Vorfall mit Bombardier CRJ900 in Turku
Jet dreht Pirouette auf der Landebahn
Eine Bombardier CRJ900 von City Jet bekam im finnischen Turku nachdem Aufsetzen auf schneebedeckter Piste heftige Probleme. Der Untersuchungsbericht zum Vorfall deckt diverse Mängel auf.
Bange Sekunden: Bis zum Stillstand drehte sich die Bombardier CRJ900 um 190 Grad.
Aufnahme der Ermittler knapp 50 Minuten später. Noch immer herrscht intensiver Schneefall. Das sich die Spur der Vorderräder nicht zwischen denen des Hauptfahrwerks befindet, bezeugt noch immer von der Schlitterpartie.
Mit aufgezeichneten GPS-Daten rekonstruierten die Ermittler das Ausdriften der Bombardier entlang der Landebahn-Grenze.
Nachdem die halbe Bahn passiert war, brach das Flugzeug aus und kam erst während der Drehung zum Stillstand.
Bange Sekunden: Bis zum Stillstand drehte sich die Bombardier CRJ900 um 190 Grad.
Aufnahme der Ermittler knapp 50 Minuten später. Noch immer herrscht intensiver Schneefall. Das sich die Spur der Vorderräder nicht zwischen denen des Hauptfahrwerks befindet, bezeugt noch immer von der Schlitterpartie.
Mit aufgezeichneten GPS-Daten rekonstruierten die Ermittler das Ausdriften der Bombardier entlang der Landebahn-Grenze.
Nachdem die halbe Bahn passiert war, brach das Flugzeug aus und kam erst während der Drehung zum Stillstand.
Garstiges Wetter und Schnee sorgen am Flughafen Turku normalerweise für keine Probleme. Im finnischen Ort fallen die Temperaturen bereits im Herbst Richtung Gefrierpunkt und lassen frostige Bedingungen zur Routine werden. Im Oktober letzten Jahres brachte das Wetter einen Flug von SAS jedoch in Gefahr. Knapp ein Jahr später legte die finnische Untersuchungsbehörde Safety Investigation Authority of Finland SIAF nun ihren Abschlussbericht vor und der zeigt diverse Fehler auf.
Dass die Landung von Flug SK4236 am 25. Oktober 2017 eher ungemütlich werden würde, zeichnete sich den Piloten schon bereits vor dem Endanflug auf den Regionalflughafen ab. Dunkler Abendhimmel, dichtes Schneetreiben und eine tief hängende Wolkendecke ließ der Besatzung nur noch einen Anflug auf Turkus Landebahn 26 zu. Sie besitzt zwar als einzige über ein Instrumentenlandesystem ILS, das die Bombardier CRJ900 von der durchführenden Airline City Jet trotz schlechter Sichtbedingungen sicher zum Aufsetzpunkt dirigieren konnte, jedoch mussten die Piloten hierfür entgegen der Norm mit Rückenwind aufsetzen. Knifflig dabei: Die Geschwindigkeit und der Bremsweg erhöhen sich, erschwerend kam hinzu, dass die Piste mit Schnee bedeckt war.
Reifen blockierten
Nachdem Berechnungen und Checklisten trotz der schwierigen Bedingungen für einen sicheren Stopp auf der 2500 Meter langen Bahn sprachen, führten die Piloten von City Jet ihren Anflug fort. Dass dabei etwas nicht stimmen konnte, offenbarte sich ihnen bereits in den ersten Sekunden nach dem Aufsetzen. In einem einen Zentimeter dicken Schneematsch fand das Fahrwerk keinen Halt. Da sich die Räder deswegen zu langsam drehten verhinderte der Bordcomputer zudem unglücklicherweise die volle Aktivierung der Schubumkehr.
Nachdem die Reifen nach wenigen Sekunden komplett blockierten, schlitterte die Bombardier CRJ900 ungefähr 2000 Meter über die verschneite Landebahn und begann ab der Hälfte der verbleibenden Strecke nach rechts abzudriften. Nachdem das Flugzeug die äußeren Landebahnlichter streifte, drehte sich das Flugzeug – immer noch 77 Stundenkilometer schnell – im Gegenuhrzeigersinn um 190 Grad und blieb wieder auf der Mitte der Bahn stehen.
Glimpflicher Ausgang
Dass es zu der verpatzten Landung kam, führen die Ermittler größtenteils auf eine mangelhafte Kommunikation des Flughafen mit den Piloten zurück. So fand die letzte Untersuchung der Landebahn-Beschaffenheit trotz heftiger Schneefälle bereits 20 Minuten vor der Landung statt. In dieser Zeit hätte sich der Zustand der Landebahn deutlich verschlechtert.
Mit den veralteten Informationen konnte die Besatzung die Situation nicht richtig einschätzen. Auch kritisiert die Safety Investigation Authority of Finland, dass die nächste Schneeräumung der Piste erst nach der Landung von Flug SK4236 angesetzt war. Da der Vorfall als ersthaft eingestuft wurde, pocht die Behörde dringend auf Nachbesserungen.
Auch Fehler im Cockpit
Doch auch im Cockpit wurde die Ermittler nach Fehlern fündig. So seien sich die Piloten gar nicht darüber im Klaren gewesen, warum der Bordcomputer die Schubumkehr nicht wie geplant betätigte. Sie bemängeln aber auch die Verständlichkeit des Systems. Auch vertaten sich die beiden Flugzeugführer mit dem erlaubten Höchstgewicht, mit dem die Bombardier unter den besonderen Umständen noch hätte landen dürfen und setzten es viel zu hoch an.
Grund dafür seien schlecht überschaubare Tabellen in den Handbüchern der Fluggesellschaft, welche den Piloten die Rechenhilfen zur Verfügung stellt, weshalb im Bericht auch hier zur Nachbesserung aufgerufen wird.
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen von der Unglücksstelle.