Neuer Mehrheitseigentümer
Finanzfirma Attestor übernimmt Condor
Der deutsche Ferienflieger ist auf der Suche nach einem Investor fündig geworden. Der Vermögensverwalter Attestor wird neuer Mehrheitseigentümer von Condor.
Boeing 767 von Condor: Die Langstreckenflotte soll erneuert werden.
Boeing 767 von Condor: Die Langstreckenflotte soll erneuert werden.
Am 24. Januar 2020 war die Katze schnell aus dem Sack. Noch bevor die Pressekonferenz begonnen hatte, wurden die Logos von Condor und PGL an die Wand des Konferenzraumes projiziert. So war klar: Die Polska Grupa Lotnicza übernimmt den deutschen Ferienflieger
Condor hatte sich nach der Pleite von Mutter Thomas Cook unter einen Schutzschirm gerettet. Die Übernahme durch PGL als Dachgesellschaft von Lot hätte die Erlösung und den Weg zu Wachstum bringen sollen. Doch dann kam die Corona-Krise. Der Kauf durch die Polen wackelte und schließlich platzte er ganz. Condor war wieder auf Feld eins.
200 Millionen plus 250 Millionen
Bis jetzt. Am Donnerstagabend (20. Mai) präsentierte Condor bei einer kurzfristig einberufenen Online-Pressekonferenz einen neuen Mehrheitseigentümer. Es ist einer, den niemand auf dem Radarschirm hatte: der Vermögensverwalter Attestor. Er übernimmt in einem ersten Schritt 51 Prozent der Anteile an Condor.
Das vom deutschen Investor Jan-Christoph Peters gegründete britische Finanzunternehmen setzte sich laut Condor-Finanzchef Christoph Debus gegen zwei weitere Interessanten durch, die verbindliche Angebote abgaben. Attestor bringt 200 Millionen Euro frisches Eigenkapital ein. Darüber hinaus wird es weitere 250 Millionen Euro Eigenkapital für die Modernisierung der Langstreckenflotte von Condor zur Verfügung stellen. Dieses Thema schiebt der deutsche Ferienflieger schon seit Jahren vor sich her.
Europäische Ambitionen
«Sobald sich der Tourismusmarkt wieder erholt, wird Condor als Marktführer im deutschen Ferienflug besonders profitieren», so Peters. «Nach erfolgreicher Restrukturierung verfügt das Unternehmen über eine sehr wettbewerbsfähige Kostenposition.» Mit dem Investment schaffe man nun wir nicht die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Neustart sowie «für die langfristige Weiterentwicklung der Condor zum führenden europäischen Ferienflieger».
Die restlichen 49 Prozent hält weiterhin die SG Luftfahrtgesellschaft im Auftrag von Bund und Land. Attestor hat die Option, die verbleibenden Anteile später zu erwerben. «Um die Arbeitsplätze nachhaltig zu sichern, unterstützen Bund und Land Hessen die Neuaufstellung von Condor mit einer Restrukturierung des KfW-Darlehens», erklärt Condor. Dies steht aber noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die EU. Man plane, alle 4050 Arbeitsplätze bei Condor und Condor Technik zu erhalten, so das Unternehmen.
Das Geld wurde knapp
Nach der geplatzten Übernahme durch PGL im Frühjahr 2020 flog Condor dank erneuter staatlicher Hilfe weiter. Die Airline sanierte sich derweil mithilfe von Deutschlands bekanntestem Airline-Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Im Sommer sagte Airline-Chef Ralf Teckentrup gegenüber aeroTELEGRAPH: «Condor steht derzeit nicht zum Verkauf.» Das werde sich erst ändern, wenn die Corona-Krise überstanden sei. «Condor jetzt zum Verkauf zu stellen, wäre so, als würde man im November versuchen, ein Cabrio zu verkaufen.»
Ende 2020 konnte Condor sogar den Schutzschirm verlassen. Allerdings wurde Anfang März 2021 klar, dass die Fluggesellschaft in der Corona-Krise trotz aller Bemühungen tief in die roten Zahlen geflogen ist und erneut Hilfe braucht. Zu lange hatte der Neustart des Flugverkehrs gedauert, ein Grounding im Frühsommer drohte. Das dringend benötigte Geld bekommt Condor nun vom neuen Mehrheitseigentümer Attestor.