Letzte Aktualisierung: um 23:26 Uhr

Teurer Umweg

Virgin Atlantic nutzt Dreamliner als Piloten-Taxi

Kurz vor dem Flug von Manchester nach New York wurde ein Pilot von Virgin Atlantic krank. Um Ersatz zu besorgen, griff die Fluggesellschaft zu einer ungewöhnlichen Maßnahme.

Virgin Atlantic verbindet den Flughafen London Heathrow täglich mit Boston. Am vergangenen Freitag (15. September) mussten die Passagiere von Flug VS11 jedoch aus einem ungewöhnlichen Grund rund 90 Minuten Verspätung in Kauf nehmen: Die Fluglinie nutzte eine Boeing 787 als Taxi für einen ihrer Piloten.

Der Reihe nach: Wie die Zeitung The Independent berichtet, erhielten die Fluggäste des Boston-Fluges beim Check-in den schriftlichen Hinweis, dass ihr Flug in Manchester zwischenlandet. «Um sicherzustellen, dass unsere Kunden heute von Manchester nach New York fliegen können, müssen wir einen unserer Piloten nach Manchester fliegen», schrieb die Fluggesellschaft. Man habe alle anderen Optionen geprüft, dies sei jedoch die einzige mögliche.

Kein anderer Pilot für A330 verfügbar

Das Flugzeug mit Ziel Boston hob pünktlich in London ab und brauchte rund eine halbe Stunde bis Manchester. Obwohl Virgin Atlantic den Reisenden einen kurzen Stopp in Aussicht gestellt hatte, verbrachte der Dreamliner rund 90 Minuten am Flughafen, da er auch noch betankt werden musste. Schließlich startete Flug VS11 mit rund zwei Stunden Verspätung, machte unterwegs aber wieder Zeit gut und landete mit 96 Minuten Verspätung in Boston.

Der Grund für das Ganze: Nur vier Stunden bevor die Boeing 787 in Heathrow startete, meldete sich ein Pilot krank, der für den Flug VS127 von Manchester nach New York vorgesehen war. «Unglücklicherweise fühlte sich einer unserer Piloten in Manchester unwohl und daher haben wir beschlossen, anstatt den Flug zu streichen einen Piloten von unserer Basis in London Heathrow das Flugzeug steuern zu lassen.» Ein anderer Pilot für Airbus A330 war in Manchester offenbar nicht verfügbar.

Geschätzte Kosten über 11.000 Euro

Der Independent schätzt, dass der Umweg der Boeing 787 über Manchester Virgin Atlantic durch Treibstoff, Flughafengebühren und weitere Faktoren mehr als 10.000 Pfund (rund 11.300 Euro) gekostet haben dürfte. Außerdem hat sich die Zeitung die Alternativen angeschaut: Den Piloten mit dem Zug von Heathrow nach Manchester zu transportieren war demnach nicht möglich, da die Bahnstrecke aufgrund eines Feuers gesperrt war. Infolgedessen war die einzige infrage kommende Flugverbindung, angeboten von British Airways, ausgebucht.

Ein Taxi hätte bei freier Strecke etwas mehr als drei Stunden benötigt, im Stau am Freitagnachmittag aber eventuell deutlich länger. Ein Helikopter wäre teuer gewesen, aber wahrscheinlich günstiger als das 787-Taxi. So die Abwägungen der Zeitung.

Einzige Option neben Annullierung

Aber all das bleibt Spekulation. «Wir möchten unsere Kunden nie enttäuschen und auch keine unnötigen Umwege machen, und das war die einzige verfügbare Option neben der Streichung des Fluges VS127», so Virgin Atlantic. Der Airbus A330 hob mit fünfeinhalb Stunden Verspätung ab, was jedem der 228 Passagiere eine Entschädigung von bis zu 600 Euro ermöglicht, im Gegensatz zu den Passagieren des Fluges VS11, die wohl leer ausgehen werden.