Sochi
«Verdammte Scheiße!» – Crew von Pobeda riskierte Bruchlandung
In einem Gewitter entschied ein Kapitän der Aeroflot-Tochter entgegen des Rats seines Kopiloten, den Anflug fortzusetzen. Das hätte fast in einer Katastrophe der Boeing 737 von Pobeda geendet.
Wetterkarte: Heftige Gewitter über Sochi.
Wetterkarte: Heftige Gewitter über Sochi.
Am Ende ging alles glimpflich aus. Doch offenbar wurde es auf Flug DP338 von Kazan nach Sochi richtig knapp. Das zeigt ein interner Bericht von Pobeda, der dem Portal Aviatorshina vorliegt. Trotz Gewitter und heftigen Winden entschloss die Besatzung, das Ziel anzufliegen.
Dabei wäre das Flugzeug offenbar fast verunglückt, bevor es schließlich nach Beslan umgeleitet wurde. Der Bericht kommt dabei auch zu einem ziemlich eindeutigen Schluss: Hätte die Crew anders gehandelt, wäre es nicht so knapp geworden. Vor allem den Kapitän trifft laut den internen Ermittlern ein großer Teil der Schuld. Er wurde mittlerweile degradiert und suspendiert.
Zweiter Versuch trotz Gefahr
Der Flug der Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen RA-73227 verlief größtenteils normal. Doch über dem Zielflughafen braute sich ein heftiges Gewitter zusammen. Die Winde, die herrschten, lagen über dem, was als für Landungen mit einer Boeing 737 als sicher erachtet wird, heißt es weiter.
Ein erster Anflug scheiterte. Der Kopilot von Pobeda soll laut dem Bericht seinen Kapitän wiederholt darauf hingewiesen haben, dass es sicherer sei, einen zweiten Anflug abzubrechen, statt bei derart starken Winden und Turbulenzen zu landen. Doch der Kapitän hörte nicht darauf. «Wir kommen rein», sagte er einfach.
Warnungen im Cockpit, Crew überfordert
Das war keine gute Idee. Weil die Piloten von Pobeda entgegen den Anweisungen handelten und den Landeanflug einleiteten, stimmte die Geschwindigkeit nicht mehr, als die Klappenstellung Flaps 1 eingeleitet wurde. Das Flugzeug flog mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit, als es hätte sollen. Das setzte sich fort. Die Crew bemerkte das jedoch laut dem Bericht nicht.
Der Jet verlor schnell an Höhe und in den Kurven war der Winkel mit bis zu 49 Grad teils so groß, dass im Cockpit die Warnung BANK ANGLE erklang. «Verflucht!» war darauf im Cockpit zu vernehmen. Die Warnung erklang danach nochmals. «Verdammte Scheiße! Fuck! Lass uns abhauen!», so die Piloten nun.
Kapitän degradiert
Die Fluggesellschaft kam zu dem Schluss, dass die Belastung der Besatzung so stark zunahm, dass ihre Fähigkeit, Informationen zu analysieren und angemessen auf sie zu reagieren, während des zweiten Anflugs komplett verloren ging.
Die «übermäßige Arbeitsbelastung» wurde laut dem Bericht durch die Entscheidung der Besatzung verursacht, den Anflug fortzusetzen, was zu einem kurzfristigen Kontrollverlust führte. Der Kapitän wurde inzwischen degradiert und darf bis auf Weiteres nicht mehr als Flugbesatzung arbeiten.