Letzte Aktualisierung: um 20:54 Uhr

Von Smart Lynx zur Bundeswehr

Unfall-A320 dient künftig deutscher Eliteeinheit

Ein Trainingsunfall bei Smart Lynx in Estland ruinierte einen Airbus A320. Künftig wird das Kommando Spezialkräfte der deutschen Bundeswehr den Jet für Übungen verwenden.

Der Zwischenfall geschah Ende Februar 2018 auf einem Schulungsflug. Ein Pilot, ein Chefinstruktor und vier Auszubildende der Charterairline Smart Lynx trainierten in Tallinn, wie man mit dem Fahrwerk aufsetzt und wieder durchstartet. Bei einem der Manöver gewann ihr Airbus A320 mit der Registrierung ES-SAN nicht schnell genug an Höhe und sackte wieder ab. Die Triebwerke schlugen auf den Boden auf.

Schließlich gelang es den Piloten, doch an Höhe zu gewinnen und das Flugzeug zu drehen. Dabei fielen jedoch beide Triebwerke aus. Mit Not setzte die Crew die Maschine rund 150 Meter vor der Landebahn auf, wobei alle Reifen platzen. Es war der letzte Flug des A320.

Übungsjet für Spezialeinheit

Im Dezember 2018 wurde das mittlerweile stillgelegte Flugzeug von Estland nach Deutschland gebracht, in die Graf-Zeppelin-Kaserne im baden-württembergischen Calw. Dort ist das Kommando Spezialkräfte KSK der Bundeswehr stationiert.

Der ausrangierte Airbus soll dem KSK für Ausbildungs- und Übungsszenarien dienen, berichtet das Transportfachmagazin Eurotransport. Es schreibt, die Spezialeinheit habe schon länger ein ausrangiertes Flugzeug gesucht, das zum Verkauf stehe. Zu den Aufgaben der KSK-Soldaten gehören unter anderem die Befreiung von deutschen Geiseln in Krisen- oder Kriegsgebieten und die Festsetzung von Kriegsverbrechern oder Terroristen.

Erstbetreiber Air Jamaica

Um den A320 von Tallinn nach Süddeutschland zu bringen, setzte die Transportfirma Hermann Paule fünf Fahrzeuge ein – je eines für jede Tragfläche, das Höhen- und das Seitenleitwerk sowie den Rumpf. Die Transporte begannen am 6. und dauerten bis zum 21. Dezember. Das Schwerlastgespann mit dem Rumpf war 54 Meter lang, 4,90 Meter breit, 4,55 Meter hoch und 89 Tonnen schwer, so ein Sprecher von Hermann Paule gegenüber aeroTELEGRAPH. Von Estland nach Lübeck reisten die A320-Teile per Schiff.

Das Flugzeug war im Jahr 2000 gebaut worden, gehörte der Leasingfirma GE Capital Aviation Services, kurz Gecas. Es kam zuerst bei der damaligen Air Jamaica zum Einsatz. Nach verschiedenen anderen Betreibern landete es erst am 10. Februar 2018 bei Smart Lynx Estonia, wo es noch im gleichen Monat zu dem Zwischenfall kam, der das Ende des Fliegers besiegelte. Insgesamt sammelte die Maschine bis dahin rund 45.000 Flugstunden.