Vorwurf
Verhindern Vielfliegerprogramme den Wettbewerb?
Kleine Airlines in den USA werfen den vier großen Fluglinien vor, mit ihren Bonusprogrammen einen fairen Wettbewerb zu verhindern. Zwei US-Behörden haben jetzt zur Anhörung geladen. Die Teilnahme war einseitig.
Airbus A321 von American Airlines am Flughafen Los Angeles: Kleinere Fluglinien werfen den vier großen fehlenden Wettbewerb durch deren Bonusprogramme vor.
Airbus A321 von American Airlines am Flughafen Los Angeles: Kleinere Fluglinien werfen den vier großen fehlenden Wettbewerb durch deren Bonusprogramme vor.
Es heißt oft, dass sich die Luftfahrt in Europa ähnlich entwickeln werde wie in den USA. Dort teilen sich American, Delta und United Airlines den Markt mit der Billigfluggesellschaft Southwest. Es waren einmal über 25 Fluggesellschaften. Es gibt auch kleinere Airlines wie Breeze, Spirit und Allegiant. Abgeschlossen ist die Konsolidierung noch nicht, wie die geplante und mehrfach geplatzte Übernahme von Spirit Airlines zeigt.
Anfang Mai luden das Verkehrsministerium und die Verbraucherschutzbehörde Consumer Financial Protection Bureau zu einer gemeinsamen Anhörung. Thematisch ging es um die Macht von Vielfliegerprogrammen und die Frage, ob dadurch Wettbewerb verhindert werde.
Heftige Kritik
Neben Verkehrsminister Pete Buttigieg nahmen auch Vertreter von Breeze, Spirit Airlines sowie Allegiant teil und äußerten heftige Kritik an den Bonusprogrammen der großen vier Airlines. Matt Klein, Verkaufschef von Spirit Airlines, sagte, dass American, Delta, Southwest und United ungefähr 80 Prozent des Inlandmarktes kontrollierten und deren Treueprogramme die Reisenden weiter in ihre Flugzeuge treibe.
Klein führte weiter aus, dass sich seiner Ansicht nach die großen Akteure den Markt aufgeteilt hätten. Das führe dazu, dass man als Reisender gezwungen sei, mit der jeweiligen Airline zu fliegen. Durch die Treueprogramme würden Kundinnen und Kunden sich genötigt fühlen, mit «American oder United fliegen zu müssen», so Klein. In der Folge wäre der Markteintritt für kleine Fluggesellschaften und neue Akteure bedeutend schwerer.
Eigene Lösungen
Die Vertreter von Allegiant und Breeze schlossen sich zwar Klein an, wiesen jedoch darauf hin, dass sie mit ihren Treue- und Kreditkartenprogrammen Maßnahmen ergriffen hätten, um der Dominanz der «Big Four» entgegenzuwirken. Beide warben damit, dass man sich bei Ihren Programmen nicht erst Punkte erarbeiten müsse, sondern direkt profitieren könne.
So bietet Allegiant allen Kundinnen und Kunden mit ihrer Allways Visa-Karte frühes Einchecken, frühes Boarding und ein kostenloses Getränk. Es gibt auch keinen Mindestbetrag für die Einlösung von Allways-Punkten, so Scott DeAngelo, Marketingchef von Allegiant.
Kreditkarten auch problematisch
Buttigieg ging auf die Sorgen der Airlines ein: «Eine unserer Sorgen ist natürlich, welche Rolle diese Programme bei der Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit anderer, kleinerer und neuerer Spieler spielen». Vertreter von Delta, Southwest, Alaska und JetBlue waren eingeladen, lehnten eine Teilnahme jedoch ab, teilte das Verkehrsministerium mit.
Auch die anwesenden Verbraucherschützer stimmten Kleins Prämisse zu. Unter ihnen war Erin Witte von der Consumer Federation of America. Ihrer Meinung nach können die größten Fluggesellschaften ihre Marktposition nutzen, um von den Banken günstigere Konditionen für Co-Branding-Kreditkarten zu bekommen.
Keine Regulierung der Punkte
Zudem sei es ein Problem, dass allein die jeweilige Airline den Wert der Bonuspunkte bestimmen und gegebenenfalls abwerten kann. Die beiden Regulierungsbehörden prüfen, ob Prämienprogrammen neue Regeln auferlegt werden sollen und ob es nötig sei, die Durchsetzung bestehender Regeln zu verstärken.