Letzte Aktualisierung: um 16:02 Uhr

Verlassen des Schutzschirms

In 35 Tagen will Condor wieder frei sein

Der Ferienflieger wollte seinen Schutzschirm bereits im April verlassen. Im Oktober nimmt Condor einen zweiten Anlauf.

Als ihr Mutterkonzern Thomas Cook vor einem Jahr pleite ging, flüchtete sich Condor in ein Schutzschirmverfahren nach deutschem Insolvenzrecht. So schützte sich der Ferienflieger gegen Forderungen von Thomas Cook und wollte seine Unabhängigkeit vom britischen Konzern erlangen. Dazu fehlt allerdings immer noch der letzte Schritt.

Damit Condor endgültig einen Strich unter das Kapitel Thomas Cook machen kann, müssen die Gläubiger dem Insolvenzplan der Airline mehrheitlich zustimmen. Das taten sie im März auch bereits. Danach sprang mit der polnischen Lot-Mutter PGL aber der geplante Käufer von Condor ab. Und so musste ein zweiter Insolvenzplan her. Der ist nun fertig.

Gläubiger müssen zum zweiten Mal abstimmen

Eine Condor-Sprecherin bestätigt, dass die Fluggesellschaft den Plan im August eingereicht hat. Und das Amtsgericht Frankfurt teilt nun mit, dass am 22. Oktober ein Termin anberaumt ist: zur «Erörterung eines vorgelegten zweiten Insolvenzplans» und zur «Abstimmung über diesen Plan» – sprich: die zweite Gläubigerversammlung.

Da die Versammlung nicht virtuell abgehalten werden konnte, habe man aufgrund der Corona-Pandemie bis zu diesem Termin gewartet, erklärt die Sprecherin. Um die Hygienebestimmungen einzuhalten, wird die Gläubigerversammlung am 22. Oktober im großen Congress Center der Messe Frankfurt abgehalten.

Falscher Zeitpunkt für die Investorensuche

Der zweite Insolvenzplan gleicht laut Condor in großen Teilen dem ersten – nur dass PGL nicht mehr als Käufer darin vorkommt. Einen neuen Käufer hat Condor nicht. Airline-Chef Ralf Teckentrup hatte schon im Juni zu aeroTELEGRAPH gesagt: «Condor jetzt zum Verkauf zu stellen, wäre so, als würde man im November versuchen, ein Cabrio zu verkaufen.»

Stattdessen sieht der Plan laut der Sprecherin eine «treuhänderisch geführte Restrukturierungsgesellschaft» als neue Condor-Eigentümerin vor. Einzige Condor-Gesellschafterin und -Eigentümerin ist tatsächlich bereits die Erdsiek Vermögensverwaltung mit einem auf Restrukturierung spezialisierten Anwalt als Geschäftsführer.

294 Millionen Euro, Rückzahlung in zehn Jahren

Diese Gesellschaft ist eine Übergangslösung, mit deren Hilfe sich Condor von Thomas Cook trennen kann und die Zeit überbrückt, bis sie einen neuen Investor sucht und findet. Doch wie sieht es derweil mit den Finanzen aus? Um das Schutzschirmverfahren als zahlungsfähiges Unternehmen zu verlassen, braucht Condor ausreichend Kapital.

Im Zuge des Schutzschirmverfahrens erhielt Condor staatlich abgesichterte Kredite in Höhe von 380 Millionen Euro, nutzte davon aber nur 256 Millionen. Als Corona-Hilfen bekam Condor erneut staatliche Kredite in Höhe von 550 Millionen Euro. Davon löste sie die 256 Millionen ab und behielt 294 Millionen Euro übrig. «Wir haben mehr als zehn Jahre für die Rückzahlung vereinbaren können», erklärte Teckentrup im Juni.

Aufsichtsrat kann die Arbeit wieder aufnehmen

Zudem kommt der Fluglinie in der Krise zugute, dass sie die Kosten bereits gesenkt hat. «Wir mussten durch unser Schutzschirmverfahren schon im vergangenen September mit der Restrukturierung beginnen», so der Condor-Chef. Unter dem Schutzschirm fielen Verhandlungen mit Gewerkschaften leichter, ebenso Vertragskündigungen, etwa für Condors Hauptquartier in Frankfurt, das sie im August Richtung Neu-Isenburg verließ.

Nehmen die Gläubiger den zweiten Insolvenzplan in 35 Tagen, am 22. Oktober, tatsächlich mehrheitlich an, kann Condor den Schutzschirm verlassen. Sachwalter Lucas Flöther zieht sich dann zurück, dafür kann der Aufsichtsrat wieder die Arbeit aufnehmen. Zudem wird es operative Erleichterungen geben, da nicht jeder Schritt vom Sachwalter freigegeben werden muss.