Flug mit nachhaltigem Kerosin
United Airlines: Wie man aus 50 Prozent 100 Prozent macht
Die Fluggesellschaft sprach davon, als erste Airline überhaupt einen Passagierflug mit 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff durchzuführen. Doch tatsächlich waren es nur 50 Prozent, wie United zugeben musste.
Boeing 737 Max: Dieses Flugzeug von United durfte mit 50 Prozent Biokerosin fliegen.
Boeing 737 Max: Dieses Flugzeug von United durfte mit 50 Prozent Biokerosin fliegen.
Viele Fluggesellschaften setzen auf sogenannte nachhaltige Treibstoffe. Die regenerativen, nicht auf fossilen Rohstoffen basierenden Kraftstoffe sind eine verhältnismäßig einfache Lösung, um den Co2-Ausstoß zu senken. United Airlines will dabei ganz vorne mitmischen.
Die amerikanische Fluglinie absolvierte zur Demonstration am Mittwoch (1. Dezember) einen Flug mit 50 Prozent nachhaltigen Kerosin. Sie entschied sich dabei für eine Route, die von ihr besonders häufig bedient wird. Der Sonderflug führte mit über 100 Gästen von Chicago nach Washington DC. UA2701 wurde zur Hälfte von dem in der Branche Sustainable Aviation Fuel SAF genannten Kerosin angetrieben.
Doch nur ein Triebwerk
United Airlines kommunizierte vor dem Start stolz, dass man als erste Fluggesellschaft überhaupt einen Passagierflug mit 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff durchführe. Doch auf Nachfragen musste das Unternehmen einräumen: Es sind nur 50 Prozent.
Tatsächlich hat die verwendete Boeing 737 Max 8 – wie alle anderen Verkehrsflugzeuge auch – gar nicht erst die Zulassung, um vollständig mit der Treibstoffalternative betankt zu werden. Darum hat United im Nachhinein klarstellen müssen, dass nur eines der beiden Triebwerke vom Hersteller CFM auf nachhaltigem Treibstoff lief. Das andere verwendete ganz normales Kerosin.
Eine einfache Lösung mit Haken
Nachhaltige Treibstoffe sind bei den Zukunftsplänen einiger Airlines deshalb so beliebt, weil sie unkompliziert in vielen existierenden Flugzeugmodellen verwendet werden können. Aktuell können sie klassischem Kerosin bis zu 50 Prozent, perspektivisch aber bis zu 100 Prozent beigemischt werden. Dadurch muss nicht erst darauf gewartet werden, dass Flugzeuge mit neuen Antriebstechnologien wie Strom oder Wasserstoff entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Sie können also eine gute Übergangslösung sein.
Das Problem dabei: Nachhaltige Treibstoffe sind deutlich teurer und existieren bei Weitem noch nicht in den Mengen, die notwendig wären, um die wachsenden Emissionen der Luftfahrt zu bremsen. Zunächst besteht die Herausforderung daher darin, solche Alternativen überhaupt erst herzustellen. Laut dem DLR müsste jedes Flugzeug mit 80 Prozent nachhaltigem Treibstoff fliegen, wenn man langfristig eine Trendumkehr beim Co2-Ausstoß schaffen will.
Treibstoff aus Biomasse statt Erdöl
Produziert wird nachhaltiges Kerosin aus Biomasse wie Agrarabfällen, Algen oder Palmöl, die in einen kohlenstoffarmen Rohölersatz umgewandelt wird. Kritiker warnen, dass nachhaltige Treibstoffe nur als solche bezeichnet werden sollten, wenn bei der Produktion keine Wälder, Landwirtschaftsflächen oder Nahrungspflanzen verbraucht oder beschädigt werden.