Privatflieger in geheimer Mission
Das US-Militär braucht neue Flieger und muss gleichzeitig sparen. Daher greift die Air Force zu ungewöhnlichen Mitteln.
MC-12 der US Air Force, früher eine King Air. Hier bei der Landung in Baghdad.
MC-12 der US Air Force, früher eine King Air. Hier bei der Landung in Baghdad.
Plüschiges Interieur, versilberte Armaturen und die Initialen der Tochter am Heck – so ungefähr sah der Privatflieger eines texanischen Arztes einmal aus – bis ihm ein mysteriöser Käufer den Fünf-Millionen-Dollar-Flieger abkaufte. Um ihn auf eine wichtigere Mission zu schicken: In geheimem Auftrag ist die Beechcraft-King-Air inzwischen als Spionageflieger für das US-Militär unterwegs. In Afghanistan, im Irak, oder wo auch immer er unbemannte Drohnen unterstützen muss.
Selbstverständlich haben die Ingenieure des amerikanischen Militärs die Kabine und das Äußere der Maschine mittlerweile völlig umgebaut. Und der Privatflieger des Arztes ist nicht der einzige seiner Art, der zu Höherem berufen ist. Gemäß einem Bericht der New York Times brauchen die Vereinigten Staaten dringend neue Spionageflieger, um die unbemannten Dronen zu unterstützen. Und weil die Produktion mit der Nachfrage nicht mithalten kann und es auch billiger kommt, greifen sie auf den Gebrauchtfliegermarkt zurück.
Radar statt Flachbildfernseher
Acht gebrauchte King Airs hat die Air Force gekauft. Die schicke Einrichtung wurde herausgerissen, die Flieger wurden grau gestrichen und mit Spionage-Ausrüstung im Wert von mehreren Millionen Dollar ausgestattet. Kabelsalat statt Chromeverkleidung, Radar statt Flachbildfernseher, Tarnbemalung statt Firmenlogo. Und: Die Flieger heißen Nun MC-12. Die erste Maschine begann ihren Einsatz 2009 im Irak, die anderen folgten schon kurz danach und sind größtenteils bis heute im Einsatz.
Die New York Times zitiert Kommandeure des Militärs, dass die Propellerflieger eine Nische füllten: So haben sie gegenüber den unbemannten Drohnen einen Vorteil, was die Kommunikation betrifft. Die Piloten sind direkter mit den Truppen am Boden verbunden und können die Vorgänge sort direkter auswerten als das Personal, das in den USA sitzt.
Aber nicht nur gebrauchte Flieger hat die Air Force aus Kostengründen ins Auge gefasst. Offenbar bieten die kommerziellen King Airs eine große Ersparnis. 29 neue Versionen der Beechcraft-Maschinen hat die Air Force mit dem Spionage-Equipment ausgestattet, 36 weitere will das Militär kaufen.