hyperloop eine wichtige Rolle dabei spielen kann, Amsterdam Schiphol zu einem nachhaltigen multimodalen Drehkreuz zu machen. Sie sagt voraus, dass die neue Transportart bis 2050 bis zu 12,5 Millionen der Passagiere ersetzen kann, die über den größten Flughafen der Niederlande reisen werden.

Anbindung an Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien

Die Partner schlagen ein erstes Hyperloop-Netzwerk vor, das Schiphol mit den wichtigsten benachbarten Flughäfen und Städten in Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien verbindet. Es würde Flugverbindungen ersetzen. Durch den Ersatz würden an Flughäfen Kapazität frei.

Doch was ist ein Hyperloop? Viele kennen vielleicht das System der Rohrpost, die zylindrische Behälter mithilfe von Druckluft oder einem Teilvakuum durch ein Netz von Rohren verteilt. Kleinere Sendungen kommen auf diese Weise schnell von einer Seite eines Gebäudes zur anderen.

Erste Tests mit Fracht

Der Hyperloop macht dasselbe, auch wenn es größer und wesentlich ausgefeilter. Die Kapseln werden durch magnetischen Antrieb durch die Rohre bewegt – ohne Luftwiderstand und Reibung mit einer Geschwindigkeit von 700 Kilometer pro Stunde. Schiphol und Hardt sind überzeugt, dass die Technologie eine zentrale Rolle in einem nachhaltigen Hochgeschwindigkeitsverkehrsnetz im zukünftigen Europa spielen wird.

Die erste Testanlage Europas wurde auf dem Campus der Technischen Universität Delft in den Niederlanden gebaut. Das erste, drei Kilometer lange Hyperloop-Testzentrum soll in den nächsten zwei Jahren in der Provinz Groningen entstehen. Die ersten Tests werden sich auf Fracht konzentrieren.

Renommierte Partner

Für Passagiere gibt es zusätzliche Anforderungen zu berücksichtigen, einschließlich gemeinsamer EU-Standardvorschriften und es braucht auch öffentliche Akzeptanz. Daran arbeitet man jedoch. Partner von Hardt Hyperloop und dem Flughafen Schiphol sind die Nederlandse Spoorwegen als Staatsbahn der Niederlande, die Deutsche Bahn, Koolen Industries, Inno Energy, Freigeist, BAM, Tata Steel, IHC und andere.

Es wird dennoch noch viele Jahre dauern, bis die Passagiere tatsächlich auf diese Weise reisen können. Neben den Bau- und den damit verbundenen Genehmigungen sind auch technische und Sicherheitsfragen zu klären. Hardt sieht hier nicht viele Herausforderungen, da die Systeme auf bestehenden Technologien basieren.

Auch Lufthansa interessiert

Doch der Bau der Projekte wird nicht billig sein. TNO, die niederländische Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung, hat errechnet, dass der Bau des fünf Kilometer langen Hyperloops rund 20 Millionen Euro kosten wird. Die Strecke zwischen Amsterdam und Frankfurt zum Beispiel würde dann zwischen eineinhalb und zwei Milliarden Euro kosten.

Nicht nur Schiphol ist interessiert. Auch Lufthansa hat bereits Interesse an der Technologie angemeldet, um Inlandsflüge zu ersetzen.