Brief an Billigairline
Verspätungen von Eurowings erzürnen Reisebüros
Eurowings kämpft mit besonders vielen Verspätungen und Annullierungen. Davon haben einige deutsche Reisebüros nun genug. Sie drohen mit Mehrkosten für die Fluglinie.
A320 von Eurowings: Die Airline wuchs zu schnell.
A320 von Eurowings: Die Airline wuchs zu schnell.
Verspätungen und Ausfälle belasten derzeit Fluggesellschaften in ganz Europa – auch Eurowings. Doch bei der Lufthansa-Billigtochter kommen zusätzlich zu äußeren Einflüssen wie Wetter oder Streiks hausgemachte Probleme hinzu. Sie baute nach dem Ende von Air Berlin so schnell den Flugplan aus, dass sie mit dem Ausbau von Strukturen und Ressourcen teilweise nicht nachkam. Laut Eurowings verzögert sich derzeit zudem die Freigabe der hinzugekauften 77 Maschinen von Air Berlin durch das Luftfahrtbundesamt. Das führt dazu, dass im Zweifel Reservemaschinen fehlen.
Was die Zahl der Verspätungen angeht, gibt es verschiedene Angaben. Eurowings selbst nannte für die Zeit von Januar bis Mai eine Gesamtzahl von 113.439 Flügen. Ausgefallen seien 1578 Flüge, also 1,4 Prozent. Das Portal EU Claim hingegen spricht von 2585 Ausfällen zwischen Januar und Juni. In der Vorjahresperiode seien es nur 214 gewesen. Welche Zahl auch immer stimmt, die Geduld der Passagiere wird zweifelsohne strapaziert – und die der Reisebüros ist sogar schon aufgebraucht.
130 Reisebüros beschweren sich
Rund 130 Reisebüroinhaber aus ganz Deutschland haben sich laut einem Bericht des Fachportals Touristik Aktuell in einem Schreiben an Eurowings gewandt, in denen sie sich über die aktuelle Situation beschweren. «Wir sind nicht mehr bereit, den Unmut unserer Kunden über gehäufte Flugzeiten- und Flughafenänderungen alleine und auf unsere Kosten zu tragen», heißt es in dem Schreiben. «Nicht nur die ständigen Flugzeitenänderungen, besonders auch die Änderungen zu sehr frühen oder späten Abflügen trifft unsere Kunden, insbesondere die Familien, besonders hart.»
Die Reisebüros beschweren sich vor allem auch, weil durch die Probleme bei ihnen selbst Mehrarbeit anfalle, die nicht bezahlt werde. Zudem würden viele Kunden bereits darauf verzichten, Eurowings zu buchen, weil sie Angst vor Verspätungen oder Annullierungen hätten. Die Reisebüros erwarten bis 30. Juni eine Antwort der Fluglinie. Sollte Eurowings sich nicht melden, werde man pauschal pro Änderung in einer Buchung 50 Euro verrechnen.
Eurowings entschuldigt sich
«Natürlich möchten wir uns in aller Form für die Unannehmlichkeiten entschuldigen – unabhängig davon, ob wir für einen Flugausfall oder eine Verspätung verantwortlich sind oder nicht», so Eurowings zu aeroTELEGRAPH. «Wir nehmen die Kritik unserer Kunden sehr ernst. Dass es derzeit noch nicht zu 100 Prozent rund läuft, ärgert uns selbst am meisten.» Eurowings-Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens würden gerade Außergewöhnliches leisten. «Sie geben alles, um trotz der widrigen Umstände eine möglichst reibungslose Operations zu stemmen.»