Westsahara-Konflikt
Volksfront droht Kanaren-Airline Binter
Binter Canarias fliegt die Westsahara an. Die dortige Unabhängikeitsorganisation Polisario hält die Flüge für illegal und droht der Fluggesellschaft.
ATR 72 von Binter: Fliegt auch in die Westsahara.
ATR 72 von Binter: Fliegt auch in die Westsahara.
Der Konflikt ist bald ein halbes Jahrhundert alt. 1975 zog sich die Kolonialmacht Spanien aus der Westsahara zurück. Marokko füllte das Vakuum. Das nordafrikanische Land annektierte das Gebiet, das mit einer Fläche von rund 266.000 Quadratkilometern größer ist als das Vereinigte Königreich.
Gegen die Besatzung wehrt sich seit der Annexion die Frente Polisario. Die militärische und politische Organisation hat die Gründung einer unabhängigen Demokratischen Arabischen Republik Sahara zum Ziel. Nachdem 29 Jahre lang ein Waffenstillstand gegolten hatte, sind 2020 wieder Kämpfe zwischen der Volksfront und der marokkanischen Armee ausgebrochen.
Polisario spricht von «illegaler Aktivität»
In diesem Konflikt hat die Polisario nun auch Binter Canarias im Visier. Der Grund für den Groll sind die Flüge der spanischen Regionalfluggesellschaft nach Laayoune. Die Stadt, die auch El Aaiún genannt wird, ist mit rund 190.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die größte in der Westsahara.
Die Polisario hat sich in einem Brief an den Geschäftsführer von Binter gewandet und ihn aufgefordert, die kürzlich wieder aufgenommenen Flüge einzustellen, wie die Zeitung Le Desk schreibt. Sie stellten eine «illegale Aktivität» dar, die «ein von Marokko widerrechtlich besetztes Gebiet betreffen». Die Volksfront betont, dass die Westsahara seit 1965 durch eine Resolution der Uno-Generalversammlung einen «eigenen und vom Besatzungsstaat getrennten Rechtsstatus» aufweise.
Zwei Flüge pro Woche
Die Flüge von Binter Canarias trügen «zum Ziel Marokkos bei, die illegale Besetzung zu legitimieren», heißt es im Schreiben der Polisario weiter. Die Volksfront droht Binter deshalb mit juristischen Schritten, sollte die Airline die Verbindung beibehalten.
Binter bietet zwei Mal pro Woche Flüge von Las Palmas auf Gran Canaria nach Laayoune an. Sie werden mit ATR 72 durchgeführt. Die Flüge waren während der Pandemie eingestellt worden. Schon zuvor hatte es wegen ihnen Ärger gegeben.
Nur noch Royal Air Maroc
Laayoune wird neben Binter auch von Royal Air Maroc bedient. Die Nationairline Marokkos verbindet die größte Stadt der Westsahara mit Agadir, Casablanca sowie der westsaharischen Stadt Dakhla.